Die Handwerkskammer für Unterfranken hat einen neuen Präsidenten: Michael Bissert aus Iphofen (Lkr. Kitzingen) löst Walter Heußlein aus Billingshausen (Lkr. Main-Spessart) ab. Die Vollversammlung wählte den Installateur- und Spenglermeister am Freitagnachmittag nahezu einstimmig an die Spitze der Kammer in Würzburg.
Schreinermeister Heußlein (69) konnte aus Altersgründen nicht mehr zur Wahl antreten. Sein Nachfolger Bissert (57) hatte keinen Gegenkandidaten. Seit war 2016 schon war der Iphofener einer von zwei Vizepräsidenten der Kammer. Seit 1996 hat der Unternehmer eine Fülle von Funktionen inne, darunter in der Sanitärinnung Kitzingen und im Meisterprüfungsausschuss. Außerdem ist er ehrenamtlicher Richter am Sozialgericht in Würzburg.
Welchen Betrieb Bissert hat
Den 180 Jahre alten Sanitär- und Spenglerbetrieb in Iphofen übernahm Bissert 2000 von seinen Eltern. Die Geschäfte leitet mittlerweile sein 36 Jahre alter Sohn Stefan. Schon deshalb könne er sich all den Funktionen außerhalb seines Unternehmens widmen, sagte der 57-Jährige über sich selbst.
Bissert gilt als Mann der klaren Worte. Dennoch betonte er am Freitag vor der Vollversammlung: "Ich habe mich nie in den Vordergrund gedrängt." Für die kommenden fünf Jahre seiner Zeit als Präsident sah er den Erhalt des Meisterbriefs und die Stärkung des dualen Ausbildungssystems als Top-Prioritäten an. Außerdem will er dem Handwerk mehr Gehör in der Öffentlichkeit verschaffen, "so dass es so gesehen wird, wie es das verdient hat".
Lehrlingsmangel als Top-Thema
Das deckt sich mit der generellen Linie der Kammer, die seit Jahren mit Kampagnen auf die Handwerksberufe aufmerksam macht, um so vor allem junge Menschen als Auszubildende zu gewinnen. Der Lehrlingsmangel gilt im Handwerk als großes Problem. Derzeit sind allein in Unterfranken etwa 2000 Stellen offen.
Heußlein war vor ziemlich genau fünf Jahren in das ranghöchste Ehrenamt der Handwerkskammer gewählt worden, der 19 000 Betriebe mit zusammen gut 90 000 Beschäftigten angeschlossen sind. In seinem Rückblick betonte er unter anderem, dass "sich die Finanzsituation der Kammer gut entwickelt hat".
Im Vergleich zu anderen Wirtschaftsbereichen wie Handel oder Gastronomie sei das Handwerk in der Region vergleichsweise glimpflich durch die Corona-Krise gekommen, bilanzierte Heußlein. Er freute sich, dass in diesem Jahr gleich acht Bundessieger aus Unterfranken kommen. "Das ist ein stolzes Ergebnis." Die erfolgreichen Auszubildenden seien das Aushängeschild ihrer Betriebe.
Was ein Präsident der Handwerkskammer macht
Der Präsident einer Handwerkskammer hat repräsentative Aufgaben. Er ist Kopf des zwölfköpfigen Vorstands. Das Tagesgeschäft leitet der hauptamtliche Hauptgeschäftsführer. In der Würzburger Kammer ist das seit 2018 Ludwig Paul aus Schweinfurt. Die 48-köpfige Vollversammlung ist das Parlament der Kammer.
Neuer Vizepräsident ist Josef Hofmann aus Würzburg. Die Vollversammlung machte ihn zum Nachfolger von Bissert als Vertreter der Arbeitgeber. Hofmann ist Bildhauer- und Steinbildhauermeister. Er führt im Stadtteil Versbach den Betrieb "Steinwelten" mit 18 Mitarbeitern, außerdem sitzt er für die Freien Wähler im Würzburger Stadtrat. Aufgrund der Satzung der Kammer musste Hofmann sein Amt als Kreishandwerksmeister und als Obermeister seiner Innung niederlegen.
Neben Hofmann fungiert Maurer Dieter Ehrenfels aus Urspringen (Lkr. Main-Spessart) als Vizepräsident. Er wurde von der Vollversammlung am Freitag als Vertreter der Arbeitnehmer wiedergewählt.