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BERLIN
Luftfahrt-Lobby macht Druck gegen Emissionshandel
Ums Thema Umwelt kommt die Berliner Luftfahrtmesse ILA nicht herum. Spritsparende Triebwerke und Bio-Treibstoffe stehen im Zentrum. Die Zahl der Jets nimmt zu – damit auch die Auswirkung aufs Klima. Ein EU-Projekt zu seiner Rettung entzweit nun Europa und den Rest der Welt.
Luftfahrt startet durch: Bundeskanzlerin Angela Merkel bei der Eröffnung der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung ILA.DPA
Foto: Foto: | Luftfahrt startet durch: Bundeskanzlerin Angela Merkel bei der Eröffnung der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung ILA.DPA
Von dpa-Korrespondent Ralf e. Krüger
 |  aktualisiert: 12.09.2012 17:57 Uhr
Die Luftfahrt boomt, ein Ende des Aufschwungs ist nach den jüngsten Prognosen kaum in Sicht. Deutschlands Flugzeugflotte dürfte sich in den kommenden 20 Jahren auf 1300 Passagier- und Frachtmaschinen verdoppeln, fand Airbus zum Auftakt der Internationalen Luft- und Raumfahrtmesse ILA bei Berlin heraus. Der europäische Flugzeugbauer weiß ebenso wie US-Rivale Boeing kaum noch, wie er seine prallen Auftragsbücher zeitnah abarbeiten soll, so stark ist die Nachfrage. Er will auch deshalb demnächst seine Werke neu organisieren, um Entscheidungen noch schneller zu treffen.

Dennoch ist Europas Luftfahrtbranche zutiefst besorgt. Denn ihr drohen international Wettbewerbsnachteile, die für Europa den Verlust von Marktanteilen bedeuten könnten. Grund ist Europas Ablasshandel für Umweltverschmutzer im Luftverkehr. Ab Januar benötigen Airlines EU-Zertifikate für den Ausstoß von Abgasen, ab April 2013 wird abgerechnet. Dann drohen bei Verstößen heftige Bußen. Das EU-Projekt zum Klimaschutz entzweit die Europäer und ihre internationalen Partner wie USA, China und Russland, die die Souveränität ihres eigenen Luftraums verletzt sehen.

Denn betroffen sind alle Flüge, die in Europa starten oder dorthin gehen – für die gesamte Strecke, also auch außerhalb des alten Kontinents. Im Extremfall drohen EU-Flugverbote. Russland und Indien drohen EU-Airlines mit der Streichung von Überflugrechten, China hat bereits angedeutet, Milliardenaufträge beim europäischen Flugzeugbauer Airbus platzen zu lassen. „Airbus hat heute klargemacht, dass es durch Vergeltungsmaßnahmen eine große Gefahr fürs Unternehmen sieht“, erklärte der britische Minister Michael Fellon am Dienstag auf der ILA und fügte hinzu: „Die Zeit wird knapp.“

Der französische Verkehrsminister Frédéric Cuvilliers meinte: „Wir haben deutlich gemacht, dass wir dem Umweltschutz verpflichtet sind, Europa hat gezeigt, wo es langgeht.“ Nun müsse eine Lösung gefunden werden, die dauerhaften Schaden vermeiden hilft. „Wir merken bereits, wie sich die Amerikaner in Stellung bringen, der Konflikt hat es in sich“, schlug Peter Hintze, der Luft- und Raumfahrtkoordinator der Bundesregierung, zum Messeauftakt Alarm.

Gemeinsam mit seinen Ressortkollegen sprach er sich für eine vorübergehende Aussetzung des umstrittenen europäischen Emissionshandels im Luftverkehr aus. Eine globale Lösung solle über die Internationale Zivilluftfahrt-Organisation ICAO gefunden werden. Denn ähnlich wie in der Industrie hat die Europäische Union auch der Luftfahrt den Handel mit Verschmutzungsrechten verordnet. Trotz sparsamerer Flugzeuge bedeutet die rasante Steigerung des weltweiten Luftverkehrs auch eine Zunahme der Emissionen. Doch der europäische Alleingang hat international Abwehrreaktionen provoziert.

Angesichts offen angedrohter Vergeltung macht bereits das Wort Handelskrieg die Runde, die Europäer stehen zunehmend isoliert da. „Niemandem ist durch Maßnahmen gedient, die wir nicht durchsetzen können und die einen Handelskrieg riskieren“, meinte Hintze. Auch wenn vor allem die europäischen Airlines wegen der flauen Konjunktur und hohen Treibstoffpreise unter knappen Margen ächzen, ist die Nachfrage nach modernen, verbrauchsarmen Flugzeugen ungebrochen.

 
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