
Die Industrie, nicht nur in Mainfranken, steht vor großen Herausforderungen. Angesichts von Klimakrise und neuen Technologien sind Transformation und Wandel die dringlichen Aufgaben in einer sich schnell verändernden Arbeitswelt. Dieser Wandel müsse nicht nur in ökologischer, sondern auch in sozialer und demokratischer Hinsicht fair gestaltet werden, fordert die IG Metall. Um diesen und weiteren Forderungen lautstark Nachdruck zu verleihen, hatte die größte Einzelgewerkschaft des Landes am Freitag zum Aktionstag "Fairwandel" nach Schweinfurt eingeladen.
An bayernweit etwa 40 "Fairwandel"-Aktionen beteiligten sich 13 000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Die größte Veranstaltung dieser Art in Unterfranken fand in Schweinfurt statt. Gut 2000 Beschäftigte, nicht nur aus der Schweinfurter Großindustrie wie ZF, SKF, Schaeffler und Bosch Rexroth, versammelten sich zu Sternmärschen und zogen gemeinsam zur Hahnenhügelbrücke. Unterstützt wurden sie von vielen Kolleginnen und Kollegen, die unter anderem aus Würzburg, der Rhön, den Haßbergen, ja sogar aus Aschaffenburg angereist waren.
Lautstark, mit Trillerpfeifen und Sambatrommeln, hatte diese Kundgebung durchaus auch Volksfestcharakter, gab es doch auch viel Musik von Steffi List und ihrer Band "Die Crackers", zwei Auftritte des bekannten Söder-Imitators Wolfgang Krebs und "Polizistinnen auf Stelzen", die "für Ordnung sorgten".

Bei aller Unterhaltung, die dieser Kundgebung nicht abzusprechen war, standen die Forderungen im Mittelpunkt, die die IG Metall den Koalitionären und damit den Parteien der wahrscheinlich nächsten Bundesregierung mit auf den Weg geben wollte. "Die Unternehmen dürfen den Umbruch nicht nutzen, um Arbeitsbedingungen zu verschlechtern", forderte etwa Thomas Höhn, Erster Bevollmächtigter der IG Metall in Schweinfurt. "Die Menschen brauchen jetzt eine tragfähige Perspektive für die Zukunft ihrer Arbeitsplätze".
Was die IG Metall von der Ampelkoalition auch will
Zu einem fairen und gerechten Wandel gehöre auch, die große Zahl der Kolleginnen und Kollegen, die befristet oder in Leiharbeit beschäftigt sind, mittels Festanstellung in die Stammbelegschaft zu integrieren.
Von den Ampelkoalitionären erwarte die IG Metall eine aktive und mutige Industriepolitik und einen starken Sozialstaat. Die Existenz von mehr als 50 000 Menschen, so Höhn, sei eng damit verbunden, wie es mit der Industrie in Mainfranken weitergehe. Auch dafür würden nun im Zuge der Regierungsbildung die Weichen gestellt.

"Die Gewinne landen in den Taschen weniger, die Kosten sollen alle tragen", so Ralf Kutzner, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall, der aus Frankfurt nach Schweinfurt gekommen war. Er forderte, "die die mehr Geld als genug haben" stärker zur Kasse zu bitten. Ein Mittel dafür sei "Kapitalertragsteuer abschaffen, Vermögenssteuer wieder einführen".
Öffentliche Aufträge, so eine weitere Forderung der IG Metall, dürften nur noch an Betriebe vergeben werden, die ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach Tarif bezahlen. Auch die Rente dürfe nicht noch stärker an den Kapitalmarkt gebunden werden. Das sei fahrlässig, denn "mit der Rente spielt man nicht".
Krisengewinner zur Kasse bitten und sichere Brücken in die Arbeitswelt von morgen bauen fordert die IG Metall. Dafür brauche es Zukunftsinvestitionen in Höhe von 500 Milliarden Euro statt Schuldenbremse. Die Ampelkoalition habe die große Chance Klimaschutz und Sicherheit der Arbeitsplätze miteinander zu vereinbaren. Eine Aufgabe, der man sich nicht morgen oder irgendwann, sondern jetzt stellen müsse.
