Deutschlands größter Energieversorger E.ON muss nach einem herben Gewinneinbruch weitere Kraftwerke schließen und seine Investitionen kürzen. Der nachhaltige Konzernüberschuss, aus dem sich auch die Dividende berechnet, stürzte 2013 um 46 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro ab, teilte E.ON am Mittwoch in Düsseldorf mit.
Konzernchef Johannes Teyssen kritisierte bei der Bilanzpressekonferenz, dass erneuerbarer Strom an den Strombörsen teils sogar zu negativen Preisen „verramscht“ werde. Dies belaste den traditionellen Eckpfeiler des Versorgergeschäfts – die Erzeugung – erheblich. Die Bundesregierung müsse direkt nach der EEG-Reform einen Kapazitätsmechanismus schaffen, um das Vorhalten konventioneller Energie zu bezahlen, forderte Teyssen. Der Anteil der konventionellen Erzeugung am betrieblichen Ergebnis (Ebitda) war bei E.ON 2013 um fast eine Milliarde Euro auf gut 700 Millionen Euro zurückgegangen. Die Dividende soll von 1,10 Euro auf 60 Cent fallen. Der Rivale RWE hatte in der vergangenen Woche sogar rote Zahlen in Milliardenhöhe und eine Halbierung der Dividende bekannt geben müssen.
E.ON spart nach eigenen Angaben weiter, verkauft Beteiligungen und legt unrentable Kraftwerke still. Einschließlich des Atommeilers in Grafenrheinfeld (Lkr. Schweinfurt) stünden neun weitere Kraftwerke 2014 und 2015 zur Schließung an, teils auch aus technischen Gründen. Die Zahl der Beschäftigten sank mit den Beteiligungsverkäufen um rund 10 000 auf gut 62 000 Mitarbeiter zum Jahresende 2013. E.ON konnte damit seine Schuldenlast um fast vier Milliarden Euro auf 32 Milliarden Euro senken, verlor mit den Verkäufen lukrativer Beteiligungen aber auch viel Ergebnis.
Der Vorstand beteiligt sich ebenfalls am Schrumpfkurs: Teyssens eigene Vergütung sank 2013 um knapp eine Million Euro auf gut drei Millionen Euro plus Optionen. Insgesamt gehe die Vorstandstantieme um rund ein Viertel zurück, berichtete das Unternehmen.
E.ON will sein Angebot an dezentralen Anlagen – etwa Blockheizkraftwerken für Mietshäuser und Gewerbebetriebe – ausbauen und setzt zudem auf sein Auslandsgeschäft in Russland, der Türkei und Brasilien. Im Geschäft mit Russland sieht Teyssen keinen Anlass zu Veränderungen: Der Bereich sei ungeachtet aller politischen Krisen über viele Jahre stabil, er mache sich keine Sorgen.
Auch die erneuerbaren Energien seien eine Stütze des Ergebnisses, sagte Teyssen. Ihr Anteil am Betriebsergebnis wuchs von 1,3 auf 1,4 Milliarden Euro. Mit seinem dezentralen Geschäft habe E.ON allein in Deutschland schon 4000 kleinere Anlagen installiert und im Heimatmarkt rund eine Milliarde Umsatz erreicht. Im Verhältnis zum Gesamtgeschäft ist das noch wenig: Der Gesamtumsatz des Unternehmens liegt bei rund 122,5 Milliarden Euro.
Grafenrheinfeld und andere Kandidaten der Stilllegung
Deutschlands größter Energiekonzern E.ON nimmt in nächster Zeit neun weitere Kraftwerke oder Kraftwerksanteile vom Markt. Sie werden eingemottet oder ganz stillgelegt. Insgesamt ist seit 2012 bereits die Stilllegung von 13 Gigawatt Kapazität beschlossen und zum Teil umgesetzt worden, das entspricht zehn modernen Atomkraftwerken, so E.ON.
In Deutschland sollen in diesem und im nächsten Jahr Kapazitäten mit einem Volumen von knapp 2900 Megawatt sowie das Atomkraftwerk in Grafenrheinfeld mit knapp 1300 Megawatt vom Netz gehen. Stillgelegt werden unter anderem drei Kohlekraftwerksblöcke in Gelsenkirchen-Scholven, das Kraftwerk Knepper bei Dortmund und das Kraftwerk im ostwestfälischen Veltheim (Porta Westfalica). In Kiel setzt E.ON seinen Anteil an einem Gemeinschaftskraftwerk außer Betrieb. Voraussetzung der Stilllegungen ist die Zustimmung der Bundesnetzagentur.
In Frankreich sind für 2014 und 2015 laut E.ON drei Anlagen mit rund 700 Megawatt zur Einmottung oder Abschaltung angemeldet. Text: dpa