
Der Mischkonzern Kurtz Ersa in Kreuzwertheim (Lkr. Main-Spessart) zieht für Teile seines Geschäfts die Reißleine und kündigte am Mittwoch eine Neuausrichtung an. Dabei sollen 20 Arbeitsplätze wegfallen. Außerdem will das 240 Jahre alte Unternehmen in neue Produkte investieren.
Wie der Chef der Geschäftsführung, Rainer Kurtz, auf Anfrage der Redaktion sagte, sei in den Bereichen Schaumstoff- und Gießereimaschinen "der Markt zusammengebrochen". Eine dauerhafte Erholung sei nicht in Sicht.
Was die Auslöser der Kehrtwende sind
Was offenbar entscheidend hineinspielt, ist die wachsende Elektromobilität im Land. „Die Entwicklung hin zum E-Fahrzeug führt dazu, dass immer weniger Gussteile benötigt werden", wird Geschäftsführer Uwe Rothaug in der Mitteilung zitiert. Außerdem gebe es "einen dramatischen Rückgang bei Kunststoffverpackungen".

Eine der tragenden Säulen des Konzerns ist die Kurtz GmbH, wo nun nach den Worten von Rainer Kurtz in manchen Bereichen die Kosten um bis zu 50 Prozent gedrückt werden sollen. In diesem Zusammenhang müssten am Standort Wiebelbach 20 Arbeitsplätze gestrichen werden. Wie das im Detail vollzogen wird, müsse noch geprüft werden.
Was das für die Arbeitsplätze bedeutet
40 Mitarbeiter in Wiebelbach werden laut Kurtz intern versetzt. Der Bereich "Mechanische Bearbeitung" in der Maschinenfabrik Wiebelbach, wo zum Beispiel viele Schweißer beschäftigt sind, sei nicht mehr ausgelastet und werde deshalb verkauft, ist in der Mitteilung zu lesen. An wen, ist Kurtz zufolge nicht klar.
Die Belegschaft der Kurtz GmbH sei am Mittwoch in einer Versammlung über die Neuausrichtung informiert worden, teilte das Unternehmen weiter mit. Es werde sich fortan auf die Geschäftsfelder Automotive und Protective Solutions konzentrieren, "um sich strategisch auf eine erfolgreiche Zukunft auszurichten". Unter Automotive ist die Automobilzulieferung zu verstehen, unter Protective Solutions fallen laut Kurtz Kunststoffteile zum Beispiel für Fahrradhelme, Stoßfänger und Schuhsohlen.
Wo Kurtz Ersa Hoffnung hat
Sein Unternehmen werde "einen siebenstelligen Betrag" investieren, um neue Technologien zur Marktreife zu bringen, sagte der Konzernchef - ohne Details zu nennen. Große Hoffnungen setzt das Unternehmen offenbar auf Maschinen mit einer neuen Radiofrequenz-Technologie zur Bearbeitung von Material bei hoher Temperatur. Damit könnten die Kunden 90 Prozent Energie sparen. Kurtz Ersa sieht sich bei dieser Technologie als Vorreiter in der Branche.
Was man über Kurtz Ersa wissen muss
Der Kurtz-Ersa-Konzern ist mit etwa 1300 Beschäftigten einer der großen Arbeitgeber im Kreis Main-Spessart und im benachbarten Main-Tauber-Kreis. Der Jahresumsatz lag zuletzt bei 270 Millionen Euro. Für 2020 erwarte Kurtz Ersa "eine weitere Seitwärtsbewegung", hieß es am Mittwoch.
Das Unternehmen geht auf eine Hammerschmiede bei Hasloch im Spessart zurück. Heute hat die international agierende Holding gut ein Dutzend Tochtergesellschaften, darunter die Kurtz GmbH. Zum Konzern gehörte bis 2018 auch die Eisenguss Hasloch Smart Foundry GmbH. Sie meldete Anfang des Monats Insolvenz an.