„Es ist nichts mehr da.“ Nur fünf Wörter brauchte die Tochter des einstigen Drogeriekönigs Anton Schlecker vor einem Jahr, um das Ende seines Lebenswerks zu beschreiben – und gleichzeitig seine desolate Finanzlage. Denn Anton Schlecker haftete als eingetragener Kaufmann mit seinem privaten Vermögen für die Drogeriemarktkette. „Es ist nichts mehr da.“ Dieser Satz von Meike Schlecker bleibt auch nach der Schlecker-Pleite hängen. Ein bisschen war es dann doch noch: 10,1 Millionen Euro.
So viel zumindest zahlt die Familie jetzt an den Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz. Es geht um Immobilien, teure Geschenke und nicht zuletzt jede Menge Bargeld, das Anton Schlecker vor der Pleite an seine Frau und seine Kinder übertragen haben soll. Der Schlecker-Clan hatte dies stets bestritten. Wie viel tatsächlich noch übrig war, das bleibt wohl dennoch eines der bestgehüteten Schlecker-Familiengeheimnisse. Die Summe ist lediglich ein Kompromiss, wie Insolvenzverwalter Geiwitz verlauten lässt. Ein Vergleich, auf den man sich geeinigt habe, um ein kompliziertes Gerichtsverfahren zu umgehen. In die Karten schauen ließ sich der Clan mit dem öffentlichkeitsscheuen Oberhaupt ohnehin nie: Selbst im Kampf gegen die Insolvenz vor einem Jahr ließ die Familie wichtige Kennzahlen wie Umsatz oder die Höhe der Verluste ungenannt. Meike Schleckers Auftritt vor Journalisten war die erste Pressekonferenz am Firmensitz in Ehingen bei Ulm seit den 1990er Jahren.
Für Schlagzeilen sorgten die Vermögensverhältnisse der Familie trotzdem: Da ist die Rede vom imposanten Familienanwesen in Ehingen, das der Firmenpatriarch seiner Frau Christa vor der Pleite geschenkt haben soll. Da geht es um Grundstücke, die kurzfristig seine Kinder bekamen. Auch mit seinen schicken Sportwagen soll Schlecker innerhalb der Verwandtschaft plötzlich freigiebig gewesen sein, wie Medien berichteten. Anton Schlecker selbst tauchte in der Öffentlichkeit indes nur höchst selten auf. Wie viel Privatvermögen er wirklich hatte – das war selbst zur Blütezeit seines Drogerie-Imperiums unklar. Geschichten kursierten über den eindrucksvollen Fuhrpark des Mannes, der regelmäßig auf den Listen deutscher Milliardäre auftauchte. Ist von dem Vermögen wirklich nichts mehr da? Ein Jahr lang beschäftigte diese Frage die Öffentlichkeit. Vom einstigen Mythos Schlecker zumindest ist mittlerweile nicht mehr viel übrig. Die Ware ist verramscht, das Inventar versteigert, und die Lager stehen zum Verkauf. Viele frühere Mitarbeiter suchen noch immer vergeblich einen neuen Job. Anton Schlecker selbst ist privat insolvent. Ein juristisches Nachspiel könnte die Pleite für Anton Schlecker auch noch haben: Die Staatsanwaltschaft Stuttgart hat wegen der Pleite der Drogeriemarktkette ein Ermittlungsverfahren gegen ihn und 13 weitere Beschuldigte eingeleitet. Es geht dabei um den Verdacht der Untreue, Insolvenzverschleppung und des Bankrotts. Das Ermittlungsverfahren könnte auch Gläubigern helfen, ihre Ansprüche durchzusetzen, denn es erleichtert das Vorgehen. Neben Lieferanten gehören dazu beispielsweise auch ehemalige Mitarbeiter. Geldgeber hatten nach der Schlecker-Pleite Forderungen von mehr als einer Milliarde Euro geltend gemacht.
Die Gefahr, fast leer auszugehen, wird sich durch die nun erzielte Summe nicht groß mindern: Nur ein Bruchteil davon dürfte an die Gläubiger zurückfließen. „Es ist nichts mehr da.“ Was hat Meike Schlecker damals damit gemeint? Die Insolvenzverwaltung nimmt sie in Schutz: „Sie hat zum Ausdruck gebracht, dass nicht das nötige Vermögen da sei, das eine Insolvenz des Unternehmens hätte verhindern können“, betont ein Sprecher. Damit zumindest sollte sie recht behalten.