Das Schutzschirmverfahren scheint den in Finanznöte geratenen Modekonzern René Lezard wieder auf Kurs gebracht zu haben. „Das Unternehmen verdient wieder Geld“, erklärte auf Anfrage Insolvenzverwalter Hubert Ampferl (Kanzlei Dr. Beck & Partner). Der ist seit 1. Juni, mit Eröffnung des planmäßigen Insolvenzverfahrens, mit der Verwaltung des Unternehmens mit Hauptsitz in Schwarzach (Kreis Kitzingen) beauftragt.
Was Ampferl – neben dem Erreichen der Gewinnzone – ebenfalls optimistisch macht: Es gebe inzwischen Investoren, die an einer Übernahme oder einem Einstieg interessiert seien. Sowohl Weiterführungskonzepte als auch Kaufpreisangebote lägen vor. Diese würden „in den nächsten Wochen weiter verhandelt.“ Bis zum Abschluss der Gespräche werde der Geschäftsbetrieb des Unternehmens „nahtlos“ weitergeführt.
Wettbewerbsfähigkeit durch Restrukturierung
Der Rutsch in die Pleite, der den Modekonzern im März in das Schutzschirmverfahren (Insolvenz in Eigenverwaltung) zwang, hat eine Sanierung bewirkt. Dabei habe der Betrieb – wegen des Insolvenzgelds – nicht nur drei Monate lang Personalkosten gespart, sondern auch die Zeit genutzt, den Betrieb zu restrukturieren, so Ampferl. Alle Abläufe im Unternehmen seien hinterfragt, die Kollektion gestrafft worden. Den Weg, die Wettbewerbsfähigkeit durch Restrukturierung weiter zu stärken, will der Modekonzern in den nächsten Wochen weiter gehen.
Unternehmen liefert Herbst-Winter-Kollektionen aus
Hierfür hat René Lezard laut einer Pressemitteilung einen „erfahrenen Sanierungsexperten“ eingesetzt. Während der das Unternehmen für potenzielle Investoren interessant machen soll, ist der Modebetrieb in der Orderphase für die Kollektion Frühjahr und Sommer 2018. Dafür würden die Produktionsaufträge vergeben, schreibt die Schwarzacher Firma. Parallel dazu liefere das Unternehmen die ersten Herbst-Winter-Kollektionen an den Fachhandel aus. „In den Gesprächen mit unseren Kunden erfahren wir großen Zuspruch für den weiteren gemeinsamen Weg“, zitiert das Schreiben Geschäftsführer Heinz Hackl.
Belegschaft steht hinter Unternehmen
Der Blick auf Kunden und Händler ist auch für den Insolvenzverwalter entscheidend. „Die Umsatzbasis muss stabil bleiben“, betont Ampferl. Dies sei eine Grundvoraussetzung für Gespräche mit den Investoren. Diesen Kurs trage auch die auf rund 290 Mitarbeiter geschrumpfte Belegschaft mit. Diese stehe sowohl am Stammsitz Schwarzach als auch in den Filialen „mit Engagement und Leidenschaft“ hinter dem Unternehmen, so der Pressetext.
Die 1978 gegründete Firmengruppe, die nach eigenen Angaben „Premiumtextilien im hochpreisigen Segment“ herstellt und vertreibt, war schon Ende letzten Jahres in Schieflage geraten. Nachdem die Inhaber einer Anleihe über – nach Konzernangaben – 15 Millionen Euro deutliche Abstriche bei ihren Forderungen machten und ein Investor auf der Schwelle stand, schien die Rettung nah. Doch der britische Geldgeber verschwand ebenso spurlos von der Bildfläche wie in diesem Frühjahr ein weiterer Investor. Die Folge war der Insolvenzantrag im März.