Die Wirtschaft in Mainfranken schwächelt. Die aktuelle Wirtschaftsentwicklung sei in einigen Bereichen etwas eingetrübt, so dass die Wachstumsraten in den nächsten Monaten kleiner werden. Die Gesamtlage sei jedoch weiterhin gut und auf hohem Niveau. Das stellte die Industrie- und Handelskammer (IHK) Würzburg-Schweinfurt in ihrer aktuellen Konjunkturanalyse fest. Auch das Thema Digitalisierung war ein wichtiger Punkt der Analyse. Hier warnt die IHK die regionalen Unternehmen davor, den Trend zu verschlafen.
Passend zum Herbstwetter werden die Konjunkturaussichten in Mainfranken etwas trüber. „Vom Gesamtbild her haben wir eine gute Lage“, erklärt Dr. Sascha Genders, IHK-Bereichsleiter für Standortpolitik: „Wir haben keinen Einbruch, aber eine langsam werdende Dynamik.“ Der Konjunkturklimaindikator, der sich aus aktueller Lage und zukünftigen Erwartungen der Unternehmen zusammensetzt, liegt aktuell bei 117,5 Punkten. Das sind sieben Punkte weniger als noch im Frühjahr. Ein Wert über 100 Punkten beschreibt eine im Durchschnitt positive Einschätzung. 39,3 Prozent (- 1,6) der Unternehmen in der Region sehen ihre aktuelle Geschäftslage als gut an, 55 Prozent (- 1,1) als befriedigend.
Lediglich 5,7 Prozent (+ 0,5) sprechen von einer schlechten Lage. Im Vergleich zur Frühjahrsanalyse haben sich die Zahlen damit minimal verschlechtert.
„Die Inlandskonjunktur stützt die Wirtschaft“, erklärt Elena Fürst, IHK-Referentin für Konjunktur und Statistik. Mit einer Arbeitslosenquote von 3,2 Prozent herrsche in Mainfranken nahezu Vollbeschäftigung. Sinkende Zinsen und Verbraucherpreise sowie steigende Löhne in ganz Deutschland würden die Entwicklung begünstigen. Zudem sei das Konsumklima „auf hohem Niveau“, so die Expertin.
Insgesamt blickt die Mehrzahl der Unternehmen positiv in die Zukunft. Gleichzeitig ist die Zahl der Pessimisten jedoch gestiegen. Die Exporterwartung, zukünftige Beschäftigungspläne und auch Investitionspläne fallen bei den Unternehmen geringer aus als noch im Frühjahr. „Langfristig hat das negative Auswirkungen auf die Produktion und somit auf das Wachstum der Unternehmen“, gab Genders zu bedenken. Fürst fordert daher bessere Standortbedingungen, zum Beispiel durch weitere Ausnahmen beim Mindestlohn. Die Experten sehen jedoch weitere Risiken für die Konjunktur. Der wirtschaftliche Einbruch Chinas und die politisch angespannte Situation mit Russland sorge für Probleme im Export.
Zudem seien nicht einschätzbare Folgen der Flüchtlingskrise und der VW-Abgasaffäre bereits spürbar. Die Unternehmen selbst sorgen sich um eine schwache Inlandsnachfrage (50 Prozent), zu hohe Arbeitskosten (42,5 Prozent) und negative Entwicklungen in der Wirtschaftspolitik (45,4 Prozent). Auch der Fachkräftemangel sei für 36,9 Prozent weiterhin ein großer Risikofaktor. Die wirtschaftliche Einschätzung schwankt jedoch je nach Branche. Während Industrie, Bauwirtschaft und Großhandel positiv in die Zukunft blicken, wird im Einzelhandel und im Dienstleistungssektor mit Sorge geplant.
Ein weiterer Schwerpunkt der IHK-Analyse lag beim Thema Digitalisierung der Arbeitswelt. „Das Digitale hat in Mainfranken noch Luft nach oben“, erklärt Expertin Fürst die aktuelle Situation. 18,1 Prozent der regionalen Unternehmen seien der Meinung, dass keine Auswirkungen der Digitalisierung zu erwarten sind. Diese Einstellung teilen vor allem die Bereiche Tourismus, Großhandel und die Bauwirtschaft. Die IHK warnt: „Langfristig könnte das Nachteile für die Unternehmen bedeuten“, denn die Digitalisierung werde jeden Arbeitsbereich treffen. „Das scheint noch nicht bei jedem angekommen zu sein“, so Fürst.