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FRANKFURT
Goldbarren zum Anfassen
Edelmetall als Publikumsmagnet: Ein 12,5 Kilogramm schwerer Goldbarren zum Anfassen zog beim Tag der offenen Tür der Deutschen Bundesbank in Frankfurt zahlreiche Besucher an.
Foto: Arne dedert, dpa | Edelmetall als Publikumsmagnet: Ein 12,5 Kilogramm schwerer Goldbarren zum Anfassen zog beim Tag der offenen Tür der Deutschen Bundesbank in Frankfurt zahlreiche Besucher an.
reda
 |  aktualisiert: 14.07.2014 17:26 Uhr

Viele Deutsche sähen den Goldschatz der Bundesbank lieber in der Heimat als in fremden Tresoren. Die Notenbank hat auf die Kritik reagiert und holt schrittweise Tausende Barren aus den USA und Frankreich nach Deutschland. Einen Einblick in ihre Tresore gewährt die Notenbank nicht – aus Sicherheitsgründen. Doch Bundesbank-Präsident Jens Weidmann weiß, wie wichtig das Vertrauen der Bürger ist. Deshalb öffnete die Notenbank am Wochenende erstmals für die Bevölkerung ihre Türen.

Dabei gab es sogar Gold zum Anfassen: In einer Sicherheitsvitrine lag ein 12,5 Kilo schwerer Goldbarren. Marktwert des Goldstücks, das kleiner als eine Milchtüte ist: etwa 400 000 Euro. Das erst kürzlich aus New York gelieferte Edelmetall konnte berührt und hochgehoben, aber nicht aus der Vitrine herausgenommen werden.

Gold ist, wie es sein soll

Deutschland besitzt nach der US-Notenbank Fed den zweitgrößten Goldschatz der Welt. Doch als Relikt aus Zeiten des Kalten Krieges lagern fast zwei Drittel des Edelmetalls im Ausland. Noch. Denn spätestens 2020 soll mehr als die Hälfte der zuletzt 3387 Tonnen deutschen Goldes im Gesamtwert von aktuell 102,1 Milliarden Euro in den Tresoren der Bundesbank lagern.

Auch wenn die Verlagerung schleppend begann und 2013 nur 37 der insgesamt geplanten 674 Tonnen Gold aus Paris und New York nach Frankfurt überführt wurden – Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele bleibt optimistisch: „Wir liegen voll im Plan und werden den Zeitplan einhalten können.“ Nach früheren Angaben sollen in diesem Jahr 30 bis 50 Tonnen Gold aus New York und 50 Tonnen aus Paris nach Frankfurt gebracht werden.

Weil viele der New Yorker Barren nicht dem heute gültigen Standard entsprechen, lässt die Bundesbank sie umschmelzen. Dabei habe sich gezeigt, dass alle Unkenrufe der Kritiker unberechtigt waren. „Bei dem bisher nach Deutschland verlagerten Gold war alles so, wie es sein soll“, betont Thiele. Ohnehin haben die Bundesbanker uneingeschränktes Vertrauen in ihre US-Kollegen: „Wir haben keine Zweifel an der Integrität der Federal Reserve Bank of New York. Unser Gold liegt dort sicher verwahrt.“

Dass der Großteil des Goldes in den Tresoren der Fed, der Banque de France in Paris und der Bank of England in London lagert, hat historische Gründe. Ab 1951 baute die Bank deutscher Länder als Vorgängerin der Bundesbank erste Goldreserven auf, in den 1950er und 1960er Jahren wuchs der deutsche Goldschatz rasant: Die Wirtschaftswunderjahre brachten der Bundesrepublik dank des Exports viele Dollar ein, die bei der US-Zentralbank gegen Goldforderungen eingetauscht werden konnten. Während des Kalten Krieges war es durchaus gewollt, deutsches Gold möglichst weit außerhalb der Landesgrenzen aufzubewahren.

Immer wieder gab es Forderungen, das Gold zu „versilbern“ – etwa um Renten oder Hilfen für Flutopfer zu finanzieren. 1997 wollte Finanzminister Theo Waigel eine höhere Bewertung der Goldreserven durchsetzen und für den Bund die Gewinne einstreichen. Vergeblich. Denn die Frankfurter trennen sich im Jahr nur von fünf bis sechs Tonnen. Thiele: „Unser Goldbestand reduziert sich nur durch den Verkauf geringer Mengen Gold an das Bundesfinanzministerium für das Prägen von Goldmünzen. Ansonsten sind wir weder als Käufer noch als Verkäufer am Markt tätig.“

Und das hat auch handfeste Gründe. „Gold ist eine Währungsreserve. Gold, das an Goldhandelsplätzen in anderen Währungsräumen lagert, kann in Krisenfällen kurzfristig veräußert oder beliehen werden“, erklärt Thiele. Und auch das in Frankfurt gelagerte Gold habe einen Sinn: „Als Teil der Währungsreserve baut Gold zusätzliches Vertrauen in die Stabilität einer Währung auf.“

Der deutsche Goldschatz

Die Deutsche Bundesbank hat mit 3387 Tonnen (Stand Ende 2013) nach der US-Notenbank Fed (8133 Tonnen) den zweitgrößten Goldschatz der Welt. Unter Berücksichtigung der Einwohnerzahlen liegt Deutschland aber mit 41 Kilogramm pro 1000 Einwohner weit hinter der Schweiz (130 Kilogramm/1000 Einwohner) und dem Libanon (65) auf dem dritten Platz – in etwa auf einem Niveau mit den Euro-Partnerländern Italien (40), Frankreich (37), Niederlande (37) und Portugal (36). Die Fed besitzt zwar weit mehr als doppelt so viel Gold wie die Bundesbank – im Pro-Kopf-Vergleich landen die USA aber mit 26 Kilogramm je 1000 Einwohner nur auf Rang neun. Text: dpa

 
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