Hartmut Mehdorn hat am Montag mit der schwierigen Aufgabe begonnen, das Pannenprojekt Hauptstadtflughafen startklar zu machen. Am ersten Tag wird er direkt auch mit den politischen Herausforderungen seines neuen Jobs konfrontiert: Mehdorn ist gleich am Montagnachmittag vor dem Sonderausschuss des Landtags in Potsdam aufgetreten. Das bestätigte die Sprecherin des Landtags, Katrin Rautenberg. Dort hat auch der Brandenburger Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD), Aufsichtsratschef der Flughafengesellschaft, Auskunft gegeben. Der frühere Bahn- und Air-Berlin-Chef Mehdorn (70) soll Druck machen, damit der von Pannen begleitete Flughafenbau vorankommt. Das Milliardenprojekt geriet wegen vieler Baumängel und Problemen mit der Brandschutzanlage ins Stocken. Die Eröffnung musste bereits viermal verschoben werden.
Nach Informationen des Nachrichtenmagazins „Focus“ ist die Zahl der Mängel auf der Baustelle möglicherweise doppelt so hoch wie bislang angenommen. Von bis zu 40 000 Mängeln berichtet das Blatt und beruft sich dabei auf einen Fortschrittsbericht. Flughafensprecher Ralph Kunkel sagte dazu, solche Zahlen seien irreführend, Hauptproblem bleibe die Brandschutzanlage. In dem Bericht sind auch kleinste Mängel, wie ein Sprung in einer Fliese, aufgelistet.
Mehdorn muss in dem Flughafen-Chaos viele Aufgaben gleichzeitig anpacken, unter anderem die Arbeiten vorantreiben und einen realistischen Termin für die Eröffnung festlegen. Außerdem auf der Liste der Aufgaben: einen Lärmschutz-Kompromiss mit den Anwohnern finden, die verunsicherten Airlines und Investoren bei der Stange halten, den bis an den Rand belasteten Flughafen Tegel funktionsfähig halten und nicht zuletzt das verheerende Betriebsklima in der Flughafengesellschaft verbessern. Für seine neue Aufgabe bekommt Mehdorn volle Rückendeckung von Platzeck: „Herr Mehdorn bekommt die Freiheit, die er braucht. Hauptsache, er schafft mehr Akzeptanz für den Flughafen und bringt ihn endlich ans Netz“, sagte er „Spiegel Online“. Vor dem Landtags-Sonderausschuss zum Flughafen soll Platzeck am Nachmittag auch erklären, warum die Verpflichtung von Wilhelm Bender, dem früheren Chef des Frankfurter Flughafens, als Chefberater des Flughafens Berlin Brandenburg geplatzt war. Der Flughafen-Aufsichtsrat hatte am Freitag überraschend Mehdorn zum Vorsitzenden der Geschäftsführung berufen. Mehdorns Vorgänger Rainer Schwarz musste im Januar gehen, nachdem die Flughafeneröffnung zum vierten Mal abgesagt wurde. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) erwartet nun eine zügige Fertigstellung des Airports. Berlin und Brandenburg sowie der Bund sind die Bauherren des Flughafens, dessen kalkulierte Kosten seit 2006 von 2,0 Milliarden auf 4,3 Milliarden Euro im vergangenen Herbst stiegen. Eine neue Schätzung gibt es nicht.
Spekulationen um Mehdorn-Gehalt
Der Hauptstadtflughafen will das Gehalt des neuen Chefs Hartmut Mehdorn im kommenden Jahr veröffentlichen. Die Betreibergesellschaft verwies am Montag auf den Geschäftsbericht für 2013, der im Frühjahr nächsten Jahres erscheint. An Spekulationen beteilige er sich nicht, sagte ein Sprecher. Der frühere Bahn- und Air-Berlin-Chef hat einen Dreijahresvertrag. Laut „Bild“-Zeitung erhält Mehdorn ein Grundgehalt von 600 000 Euro im Jahr, zudem sei ein leistungsabhängiger Bonus von 150 000 Euro vereinbart. Das Jahresgehalt seines Vorgängers Rainer Schwarz hatte bei 555 000 Euro gelegen. Mehdorns Bezüge bei seinen vorigen Arbeitgebern lagen höher: Bei Air Berlin erhielt er laut Geschäftsbericht 2011 für vier Monate als Vorstandschef 335 000 Euro, das Jahressalär käme rechnerisch auf eine Million. In seinem letzten vollständigen Jahr als Bahnchef 2008 bekam er 1,944 Millionen Euro.