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HAMBURG
Klimaschutz contra Kohle und Öl
reda
 |  aktualisiert: 09.02.2015 16:24 Uhr

Die weltweite Ölförderung ist nach ersten Schätzungen des „Oil&Gas Journal“ im vergangenen Jahr um 1,8 Prozent auf 3,8 Milliarden Tonnen gestiegen. Das ist so viel wie noch nie. Mehr als ein Drittel davon fördern Russland, Saudi-Arabien und die USA. Klimaschützer sind sicher: So kann es nicht weitergehen. Die fossilen Energieträger Öl, Kohle und Gas sind verantwortlich für die globale CO2-Produktion und damit für den Klimawandel. Doch ist nicht erkennbar, wie ein Verzicht auf fossile Energien aussehen könnte.

Wie soll die Menschheit nach Ansicht der Klimaschützer mit den fossilen Energieträgern Öl, Gas und Kohle umgehen?

Der Weltklimarat (IPCC) hat festgestellt, dass alle Fabriken, Transportmittel und Kraftwerke zusammen bis zum Jahr 2050 noch 1000 Milliarden Tonnen Kohlendioxid (CO2) ausstoßen dürfen. Dann könnte es gelingen, den globalen Temperaturanstieg unter zwei Grad Celsius im Vergleich zum Beginn der Industrialisierung zu halten und die Folgen blieben beherrschbar. Danach drohen tief greifende Klimaveränderungen auf der Erde.

Was würde es konkret bedeuten, wenn nach 1000 Gigatonnen Schluss ist?

Nach Berechnungen von zwei britischen Forschern stecken allein in den weltweit bekannten und förderbaren Rohstoffreserven rund 2900 Gigatonnen CO2. Um den Verbrauch auf die angestrebte Höchstmenge zu begrenzen, müssten 35 Prozent der Ölreserven, 52 Prozent des Erdgases und 88 Prozent der Kohle im Boden bleiben. Der begrenzende Faktor für den Einsatz fossiler Energien wäre nicht länger die Verfügbarkeit der Rohstoffe, sondern die Aufnahmefähigkeit der Atmosphäre für CO2.

Was würde das für die Öl- und Gasbranche bedeuten?

Die Erschließung neuer fossiler Bodenschätze müsste umgehend eingestellt werden. Die Suche nach immer neuen Ölvorkommen wäre zu Ende; sie könnten ohnehin nicht mehr verbraucht werden. Die vorhandenen Ölreserven von Staaten und Firmen würden zunächst erheblich abgewertet und schließlich wertlos, wenn die Rohstoffe im Boden blieben. Die Investitionen würden erheblich zurückgehen. Allein im vergangenen Jahr hat die internationale Ölindustrie 650 Milliarden Dollar für die Erschließung neuer Vorkommen ausgegeben. Es ist jedoch kaum zu erwarten, dass sich die Ölförderländer und die großen Energiekonzerne freiwillig aus dem Milliardengeschäft verabschieden.

Wir ernst nehmen die Unternehmen diese Herausforderung durch die Klimapolitik?

Der frühere BP-Chef Lord Browne nannte den Klimawandel kürzlich eine „existenzielle Bedrohung“ für dieerdölerdölerdölerd Branche, die jedoch weithin nicht gesehen werde. Die nächste Weltklimakonferenz in diesem Jahr in Paris könnte strengere Regulierungen des Energiesektors nach sich ziehen. Lord Browne ist aber schon seit Jahren nicht mehr im Amt. Die aktuellen Prognosen der Unternehmen gehen von einer steigenden Nachfrage nach Öl und Gas und auch nach Kohle aus, vor allem weil die Weltbevölkerung bis 2050 noch einmal um zwei Milliarden Menschen zunimmt. Gerade hat ExxonMobil eine neue Prognose bis 2040 veröffentlicht, nach der fossile Energieträger auch in 25 Jahren noch drei Viertel des globalen Energiebedarfs decken werden.

Warum ist es so schwer, den Verbrauch von fossilen Energieträgern zu begrenzen?

Weil es, abgesehen von der Klimabilanz, nichts besseres gibt. Unter Wettbewerbsbedingungen sind Öl, Gas und Kohle kaum zu schlagen und haben sich deshalb auch durchgesetzt. Fossile Energieträger sind immer noch reichlich vorhanden, vergleichsweise billig und verfügbar und es gibt eine weltweit ausgebaute Infrastruktur für die Förderung und den Vertrieb. Im Verkehrssektor zum Beispiel gibt es bislang keine technisch und wirtschaftlich konkurrenzfähige Alternative zu Benzin- und Dieselmotoren.

Wie soll es dann gehen?

Vermutlich gar nicht. „Politische Strategien wie auch Forschungsschwerpunkte in der Energiepolitik müssen konsequent darauf ausgerichtet werden, uns so schnell wie möglich aus der Abhängigkeit von Kohle, Erdöl und Erdgas zu befreien“, fordert zum Beispiel die Abgeordnete Julia Verlinden von den Grünen. Doch dazu wären hohe Subventionen und strikte Regulierungen notwendig, und zwar weltweit. Das ist nicht in Sicht. Genauso wenig wie ein globaler Handel mit CO2-Verschmutzungsrechten, den andere Experten befürworten.

 
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