Bei Mercator-Leasing fing alles ganz klassisch an: Rolf Hahn, der als Geschäftsführer bei einer Privatbank gearbeitet und dort das Leasinggeschäft aufgebaut hatte, wollte sich verändern. In der Schweinfurter Flessa-Bank und der Fürstlich Castell?schen Bank, Credit Casse AG Würzburg fand er zwei Banken, die sich im Bereich Leasing stärker engagieren wollten und die deshalb die MLF Mercator-Leasing GmbH gründeten. Das war 1991. Rolf Hahn (62) wurde ihr Geschäftsführer.
Wie es bei Mercator anfing
Klassischer Anfang bedeutet, dass sich das neue Unternehmen auf dem Automarkt tummelte. „Das ging sehr gut“, erinnert sich Hahn. Bis Mitte der 1990er-Jahre, dann drängten die Automobilhersteller selbst ins Geschäft und subventionierten mit ihren Banktöchtern auch den Absatz bestimmter Modelle.
„Die haben uns das Pkw-Geschäft weitestgehend abgenommen“, erinnert sich Hahn, der um die Jahrtausendwende nach Alternativen suchen musste. Und die fand er in England und den Niederlanden, wo das Leasing von Büromaschinen mit Services und speziellen Abrechnungsmethoden damals schon gang und gäbe war.
Leasinggeschäft wächst: Gemietet wird so gut wie alles
Das Leasinggeschäft über mobile Wirtschaftsgüter hat sich in den vergangenen Jahren rasant entwickelt. Und das in vielen Branchen. Im Bereich Büroausstattung beispielsweise macht es bereits mehr als die Hälfte aus.
Gemietet wird so gut wie alles, vom Kopierer bis zur Blumentopf. Dabei geht es nicht nur darum, weniger Kapital einzusetzen, sondern um ein Rundum-Sorglos-Paket und Kostentransparenz. Das heißt: Wartung und automatische Nachlieferung von Verbrauchsmaterialien sind eingeschlossen. Die Kosten können genau abgerechnet werden, beispielsweise für eine Kopie oder eine Röntgenaufnahme oder dem einzelnen Sterilisationsvorgang in einem Krankenhaus.
Bonitätsprüfung geht fix
Mercator schließt Leasingverträge nur mit Firmenkunden, Kommunen oder mit Freiberuflern wie Anwälten oder Steuerberatern ab. Der Vertrieb erfolgt in erster Linie über Handelspartner und Hersteller. Allein im Bürogeschäft sind dies über 400 Fachhandelspartner.
Diese können über ein Online-Portal eine Anfrage stellen. Die Bonitätsprüfung erfolgt sofort über ein eigens entwickeltes Tool. „Im Idealfall fällt eine Entscheidung in Sekunden“, erklärt Matthias Schneider (40), der zum Jahresbeginn mit in die Geschäftsführung berufen worden ist. Im Tempo unterscheide sich der Leasinganbieter deutlich von den Banken.
Dieser wird Eigentümer der geleasten Dinge, die nach Ablauf des Vertrages an den Kunden oder den Lieferanten verkauft werden. „Eine Lagerhalle brauchen wir nicht“, sagt Schneider.
34 000 Kunden in ganz Deutschland
Heute zählt Mercator laut „Bundesverband Deutscher Leasing-Unternehmen“ zu den zehn wichtigsten mittelständischen Leasinganbietern in Deutschland mit einer Bilanzsumme von über 410 Millionen Euro. Betreut werden circa 34 000 Kunden in ganz Deutschland, die mehr als 104 000 Verträge abgeschlossen haben. Allein im vergangenen Geschäftsjahr machte das Neugeschäft 228 Millionen Euro aus. Die Mitarbeiterzahl liegt inzwischen bei rund 80, für die Räume in der Londonstraße im Industrie- und Gewerbepark Maintal inzwischen zu klein geworden sind. Ein Erweiterungsbau wird im Frühjahr eröffnet.
Mercator gilt als Mittelständler
Leasinganbieter unterliegen heute der Bankenaufsicht BaFin. Gesteigerte aufsichtsrechtliche Anforderungen haben dazu geführt, dass ihre Zahl von einmal deutlich über 1000 auf rund 200 zurückgegangen ist. In der Branche werden rund 14 000 Menschen beschäftigt, der Umsatz im Bereich Mobilien liegt bei rund 55 Milliarden Euro.
Mercator zählt dabei zu den Mittelständlern. „Unser Ziel ist nicht Größe, sondern Qualität und Rentabilität“, umreißt Hahn die Unternehmensphilosophie.
Immer wieder neue Nischen erschließen
Mittlerweile ist der Markt für Büromaschinen weitgehend gesättigt. Der Trend geht in Richtung IT-Ausstattung. Gerade in der Digitalisierung sieht Mercator sehr gute Zuwachsmöglichkeiten. Jürgen Giegler, der Geschäftsführer der Bürotechnik Jean Giegler KG in Schweinfurt, bestätigt eine gewisse Stagnation. Dabei werde der Bereich Service immer wichtiger. Geleast würden in erster Linie Großgeräte, die zentral eingesetzt werden. Der Trend gehe aber derzeit wieder zu Lösungen am Arbeitsplatz direkt. Diese würden in der Regel gekauft.
Darüber hinaus gibt es jedoch noch viele Nischen, die zu erschließen sind. So hat der Gesetzgeber das Leasing von Dienstfahrrädern, analog einem Firmen-Pkw, steuerlich begünstigt. Die Räder können durch eine Gehaltsumwandlung auch privat genutzt werden.
Und dann die Sache mit Fahrrädern
Was zunächst belächelt worden sei, „entwickelt sich inzwischen toll“, sagt Hahn. 2015 sei das Geschäft explodiert. Mercator arbeitet dabei mit einem Dienstleister in Freiburg zusammen und hat einen Marktanteil von über 70 Prozent mit mehr als 80 000 Rädern im Bestand. Wobei die Räder im Schnitt 2000 Euro kosten.
Arbeitgeber nutzen das Rad als Anreizinstrument für ihre Mitarbeiter, sehen aber auch den gesundheitlichen Effekt. Inzwischen gibt es auch die Möglichkeit, durch Gehaltsumwandlung den Mitarbeitern IT-Technik zur Verfügung zu stellen.
Fluktuation ist gering
Das Durchschnittsalter der Mercator-Mitarbeiter liegt unter 35 Jahren. Die Fluktuation ist niedrig. Fünf der sieben Mitarbeiter, die mit Hahn zunächst in Bad Kissingen angefangen haben, sind noch dabei. Die Zahl der Initiativbewerbungen sei hoch, sagt Hahn.
Seit zehn Jahren wird selbst ausgebildet, zum Kaufmann für Büroorganisation, die Weiterbildung zum Leasing-Fachwirt schließt sich an. Zusätzliche Mitarbeiter werden nicht nur in der Verwaltung, sondern auch im Vertrieb gebraucht, weil Mercator künftig verstärkt Kunden im fränkischen Raum, im Umkreis von 50 bis 100 Kilometern, akquirieren will.