Aktionäre können frohlocken: Die 616 börsennotierten Unternehmen in Deutschland lassen ihre Anteilseigner in diesem Jahr mit dem üppigsten Geldregen der Geschichte an ihrem Erfolg teilhaben. Insgesamt schütten sie nach Angaben der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) die Rekord-Dividende von 41,7 Milliarden Euro aus. Allerdings: Nur eine kleine Minderheit der deutschen Sparer kann sich mit einer Geldanlage in Aktien grundsätzlich anfreunden und profitiert deshalb von den milliardenschweren Überweisungen, wie DSW-Experte Roland Klose beklagt: „Nur knapp 19 Prozent ihres Vermögens investieren die Deutschen in Aktien oder Investmentfonds.“ Hingegen lägen über 80 Prozent des immerhin rund 5 Billionen Euro schweren Geldvermögens privater Haushalte bei Lebens- und Rentenversicherern, in verzinslichen Anlagen oder würden als Bargeld gehortet.
Klose ist überzeugt: „Würde hier zusätzlich nach Vermögensgröße der einzelnen Haushalte unterschieden, wäre ein Ergebnis mit Sicherheit, dass es insbesondere die großen Vermögen sind, die ihr Geld an der Börse anlegen und damit überproportional von Kurssteigerungen und natürlich auch von Dividendenausschüttungen profitieren.“ Und: Rund 64 Prozent der Anteile an den Börsenschwergewichten im Leitindex Dax gehören ausländischen Investoren. Vorsichtige Sparer gehen hingegen leer aus – viele müssen wegen der Mini-Zinsen sogar reale Verluste verkraften.
Tatsächlich trennten sich laut Deutschem Aktieninstitut allein 2014 rund eine halbe Million Bundesbürger von Aktien oder Anteilen an Aktienfonds. Damit hatten rund 13 Prozent der Bevölkerung in Deutschland Geld in Aktien oder Aktienfonds angelegt.
Immerhin: Für viele dieser 8,4 Millionen Menschen hat es sich 2014 gelohnt, Aktien zu halten. Denn dank des guten Geschäftsjahres übertreffen die Ausschüttungen der Gesellschaften die bisherige Bestmarke aus dem Jahr 2008 von 38,2 Milliarden Euro um 9,2 Prozent. Der Vorjahreswert wird sogar um 13,4 Prozent getoppt. „Damit legten die Dividendenzahlungen zum fünften Mal in Folge zu.
Den letzten Rückgang hatte es im Krisenjahr 2010 gegeben“, sagt DSW-Hauptgeschäftsführer Marc Tüngler. Mit einem Plus von 33 Prozent erhöhten die mittelgroßen Unternehmen aus dem MDax ihre Ausschüttungen besonders kräftig. Aktionäre, die Papiere von Dax-Unternehmen halten, bekommen im Schnitt ein Zehntel mehr als 2014: zusammen 29,9 Milliarden Euro. Trotzdem sind die Aktionärsschützer der DSW nicht rundum zufrieden: „Bei den Ausschüttungsquoten bleiben trotz der hohen Gesamtsumme selbst viele der Index-Unternehmen nach wie vor hinter den Erwartungen der DSW zurück“, betont Klose.
Die DSW fordert, dass in der Regel mindestens 50 Prozent des Gewinns an die Aktionäre ausgeschüttet werden sollen. Schließlich trügen die Anteilseigner das Kapitalrisiko. Sie müssten angemessen am Unternehmensgewinn beteiligt werden: „Doch davon sind etliche Gesellschaften erneut ein ganzes Stück entfernt. 54,5 Prozent der Index-Unternehmen bleiben unterhalb der 50-Prozent-Ausschüttungsquote. Bei einem Viertel liegt die Quote sogar unter 33 Prozent.“
Es bleibt also Luft nach oben. Nach Einschätzung der DZ Bank sprechen das solide Wachstum der Weltwirtschaft und die schrittweise Erholung der Konjunktur in Europa tendenziell für steigende Unternehmensgewinne. „Dadurch sollten die Unternehmen die Dividendenzahlungen auch in den Folgejahren weiter ausbauen können“, heißt es in einer Studie der DZ Bank aus dem Januar. „Nach eher mageren Jahren in Europa gehen wir für die kommenden Jahre von Dividendensteigerungen von rund 6 Prozent pro Jahr aus.“ Analyst Michael Bissinger warnt allerdings vor zu hohen Erwartungen.