An den Tankstellen und beim Arzt haben es die Verbraucher 2013 besonders stark gespürt: Dank sinkender Energiepreise und des Wegfalls der Praxisgebühr hat die Inflation in Deutschland merklich nachgelassen. Nahrungsmittel wurden aber deutlich teurer.
Fallende Preise für Kraftstoffe und Heizöl haben die Inflationsrate in Deutschland im vergangenen Jahr auf den niedrigsten Stand seit 2010 gedrückt. Die Verbraucherpreise stiegen 2013 um 1,5 Prozent nach 2,0 Prozent im Vorjahr, wie das Statistische Bundesamt am Montag nach ersten Berechnungen in Wiesbaden mitteilte. Die Jahres-Teuerung liegt damit deutlich unter der Zielmarke der Europäischen Zentralbank, die Preisstabilität bei einer Rate knapp unter zwei Prozent gewahrt sieht.
Im Dezember zog die Inflation allerdings leicht an. Vor allem Nahrungsmittel waren mit plus 3,8 Prozent erneut deutlich teurer als im Vorjahr. Erstmals seit Monaten stiegen auch die Energiepreise wieder geringfügig um 1,1 Prozent – im Gesamtjahr 2013 dürften sie aber bundesweit gepurzelt sein.
Die Europäische Zentralbank strebt einen Wert von knapp unter 2 Prozent im Euro-Raum an, bei dem sie die Preisstabilität gewahrt sieht. Das Statistische Bundesamt gibt die Details erst am 16. Januar bekannt. Das nordrhein-westfälische Landesamt in Düsseldorf meldete am Montag jedoch etwa ein Minus bei den Kraftstoffpreisen von 3,3 Prozent – damit wurde Sprit im Jahresdurchschnitt erstmals seit 2009 wieder günstiger. Der ADAC trat bereits auf die Euphoriebremse: „Trotz der für die Autofahrer erfreulichen Entwicklung war 2013 das zweitteuerste Tankjahr aller Zeiten“, schränkte der Automobilclub ein.
Heizöl verbilligte sich nach den Angaben aus Düsseldorf im Jahresdurchschnitt sogar um 5,9 Prozent. Dagegen zogen die Strompreise aufgrund der im Zuge der Energiewende erhöhten Umlagen überdurchschnittlich um 11,2 Prozent an.
Bundesweit stiegen die Verbraucherpreise im Dezember im Vergleich zum Vormonat November um 0,4 Prozent. Auf Jahressicht legten sie um 1,4 Prozent zu – nach 1,3 Prozent im November und dem Jahrestief von 1,2 Prozent im Oktober.
„Wir gehen davon aus, dass sich der moderate Aufwärtstrend bei den Preisen fortsetzt“, sagte der Deutschlandexperte des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Simon Junker. Auch Commerzbank-Volkswirt Johannes Werner prophezeite: „Die gute Konjunktur sowie stärker steigende Löhne sprechen dafür, dass der Preisauftrieb in den kommenden Quartalen langsam anzieht.“ Außerdem werde die Energiewende zu weiterhin steigenden Strompreisen führen.
Allerdings werde die Jahresrate frühestens Ende 2014 wieder die Zwei-Prozent-Marke erreichen, schätzte Junker – auch weil die deutschen Unternehmen im internationalen Wettbewerb derzeit nur schwerlich Preiserhöhungen durchsetzen könnten.
Während die Energiepreise 2013 sanken und die Verbraucher vom Ende der Praxisgebühr profitierten, mussten sie bei Lebensmitteln teils herbe Preissteigerungen hinnehmen. Zunächst behinderte der lange und kalte Winter die Ernten, dann die Flut in Süd- und Ostdeutschland.
Für 2014 müssen die Verbraucher in Deutschland nach Einschätzung des Bauernverbands mit steigenden Lebensmittelpreisen rechnen, aber keine gravierenden Sprünge befürchten. „Die Lebensmittelpreise werden moderat steigen, jedoch nicht über der allgemeinen Inflationsrate“, sagte Generalsekretär Bernhard Krüsken den „Ruhr Nachrichten“ und fügte hinzu: „Auf die Verbraucher in Deutschland kommen 2014 keine dramatischen Entwicklungen zu.“
Wie die Preisentwicklung bei einzelnen Produkten aussehen werde, hänge vom Umfang der Ernten ab. „In den letzten Jahren sind die Lebensmittelpreise stärker gestiegen als die Teuerungsrate. Das waren wichtige Nachholeffekte“, so Krüsken weiter. Anfang Dezember hatte der Bauernverband noch die Erwartung geäußert, dass die Preise 2014 mindestens so stark steigen dürften wie die Inflationsrate. „Eher ein Stück über der Inflation“, hatte Bauernpräsident Joachim Rukwied seinerzeit gesagt.
Konsumforscher erwarten auch für 2014 vergleichsweise hohe Lebensmittelpreise. Preissenkungen seien nur in Einzelfällen zu erwarten, hatte es jüngst von der Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) geheißen.
Warenkorb
Der Verbraucherpreisindex misst die Preisentwicklung bei Waren und Dienstleistungen. Grundlage für die Berechnung ist ein Warenkorb aus rund 600 Güterarten. In Deutschland werden jeden Monat etwa 300 000 Einzelpreise der gleichen Produkte in denselben Geschäften ermittelt, bei einheitlichen Preisen etwa für Bücher geschieht dies im Internet. Wird ein Produkt seltener nachgefragt, wird es im Warenkorb durch ein anderes ersetzt. Den größten Anteil macht das Wohnen (Mieten, Strom, Gas) mit fast 32 Prozent aus. Gut zehn Prozent entfallen auf Lebensmittel. Die Ausgaben für Verkehr schlagen mit 13,5 Prozent zu Buche, diejenigen für Freizeit, Unterhaltung und Kultur mit 11,5 Prozent. Text: dpa