Stephan Maderner ist Journalist geworden, als der Beruf noch richtiges Handwerk war. Heute ist er als Chefredakteur einer Fachzeitschrift längst im digitalen Zeitalter angekommen. Beim Würzburger Medienhaus Vogel Communications Group geht der 54 Jahre alte Motorradreporter seiner Leidenschaft nach.
„bike und business“ heißt Maderners Berufung. Seit mittlerweile fünfzehn Jahren schreibt er bei dem auch als Vogel Verlag bekannten Fachmedienhaus als Chefredakteur für das reichweitenstärkste Fachmagazin der Zweiradbranche. Seinen mehr als 10 000 Lesern berichtet Maderner regelmäßig über neue Motorräder und darüber, wie die Digitalisierung den Zweiradhandel verändert.
Maderner sieht sich als Marke
Bis zu 12 000 Kilometer pro Jahr verbringt der Fachjournalist im Sattel von Motorrädern, 600 verschiedene Modelle hat er gefahren. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, auch für ihn persönlich: Auf der Titelseite seines Magazins, das sechsmal im Jahr erscheint, prangt ein Logo, die Zeichnung eines Mannes mit kantigen Gesichtszügen, kurzen Haaren und Motorradjacke – es ist er selbst, die Marke Maderner, Mister Motorrad, wie ihn seine Kollegen bisweilen nennen.
Wie alles anfing
Die Marke Maderner hat klein angefangen. Mit Stolz in der Stimme erzählt der gebürtige Baden-Württemberger von seinem ersten selbst verfassten Zeitungsartikel im Alter von 17, ein Kommentar über eine Müll-Sammelaktion der Dorfjugend in seinem Heimatort Krautheim. Der Artikel erschien später im Lokalteil der Hohenloher Zeitung, es war das Jahr 1981, eine Zeit, in der der Journalismus „noch so richtig Handwerk war“, wie der wohnhafte Würzburger heute sagt.
An Computer und Internet war damals freilich nicht zu denken. Stattdessen musste die gute alte Schreibmaschine herhalten, eine Adler Gabriele, die er von seinen Eltern geschenkt bekommen hatte. „Du saßt vor einem leeren Blatt Papier, hast deinen Text abgetippt und ihn anschließend in die Setzerei gegeben“, erinnert er sich mit einem Schmunzeln.
Wie Maderner Chefredakteur wurde
Wenn Maderner heute über diese Zeit nachdenkt, dann tut er das besonnen, aber ohne Wehmut. 2003 entschied sich der Verlag, ein Fachmagazin für die Zweiradbranche zu übernehmen – Maderner, der schon mit 13 auf einer Vespa Bravo über die Feldwege seiner Heimat geprescht und dabei vom Motorradfahren infiziert worden war, brauchte nur die Hand zu heben, und schon war er geboren: der Chefredakteur von „bike und business“.
Der Redakteur als Community-Manager
„Ich sehe mich heute nicht mehr als Redakteur, sondern längst als Community-Manager“, sagt Maderner selbstbewusst. Das belegen auch die zahlreichen Kanäle, auf denen der 54-Jährige aktiv ist: Ob auf Facebook, Twitter, Instagram, YouTube, Pinterest oder seinem eigenen Blog Speedlog– der Fachjournalist mischt fast überall mit, wo ein potenzieller Follower auf ihn wartet.
Und das durchaus erfolgreich: 2014 wurde „bike und business auf dem Kongress der Deutschen Fachpresse in Berlin als Fachmedium des Jahres in der Kategorie „Bester Social-Media-Einsatz“ ausgezeichnet. Als Maderner den Preis auf der Bühne entgegennahm, erschien er nicht – wie alle anderen – im stilvollen Anzug, sondern so, wie er sich auch im wahren Leben gibt: in Motorradjacke, als Biker durch und durch.
Der Job verlangt auch das Rampenlicht
Es ist ein ganz bestimmtes Bild, das von ihm gezeichnet werden soll: Die Marke Maderner, eine Gallionsfigur in der Motorradbranche, die es versteht, neue Wege zu gehen. „Ich bin keiner, der unbedingt im Rampenlicht stehen muss“, sagt Maderner über sich selbst, und trotzdem tut er es ständig, weil er weiß, dass es sein Job inzwischen von ihm verlangt.
Stephan Maderner ist ein Mensch, der den Wandel seines Berufsbildes vor allem als Chance begreift. Der Journalismus, sagt er, habe sich in den vergangenen 20 Jahren rasant verändert. Durch die Digitalisierung habe sich sowohl der Zeitdruck als auch das Aufgabenspektrum eines Journalisten deutlich erhöht.
Auch Videoclips sind Alltag
So produziere er heute zusätzlich crossmediale Videoclips, schreibe für Suchmaschinen optimierte Online-News und organisiere mehrere Events im Jahr. Daneben, sagt Maderner, hätten sich neue Recherchemöglichkeiten und spannende Darstellungsformen ergeben. Und: „Mit dem Internet und den sozialen Medien hast du heutzutage die Möglichkeit, neue Zielgruppen anzusprechen, eine eigene Marke aufzubauen und deine Relevanz ungemein zu steigern.“
Maderner: Das ist erst der Anfang
Der Chefredakteur ist sich sicher: „Wir stehen erst am Anfang eines gewaltigen Umbruchs, im Zuge dessen alles digitalisiert werden wird, was digitalisiert werden kann.“ Im Journalismus werde es viele neue Formate geben, deshalb seien Flexibilität und lebenslanges Lernen enorm wichtig.
Dass sein Beruf irgendwann von Robotern erledigt wird, wie es in Sportredaktionen schon jetzt ansatzweise der Fall ist, glaubt Maderner aber nicht: „Wie willst du einen Händler mit einer Maschine porträtieren?“, fragt er und liefert die Antwort gleich mit: Dafür brauche es einen Menschen, der vor Ort sei, der Stimmungen aufsauge, dem Händler in die Augen schaue und das Besondere herausarbeite. Journalismus werde deshalb in gewisser Weise immer auch ein Handwerk bleiben.