Die Nationalhelden José Martí und Che Guevara zieren die kubanischen Peso-Scheine. Auf der Rückseite weht die Nationalflagge. Dennoch ist die kubanische Währung ein Symbol für die Spaltung der sozialistischen Gesellschaft. Seit fast 20 Jahren teilen sich die Kubaner in zwei Klassen, denn es gibt noch eine Parallelwährung, den an den US-Dollar gekoppelten konvertiblen Peso (CUC).
Damit soll jetzt Schluss sein. Mehrfach hatte Staatschef Raúl Castro angekündigt, das System der zwei Währungen zu beenden. Jetzt fasste der Ministerrat den Beschluss, ein Termin wurde aber nicht genannt. Die Abschaffung des CUC, des sogenannten Touristen-Peso, kommt einer Revolution gleich. Die kubanische Nationalbank ist weltweit die einzige, die zwei Währungen drucken lässt und in Umlauf bringt. Besucher können die meisten Waren und Dienstleistungen nur mit dem CUC bezahlen, der in einem Verhältnis 1:1 zum US-Dollar steht. Doch die Gehälter der Kubaner werden in nationalen Peso gezahlt.
Für 25 nationale Peso bekommt man einen CUC. Dieses System führt zu Absurditäten, etwa dass ein Taxifahrer durch Trinkgelder von Touristen an einem Tag so viel verdient wie ein Lehrer oder Arzt in einem Monat. Der monatliche Durchschnittslohn liegt bei 24 Dollar. Unklar ist aber, wie die sozialistische Regierung die Währungsumstellung bewerkstelligen will. Die offiziellen Erklärungen blieben vage. Es hieß nur, dass zuerst staatliche Betriebe und dann die privaten Guthaben umgestellt werden sollen.
Bert Hoffmann, Kuba-Experte am Hamburger Giga-Institut, geht davon aus, dass sich die vollständige Abschaffung der Parallelwährungen noch einige Zeit hinziehen wird. „Es wird keinen schroffen Bruch in der Politik geben“, sagt er. Trotzdem sei die Ankündigung ein wichtiger symbolischer Schritt. Hoffmann erwartet aber auch, dass jetzt viele Kubaner versuchen, Guthaben in US-Dollar zu tauschen. Das bereitet den Boden für Inflation und damit für den weiteren Verfall der künstlich gestützten nationalen Währung. Laut den staatlichen Stellen gibt es keine Inflation in Kuba. Doch die Lebensmittel verteuerten sich stark in den vergangenen Monaten. Viele Familien halten sich deshalb nur mit Auslandsüberweisungen von Exilkubanern über Wasser, die 2012 mehr als 2,2 Milliarden Dollar ausmachten. Oder sie arbeiten schwarz. Das System der Parallelwährungen sei „eines der größten Hindernisse für den Fortschritt“, hatte Castro jüngst in einer Rede vor dem Parlament gesagt und einen geordneten Übergang hin zum Einheits-Peso versprochen. Man wolle erreichen, „dass alle Bürger sich angespornt fühlen, legal zu arbeiten“, sagte der Staatschef. 2012 erreichte Kuba ein Wachstum des Bruttoinlandsproduktes von 3,1 Prozent. Castro sieht offenbar mit dieser positiven Entwicklung die Basis für die Währungsumstellung. Experten sind da skeptisch und befürchten eine große Verunsicherung. Seit 2010 setzt die kubanische Regierung schrittweise Wirtschaftsreformen um und erlaubt in einigen Branchen Selbstständigkeit. So finden sich in Havanna inzwischen überall private Restaurants, Pensionen und Friseursalons. Souvenirverkäufer ziehen durch die Straßen, Taxifahrer preisen ihre Dienste an.
Frisches Obst und Fleisch gibt es oftmals nur auf den privaten Märkten, die im ganzen Land entstanden sind. Seit kurzem dürfen auch Wohnungen verkauft oder privat vermietet werden. Bislang war nur ein Tausch möglich. Rund 400 000 Kubaner arbeiten offiziell auf eigene Rechnung. Damit ist die Selbstständigenquote bei 5,1 Millionen Beschäftigten aber noch zu gering, um den notwendigen Stellenabbau im aufgeblähten öffentlichen Dienst auffangen zu können. Die Landwirtschaft ist marode. Mehr als 50 Prozent des fruchtbaren Bodens liegt Schätzungen zufolge brach oder wird mangelhaft bearbeitet. So musste der Karibikstaat 2012 für mehr als zwei Milliarden Dollar Nahrungsmittel einführen. Mit Krediten und Pachtverträgen sollen jetzt Kleinbauern Bauern angespornt werden. Auch sie sollen von dem Einheits-Peso profitieren.