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NEU DELHI/TOKIO/JAKARTA
Indiens Währungskrise und die Folgen
Bankangestellter in Mumbai: Die indische Währung Rupie ist zuletzt stark unter Druck geraten.
Foto: afp | Bankangestellter in Mumbai: Die indische Währung Rupie ist zuletzt stark unter Druck geraten.
Von dpa-Korrespondentin Doreen Fiedler
 |  aktualisiert: 11.12.2019 15:28 Uhr

Krisenängste gehen in Asien um. In Indien stürzt die Rupie ab. Auch Indonesiens Währung verfällt rasant. Anleger fürchten, dass sich das Wachstum in den aufstrebenden Ländern weiter verlangsamt. Vor allem in Indien schürt der anhaltende Absturz der Rupie Ängste vor negativen Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum. Die schwache Rupie bereitet Unternehmen und der indischen Regierung Kopfzerbrechen, die Angst vor einer Wirtschaftskrise steigt. Die Zentralbank und der Finanzminister versuchen gegenzusteuern. Zu wenig und zu spät, sagen Analysten.

Warum ist die Rupie überhaupt auf Talfahrt?

Analysten sehen als Grund vor allem den Kurs der US-Notenbank Fed, die erst eine sehr lockere Geldpolitik pflegte und nun eine Drosselung ankündigte. Nach dem Zufluss der Massen billigen Geldes ziehen viele Anleger derzeit vermehrt ihre Gelder ab, auch aus anderen Schwellenländern wie Brasilien, Indonesien oder Südafrika. Ausländische Investoren haben laut der Finanzmarktregulierung seit Mai Aktien im Wert von 8,7 Milliarden Euro verkauft. „In Indien kommt hinzu, dass das Leistungsbilanzdefizit unglaublich hoch ist und die strukturellen Probleme nicht angegangen werden“, sagt der unabhängige Berater Prasenjit Bose. Dies schürt die Angst vor einer Krise.

Wie steuern Notenbank und Regierung dagegen?

Die Regierung öffnete mehrere Branchen weiter für ausländische Investoren, etwa Mobiltelefonie, Einzelhandel und Versicherungen, um Geld ins Land zu holen. Die Zentralbank begrenzte die Liquidität und beschränkte den Geldtransfer von Unternehmen und Einzelpersonen ins Ausland. Selbst die traditionell hohen Goldimporte wurden beschränkt. Doch alle bisherigen Maßnahmen konnten den Fall der Rupie nicht aufhalten, die seit Anfang Mai fast 19 Prozent an Wert eingebüßt hat. Das seien eher langfristige Maßnahmen, erklärt Soumya Kanti Ghosh, Berater der State Bank of India. Kurzfristig sei noch nichts erfolgt. „Etwas muss passieren, je früher, desto besser.“

Welche Auswirkungen hat der Währungsverfall?

Die indische Wirtschaft war im abgelaufenen Finanzjahr um 5,0 Prozent gewachsen und damit so wenig wie seit zehn Jahren nicht mehr. Für das laufende Jahr erwartet die Zentralbank höchstens 5,5 Prozent – wenn alles gut läuft. Der aus dem Amt scheidende Zentralbank-Chef D. Subbarao sieht in der leicht verwundbaren Rupie die größte Gefahr für die inländische Wirtschaft. Er malte eine düstere Zukunft mit sinkender Industrieproduktion, gedämpfter Stimmung und Geldabfluss. Für den bekannten amerikanischen Investor Jim Rogers ist klar: Auch die Aktienmärkte werden nach unten folgen. „Indien hat derzeit ernsthafte Probleme und ich bin nicht optimistisch“, sagte er der indischen „Economic Times“.

Wem schadet eine schwache Rupie – und wer profitiert davon?

Importe werden derzeit teurer, allein die Rohöleinfuhren machen ein Drittel aus. Das trifft die Wirtschaft empfindlich. Die Benzinpreise steigen und damit auch die Transportkosten. „Das treibt die Inflation noch weiter in die Höhe“, sagt Bankberater Ghosh. Darunter leiden auch die Hunderte Millionen Armen, die die Preise für Lebensmittel nicht mehr zahlen können. Indische Exporteure wiederum – wichtig sind vor allem IT-Dienstleistungen, Edelsteine und Ölerzeugnisse – profitieren von der Währungskrise. Der indische Exportverband FIEO freut sich, dass Ausfuhren nun wettbewerbsfähiger sind.

Wie schlimm kann es denn noch werden?

In Indien geht die Furcht um, bald könne der ganz große Absturz kommen. Analysten sehen wegen des großen Handelsbilanzdefizits von 191 Milliarden US-Dollar ein Szenario wie bei der Asienkrise 1997 heraufziehen. Bei einer Zeitungsumfrage erklärten 72 Prozent, die derzeitige Situation sei mit der Wirtschaftskrise von 1991 vergleichbar. Immerhin: Premierminister Manmohan Singh, er war damals Finanzminister, versucht zu beschwichtigen: 1991 habe Indien nur noch Devisenreserven für 15 Tage gehabt, derzeit seien es noch genügend für sechs oder sieben Monate.

asdf

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