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FRANKFURT
Griechenland kann den Dax nicht bremsen
reda
 |  aktualisiert: 19.10.2020 09:34 Uhr

Trotz des Machtwechsels in Griechenland hat der deutsche Aktienmarkt seine Rekordjagd am Montag fortgesetzt. Der Leitindex Dax stieg erstmals über 10 800 Punkte, das Mittelstands-Barometer MDax erreichte ebenfalls ein neues Allzeithoch. Börsianer seien anhaltend euphorisiert von der billionenschweren Geldspritze, die die Europäische Zentralbank den Börsen in der Vorwoche verabreicht habe, sagte Marktanalyst Andreas Paciorek vom Broker CMC Markets.

Die Partei des neuen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras hatte sich im Wahlkampf gegen die Reform- und Sparprogramme gestellt, die Bedingung für die internationalen Kredithilfen zugunsten Griechenlands waren. Investoren spekulierten auf den „guten Willen“ der europäischen Politiker, die alles dafür geben dürften, die Schuldenkrise nicht wieder aufflammen zu lassen, sagte Paciorek. „Der Sieg der Syriza bedeutet nicht den Austritt Griechenlands aus der Eurozone“, betonten auch die Analysten der VP Bank. Tsipras wolle sein Land in der Eurozone halten.

Dass jetzt in Griechenland die Spargegner die Macht übernehmen, lässt Anleger überwiegend kalt. An Börsen werden Erwartungen gehandelt. Anders als in den Jahren 2010 bis 2012 schätzen Investoren heute das Risiko als gering ein, dass ein Kurswechsel in Griechenland für einen Flächenbrand sorgen könnte. Aus dem Notfalltopf ESM können Staaten mit bis zu 500 Milliarden Euro unterstützt werden. Und die Europäische Zentralbank hat ihr Versprechen, den Euro um jeden Preis zu schützen, gerade mit einem neuen Billionenprogramm bekräftigt.

Am Devisenmarkt haben Anleger gelassen auf den Wahlsieg der Linkspartei Syriza reagiert. Der Kurs des Euro war zwar am Morgen kurz unter 1,11 US-Dollar gerutscht und damit auf den tiefsten Stand seit September 2003, konnte sich aber schnell wieder erholen. Am Nachmittag kostete ein Euro 1,1285 Dollar und damit rund einen Cent mehr als am Freitagabend.

Der Wahlausgang in Athen sei am Markt mehr oder weniger erwartet worden und habe keine Unruhe unter den Anlegern ausgelöst, begründeten Händler die verhaltene Kursreaktion des Euro. „Der Sieg des Linksbündnisses Syriza wird den Reform- und Konsolidierungsprozess in Griechenland erschweren, aber nicht stoppen können“, sagte Expertin Stephanie Lindeck vom Bankhaus Julius Bär. Ein Austritt der Griechen aus der Eurozone sei wegen der immensen wirtschaftlichen Kosten unwahrscheinlich.

 
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