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LONDON
Milliardenbuße für Großbanken
Manipulierte Devisenkurse: Die Logos der bestraften Banken.
Foto: Justin Lane/Andy Rain/Facundo Arrizabalaga, dpa | Manipulierte Devisenkurse: Die Logos der bestraften Banken.
reda
 |  aktualisiert: 11.12.2019 14:58 Uhr

Es gab kaum etwas, das nicht manipuliert wurde: Zinsen, Fremdwährungen, der Goldpreis. Banker konnten weltweit durch Tricksereien viel Geld verdienen, gleichzeitig hat das Ansehen vieler Finanzmetropolen stark unter den Skandalen gelitten, auch das von London.

Nun schlagen die Aufsichtsbehörden in Großbritannien, den USA und der Schweiz wieder einmal mit hohen Strafen zu. Sie verdonnerten in einer gemeinsamen Aktion fünf internationale Großbanken wegen der Manipulation von Devisenkursen zu rund 2,7 Milliarden Euro Strafe. Zu den Finanzinstituten gehören die Royal Bank of Scotland (RBS), die Großbank HSBC sowie die US-Banken Citigroup, JPMorgan und die UBS mit Hauptsitz in der Schweiz. Die Eidgenossen müssen mit umgerechnet 640 Millionen Euro die höchste Strafe bezahlen, die HSBC mit knapp 500 Millionen Euro am wenigsten.

Dabei verhängte die britische Aufsichtsbehörde FCA den Löwenanteil der Bußgelder. „Heute räumen wir entschieden mit der Korruption von einigen wenigen auf, damit wir ein Finanzsystem haben, das für alle funktioniert“, sagte der britische Finanzminister George Osborne nach Bekanntgabe der Rekordbußgelder. Es sei Teil eines langfristigen Plans, der alles, was bei britischen Banken und der Wirtschaft falsch lief, in Ordnung bringen soll. Die Strafzahlungen, so versprach er, sollen dem Gemeinwohl zugutekommen.

Die behördlichen Aufseher sagten, sie fanden eine „free for all“-Kultur vor, eine Umsonst-für-alle-Kultur also, die unter den Händlern weit verbreitet war. Die Regulierer sind überzeugt davon, dass sich zwischen Anfang 2008 und Oktober 2013 Banker beim Handel mit Fremdwährungen abgesprochen haben, um das eigene Geschäft zu fördern – verbotenerweise. Es erinnert an den Libor-Skandal, als Banken 2013 ebenfalls eine Milliardenstrafe zahlen mussten, weil sie den Leitzinssatz manipuliert hatten.

Die Behörden durchforsteten Chats und lasen sich durch E-Mail-Nachrichten. So diskutierten Händler laut Chatprotokollen die Zinsen und teilten Informationen über Kunden untereinander aus, denen sie Codenamen wie „Die Spieler“, „Die drei Musketiere“ oder „Das A-Team“ verpassten – so konnten die Banker Klienten identifizieren, ohne sie direkt beim Namen zu nennen.

Der britischen FCA zufolge haben es die Finanzinstitute versäumt, effiziente Kontrollen einzuführen, um die Absprachen und Tricksereien zu untersagen. Eigene Interessen der Banken wären über jene der Kunden und Marktteilnehmer gestellt worden. „Zu sagen, dass ich wütend bin, wäre eine Untertreibung“, entschuldigte sich der Vorstandsvorsitzende der größtenteils verstaatlichten RBS, Ross McEwan, bei den Kunden. „Bei uns haben Menschen gearbeitet, die den Unterschied zwischen richtig und falsch nicht kannten und ihre Interessen über die der Kunden gestellt haben“, sagte er. Er verordnete der Bank Anfang des Jahres einen umfassenden Kulturwandel. Noch dieses Jahr will das Institut den Zwischenstand einer internen Untersuchung zum Thema Devisenmanipulationen gegen beteiligte Mitarbeiter vorlegen.

Auf dem Devisenmarkt werden verschiedene Währung gegeneinander getauscht. Er gilt mit einem Volumen von zuletzt mehr als fünf Billionen Dollar täglich als größter Finanzmarkt der Welt. Auch wenn bei der Deutschen Bank – sie gehört zu den größten Devisenhändlern der Welt – ebenfalls ermittelt wird, im aktuellen Fall ist sie nicht beteiligt.

Am Dienstag hatte die britische Notenbank ihrem Chef-Währungshändler gekündigt. Das gab das Institut am Mittwoch bekannt. Einen Zusammenhang mit dem Devisenskandal gebe es aber nicht.

 
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