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Iphofen/Melbourne
Mängel in australischem Knauf-Werk: Konzernzentrale in Iphofen gesteht "einige Verbesserungsmöglichkeiten" ein
Die Liste der Vorwürfe gegen den unterfränkischen Gipskonzern war lang. Nun hat Knauf die Mängel behoben. Wurde der Zustand der Fabrik vor der Übernahme nicht überprüft?
Quarzstaub kann gesundheitsschädlich sein. Einer Gewerkschaft zufolge soll das Foto in einem australischen Knauf-Werk aufgenommen worden sein.
Foto: CFMEU | Quarzstaub kann gesundheitsschädlich sein. Einer Gewerkschaft zufolge soll das Foto in einem australischen Knauf-Werk aufgenommen worden sein.
Jonas Keck
 |  aktualisiert: 08.02.2024 20:17 Uhr

Dem in Iphofen (Lkr. Kitzingen) ansässigen Gips-Konzern Knauf warf die Gewerkschaft "Construction, Forestry, Mining and Energy Union" (CFMEU) im vergangenen Jahr gravierende Mängel beim Gesundheitsschutz und der Arbeitssicherheit in einem australischen Werk vor. Der Konzern kündigte damals gegenüber dieser Redaktion an, die Vorwürfe zu prüfen. Das Ergebnis: "Knauf hat weltweit hohe Sicherheitsstandards, und in den übernommenen australischen Betrieben haben wir einige Verbesserungsmöglichkeiten identifiziert", teile ein Pressesprecher des Unternehmens nun auf Anfrage mit.

Man habe daraufhin "eine Reihe von Modernisierungen" vorgenommen und "zum Teil erhebliche Investitionen" getätigt, um das Arbeitsumfeld für die australischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu verbessern. "Knauf hat außerdem vor kurzem die Verhandlungen mit der Gewerkschaft CFMEU über eine neue Betriebsvereinbarung erfolgreich abgeschlossen, in deren Rahmen zahlreiche von der Gewerkschaft aufgeworfene Themen geregelt werden konnten", so der Sprecher. Welche Mängel konkret behoben wurden, teilte das Unternehmen nicht mit.

Übernahme der Firma durch Corona-Lockdowns beeinträchtigt

Die Gewerkschaft bestätigt die Einigung. Ihr sei ein 40-tägiger Streik vorausgegangen. Wie berichtet, kritisierte die Arbeitergewerkschaft, dass gravierende Mängel beim Gesundheitsschutz in einem Werk am Standort Melbourne bestanden hätten. Fotos, die dieser Redaktion vorliegen, zeigen dicke Staubschichten auf Maschinen, Paletten und Feuerlöschern. Sie sollen in dem Knauf-Werk aufgenommen worden sein. Zudem seien Feuerlöscher abgelaufen, Rettungswege nicht richtig ausgeschildert und es fehle an Absturzsicherungen und Erste-Hilfe-Einrichtungen, hieß es.

Einem CFMEU-Sprecher zufolge seien die Arbeiterinnen und Arbeiter dort von "hochgefährlichem Quarzstaub in großen Mengen" umgeben gewesen. Dieser Staub könne gesundheitsschädlich sein. In den Tarifverhandlungen habe man erreicht, dass ein Wäscheservice eingerichtet wird, damit Arbeiterinnen und Arbeiter mit Quarzstaub verunreinigte Arbeitskleidung nicht zu Hause reinigen müssen.

Feuerlöscher unter dicker Staubschicht: Einer Gewerkschaft zufolge soll das Foto in einem australischen Knauf-Werk aufgenommen worden sein.
Foto: CFMEU | Feuerlöscher unter dicker Staubschicht: Einer Gewerkschaft zufolge soll das Foto in einem australischen Knauf-Werk aufgenommen worden sein.

Der Gipskonzern Knauf hat das Unternehmen USG Boral für 1,015 Milliarden US-Dollar (867 Millionen Euro) gekauft, an dem er schon zur Hälfte beteiligt gewesen war. Wurde der Zustand der australischen Fabrik vor der Übernahme hinsichtlich Gesundheitsschutz und Arbeitssicherheit überprüft? Dem Knauf-Sprecher zufolge habe das Iphöfer Unternehmen die "Aktivitäten" in Australien im April 2021 übernommen. "Die Integration des Geschäfts wurde leider durch die australische Covid-Politik mit strengen Lockdowns und Grenzschließungen beeinträchtigt", so der Unternehmenssprecher. Erst im Februar 2022 öffnete das Land seine Grenzen wieder für den Geschäftsreiseverkehr.

 
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