Der Tourismus in Weinfranken ist ein stattlicher Wirtschaftsfaktor geworden. Nach Jahren mit permanenten Zuwächsen gaben die Gäste zuletzt 1,6 Milliarden Euro pro Jahr in den Geschäften und den Beherbergungsbetrieben der Region aus. Zieht man von diesem Gesamtumsatz Steuern und Vorleistungen wie Wareneinkauf oder ähnliche Ausgaben ab, ist der Wirtschaft ein Gewinn von 414 Millionen Euro geblieben.
Studie zeigt überraschenden Aspekt
Diese Zahlen für 2017 stellte am Dienstag die Fränkisches Weinland Tourismus GmbH in Sommerhausen bei Würzburg vor. Dem Verband sind außer Rhön-Grabfeld und Haßberge alle mainfränkischen Stadt- und Landkreise mit zusammen 67 Gemeinden als Gesellschafter angeschlossen. Die aktuellen Tourismuszahlen gehen aus einer Studie hervor, die das Münchener Marktforschungsunternehmen dwif für den Verband erstellt hat.
Die Studie wirft stellenweise ein überraschendes Licht auf den Fremdenverkehr in der Region. Demnach spielen die Tagesgäste eine wesentliche größere Rolle als jene Reisenden, die in Würzburg, Kitzingen und Co. übernachten. Wie dwif-Geschäftsführer Manfred Zeiner in Sommerhausen sagte, waren es im vergangenen Jahr elfmal mehr Tages- als Übernachtungsgäste. Er riet den Geschäftsleuten, ein starkes Augenmerk auf diese Gruppe zu legen.
Wie viel Geld die Gäste liegen lassen
Zeiner unterstrich das mit Zahlen aus seiner Studie. Demzufolge gibt ein Tagesgast in Weinfranken im Durchschnitt 34,40 Euro aus, ein Übernachtungsgast – allein schon wegen der Unterkunft – 120,60 Euro. Diese Zahlen seien im bayernweiten Vergleich hervorragend.
Mit knapp 36 Millionen Tagesreisen in 2017 sei die Zahl dieser Kurzbesuche deutlich größer als jene bei den Gästen mit Übernachtung. So entfielen von jenen 1,6 Milliarden Gesamtumsatz aus dem (Wein-)Tourismus 77 Prozent auf die Tagesgäste.
Wer vom Umsatz am meisten bekommt
Nicht die Hotels und sonstigen Bettenvermieter sind die Hauptprofiteure von jenen 1,6 Milliarden Euro, sondern der Einzelhandel in der Region: Auf ihn entfällt die Hälfte dieses Umsatzes – auch nach oben getrieben durch den Weinverkauf im Laden. Das Gastgewerbe kommt auf 35 Prozent, der Rest verteilt sich auf Dienstleister und andere Bereiche.
Auch der Staat profitiert
Auch der Fiskus darf sich freuen: Zeiner zufolge flossen allein 2017 etwa 186 Millionen Euro an Umsatzsteuer aus dem weinfränkischen Tourismus in die Staatskassen. Etwa 26 000 Menschen in der Region bestreiten ihr primäres Einkommen aus dem Fremdenverkehr – das ist die Hälfte der Einwohnerzahl von Schweinfurt. Grund für Zeiner, auch hier auf die Rolle des Fremdenverkehrs hinzuweisen: „Engagement für den Tourismus bedeutet auch Engagement für die Arbeitsplätze vor Ort.“
20 Prozent mehr Tagesbesucher
Ein Vergleich der Studie zeigt, dass allein zwischen 2014 und 2017 die Zahl der Tagesbesucher um 20 Prozent zugenommen hat, die der Bruttoumsätze im Einzelhandel und im Gastgewerbe um 9,5 und 15 Prozent. Weitere Millionen Euro an Umsatz versteckt sich nach Zeiners Worten in einer Gästegruppe, die statistisch nicht erfasst werden könne: Jene, die bei Bekannten oder Verwandten in Weinfranken übernachten.
Online muss sein
Wie generell in der Tourismusbranche spielt auch in Weinfranken das Internet eine große Rolle, wenn es um Zimmerbuchungen geht. Gerade kleiner Anbieter sollten auf diesen Zug aufspringen und sich zum Beispiel am Buchungsportal des Tourismusverbandes beteiligen, sagte Geschäftsführerin Müller.
Nach ihren Worten hat das Portal allein von Januar bis Juli 2018 für 729 000 Euro Umsatz bei den 132 angeschlossenen Beherbergungsbetrieben gesorgt. Wer als kleiner Anbieter diese Online-Wege nicht mitgehe, „bekommt auf lange Sicht Probleme“. Denn andere Formen der Werbung verlören massiv an Bedeutung.