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ATHEN
Griechen heben Milliarden ab
dpa
 |  aktualisiert: 01.01.2015 18:42 Uhr

Knapp vier Wochen vor den vorgezogenen Parlamentswahlen wachsen die Sorgen vieler Griechen vor einer neuerlichen Zuspitzung der Wirtschafts- und Schuldenkrise. Aus Angst vor politischen und wirtschaftlichen Turbulenzen hoben Medienberichten zufolge im Dezember zahlreiche Sparer und Unternehmen insgesamt 2,5 Milliarden Euro von ihren Bankkonten ab. Einige Experten diskutieren wieder offen über einen möglichen Austritt Griechenlands aus der Eurozone.

Ein solcher „Grexit“ wäre aber diesmal leichter von den restlichen Euroländern zu ertragen. Umfragen deuten derweil auf einen heftigen Wahlkampf und auf ein knappes Wahlergebnis Ende Januar hin. Die politische Stimmung in Griechenland ist stark polarisiert.

Die derzeitige „Mini-Kapitalflucht“ sei ungewöhnlich und lasse sich nur damit erklären, dass die Bürger sich große Sorgen angesichts der vorgezogenen Wahlen am 25. Januar machen, berichtete die konservative Athener Zeitung „Kathimerini“ am Mittwoch. Die Banken wollen verstärkt darauf achten, dass auf keinen Fall ein „Bank Run“ ausgelöst wird: Die Institute sorgten dafür, dass alle Geldautomaten ausreichend mit Geld bestückt sind, sagte ein Bankdirektor der Deutschen Presse-Agentur.

Aktuelle Umfragen in Griechenland zeigen einen Vorsprung der Linkspartei Bündnis der radikalen Linken (Syriza) von Alexis Tsipras. Dieser strebt eine Neuaushandlung des griechischen Konsolidierungsprogramms und einen Schuldenschnitt an.

Die bürgerliche Nea Dimokratia (ND) unter dem amtierenden Regierungschef Antonis Samaras hat allerdings in den vergangenen Tagen nach Angaben von Demoskopen aufgeholt. Der Vorsprung von Syriza sei von etwa sieben Prozentpunkten im November auf drei bis vier Punkte geschrumpft.

Der ehemalige Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank (EZB), Jürgen Stark, äußerte mit Blick auf die Neuwahlen in Griechenland Kritik an der Rettungspolitik der EZB. „Griechenland war seit 2010 faktisch mehrfach insolvent“, sagte er der „Süddeutschen Zeitung“. Immer wieder sei mit neuem Geld der Mitgliedstaaten und der EZB die Insolvenz verschleppt worden. Jetzt zeigten sich „die nach wie vor ungelösten Probleme in aller Schärfe“. Aus Protest gegen die Rettungsmaßnahmen der EZB war Stark 2011 zurückgetreten.

Grünen-Parteichefin Simone Peter warnte unterdessen eindringlich vor einem Austritt Griechenlands aus der Eurozone. „Ein Ausstieg aus dem Euro kann weder im Interesse Griechenlands noch der EU sein“, sagte sie der „Welt“. „Für Griechenland wären die Folgen dramatisch, und auch die Eurozone hätte mit negativen Konsequenzen zu kämpfen.“

 
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