Die deutsche Wirtschaft bleibt auf Wachstumskurs. Überraschend legte der Ifo-Geschäftsklimaindex im August leicht von 108 auf 108,3 Punkten zu. Trotz der Turbulenzen an den Börsen und der Wachstumsschwäche in China bewerteten die rund 7000 befragten Firmen ihre aktuelle Lage im Schnitt deutlich besser als im Vormonat. Während viele Konjunkturexperten einen Rückgang erwartet hatten, strotzen die Unternehmen in Deutschland also vor Zuversicht. „Die deutsche Wirtschaft bleibt ein Fels in der weltwirtschaftlichen Brandung“, sagte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn am Dienstag.
Auch die Erwartungen für die kommenden sechs Monate fielen nur geringfügig schlechter aus als im Juli. „Die deutschen Unternehmen lassen sich von der chinesischen Wirtschaftspolitik zumindest derzeit noch nicht verunsichern“, sagte der KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner. Schon im Frühjahr konnte die deutsche Wirtschaft ihr Wachstum beschleunigen. Getrieben vom starken Außenhandel kletterte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im zweiten Vierteljahr im Vergleich zum Vorquartal um 0,4 Prozent, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte. Zu Jahresbeginn war der Anstieg mit 0,3 Prozent etwas moderater ausgefallen.
Allzeitplus errechnet
Die Exportnation Deutschland profitiert vom schwachen Euro. Das macht Waren „Made in Germany“ außerhalb der Eurozone günstiger. Nach den vorläufigen Berechnungen kletterten die Ausfuhren gegenüber dem Auftaktquartal um 2,2 Prozent, während die Einfuhren nur um 0,8 Prozent stiegen. „Dadurch war der Außenbeitrag mit einem Beitrag von plus 0,7 Prozentpunkten der größte Wachstumsmotor für das BIP im Berichtszeitraum“, so die Statistiker.
Hingegen blieben erstmals seit längerem kräftige Impulse aus dem Inland aus: Die privaten Haushalte steigerten ihre Konsumausgaben nur geringfügig um 0,2 Prozent, der Staat um 0,3 Prozent. Die Anlageinvestitionen sanken im Quartalsvergleich sogar um 0,4 Prozent. Insgesamt bremste das Inland den Aufschwung.
In dem Ifo-Index für August spiegelt sich der jüngste weltweite Crash an den Börsen allerdings noch nicht wider. Denn viele Unternehmen füllen den Fragebogen schon in der ersten Monatshälfte aus. Ob diese Entwicklungen im Folgemonat sichtbar wird, ist offen.
Von der günstigen Konjunkturentwicklung und dem robusten Arbeitsmarkt hat im ersten Halbjahr 2015 auch der Staat profitiert: Bund, Länder, Gemeinden und Sozialversicherung erwirtschafteten einen Rekordüberschuss von 21,1 Milliarden Euro, berichtete das Statistische Bundesamt. Einen derart satten Überschuss haben die Statistiker für die Monate Januar bis Juni noch nie errechnet.
Nach den vorläufigen Ergebnissen schlossen die staatlichen Haushalte das erste Halbjahr 2015 mit einer Überschussquote von 1,4 Prozent der Wirtschaftsleistung (BIP) ab. Damit ist Deutschland weit von der Defizitmarke von 3,0 Prozent des BIP entfernt, die der Maastricht-Vertrag maximal erlaubt. Deutschland bleibt in Sachen Staatsfinanzen also ein Musterschüler.