Ende Juni hatte Premierminister Alexis Tsipras mit der Ankündigung einer Volksabstimmung einen Sturm auf die Geldinstitute ausgelöst. Um den drohenden Zusammenbruch des Bankensystems zu verhindern, ordnete die Regierung die Schließung aller Filialen an. Auch wenn die Zweigstellen nun wieder öffnen: Die von der Regierung verhängten Kapitalkontrollen bleiben in Kraft. Pro Tag dürfen die Bankkunden höchstens 60 Euro abheben – einzige Erleichterung: Sie können sich jetzt am Ende einer Woche 420 Euro auszahlen lassen, um nicht jeden Tag anstehen zu müssen. Auslandsüberweisungen sind nur mit einer speziellen Genehmigung des Finanzministeriums gestattet. So soll verhindert werden, dass die Griechen ihr Geld ins Ausland transferieren.
Die vier systemrelevanten Banken sind mit einer Reihe existenzbedrohender Probleme konfrontiert. Das akuteste ist der Mangel an Liquidität. Seit sich im vergangenen November Neuwahlen und der Sieg des radikalen Linksbündnisses Syriza abzuzeichnen begannen, setzte ein Run auf die Geldinstitute ein. Aus Angst vor einer Finanzkrise und der Rückkehr zur Drachme brachten die Menschen ihre Guthaben in Sicherheit. Die Einlagen der Banken schmolzen von 164,3 Milliarden Euro im November 2014 auf inzwischen weniger als 120 Milliarden zusammen. Allein im Juni flossen 8,1 Milliarden ab.
Stresstest im September
Die Banken hängen nun am Tropf der Europäischen Zentralbank (EZB). Sie gewährte über die griechische Notenbank den Athener Geldinstituten Notkredite von 89,5 Milliarden Euro. Ein Problem für die Banken ist allerdings, dass sie für diese sogenannten ELA-Kredite (Emergency Liquidity Assistance) der EZB wesentlich höhere Zinsen zahlen müssen als für normale Liquidität.
Die Präsidenten des griechischen Bankenverbandes, Luka Katseli, appellierte jetzt an die Kunden, die in den Vormonaten abgezogenen und vielfach in den Wohnungen versteckten Gelder wieder zu den Banken zu bringen. Dass sich die Liquiditätslage der Institute jetzt wesentlich entspannt, ist aber kaum zu erwarten. Dazu sitzen das Misstrauen der Menschen gegenüber der Politik und die Angst vor einem Crash zu tief. Die meisten Griechen wissen: Die Gefahr einer Staatspleite und eines Grexit ist nicht für alle Zeit gebannt, auch wenn nun ein drittes Rettungspaket für ihr Land geschnürt wird.
Prekär bleibt die Lage der Banken vor allem, weil die Kreditrisiken ständig steigen. Aktuell werden nach Schätzungen aus Bankenkreisen bereits 45 Prozent der ausgereichten Darlehen nicht mehr bedient. Es geht um Kredite im Volumen von fast 100 Milliarden Euro oder 56 Prozent des griechischen Bruttoinlandsprodukts. Die faulen Kredite reißen riesige Löcher in die Bankbilanzen. Die vier systemischen Institute müssen deshalb rekapitalisiert werden. Dafür sind im dritten Rettungspaket bis zu 25 Milliarden Euro vorgesehen. Wie groß der Kapitalbedarf ist, soll ein Stresstest im September klären.