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BAD NEUSTADT/FRANKFURT
Kampf ums Rhön-Klinikum
Streit um Sperrminorität:  Rhön-Klinikum in Bad Neustadt.
Foto: dpa | Streit um Sperrminorität: Rhön-Klinikum in Bad Neustadt.
Von unserem Redaktionsmitglied Hubert Herbert
 |  aktualisiert: 12.06.2013 20:43 Uhr

Es war diese unsägliche 90-Prozent-Hürde, die für ein turbulentes Jahr 2012 bei der Rhön-Klinikum AG sorgte. Oder anders herum die zehn Prozent Sperrminorität, die den Einfluss des Aufsichtsratsvorsitzenden und Hauptaktionärs Eugen Münch sicherte, so dass im Unternehmen nichts gegen seinen Willen laufen konnte, schützte damit aber den Konzern auch gegen eine feindliche Übernahme.

Diese Hürde sollte am Mittwoch bei der Hauptversammlung in Frankfurt fallen – auf Antrag des schwedischen Pensionsfonds Alecta und mit Zustimmung von Münch. Unterstützung gab es für die entsprechende Satzungsänderung auch von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) und der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK). Münch warb dafür, weil das im Interesse des Unternehmens sei.

Fresenius war nämlich im vergangenen Jahr bei seinem Versuch die Rhön-Klinikum AG zu kaufen gescheitert, hatte nur 84 Prozent der Aktien eingesammelt, hätte aber 90 Prozent plus eine Aktie gebraucht, um in der AG das Sagen zu haben.

Damit war der Traum von Münch zunächst gescheitert, zusammen mit einem Wettbewerber auf dem deutschen Gesundheitsmarkt ein integriertes flächendeckendes Kliniksystem zu schaffen, das auf die demoskopisch bedingte größere Nachfrage reagieren sollte. Ein Traum allerdings, der durchaus nicht ausgeträumt ist, wie die Ausführungen von München in der Jahrhunderthalle ebenso deutlich machten wie die des neuen Vorstandsvorsitzenden Martin Siebert.

Wie turbulent die Lage 2012 nach dem geplatzten Deal war und wie verunsichert die Mitarbeiter, das habe er deutlich gespürt als er am 1. 0ktober 2012 seine Arbeit im Vorstand begann und im Januar 2013 den Vorstandsvorsitz von Wolfgang Pföhler übernahm. Das Ergebnis 2012 war entsprechend: Trotz Umsatzplus von neun Prozent auf 2,86 Milliarden Euro, sank der Gewinn um 13,7 Prozent auf 92 Millionen Euro. Das sei bitter, aber kein Grund zur Resignation, auch wenn das Bild im ersten Quartal ähnlich war: Umsatzplus von 10,2 Prozent auf 752,2 Millionen Euro, Gewinnrückgang um knapp 29 Prozent auf 24,3 Millionen Euro.

Die Patientenzahlen dagegen stiegen 2012 von 2,2 auf 2,5 Millionen. Es sei ermutigend, dass auch in schwierigen Zeiten die Patienten in die Leistungen der Konzernkliniken vertrauen. Das sei ein Gradmesser für die Qualität der Konzern-Kliniken.

Angesichts des immer noch ordentlichen Ergebnisses 2012 schlug der Vorstand eine Dividende von 25 Cent vor. Knapp 40 Prozent des Konzerngewinns werde dafür eingesetzt.

Mit dem neuen Vorstandsvorsitzenden und dem in wichtigen Positionen veränderten Vorstand kommt Münch offensichtlich besser zurecht als mit dem Vorgänger. Jedenfalls lobte der Firmengründer die Absicht, mit dem Programm „ImPuls“ die integrierte Klinikversorgung weiter voranzubringen. Ein Weg, der für Münch ohne Alternative ist.

Dass die Rhön-Klinikum AG dabei mit Asklepios zusammenarbeitet, stört Münch nicht. Er begrüßt, die Verhandlungen mit dem Konkurrenten. Der, so Münch, habe ein Projekt begonnen, das fast genau dem entspreche, was er 2004 bereits vorgeschlagen. eine Zusatzversicherung für gesetzliche krankenversicherte, die das ausgleiche, was die gesetzlichen Kassen nicht bieten können. Dafür brauche Asklepios die Kooperation mit anderen Klinikkonzernen.

Am Ende stimmten sogar die Großaktionäre wie beispielsweise Asklepios, die sich eingekauft hatten, um 2012 den Verkauf an Fresenius zu verhindern, der Abschaffung der 90-Prozent-Hürde zu, obwohl sie damit weniger Einfluss auf das Unternehmen haben. Denn die Sperrminorität liegt nun bei 25 Prozent.

 
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