Betriebliches Gesundheitsmanagement und digitaler Stress sind keine neuen Phänomene: Doch in vielen Unternehmen liegt die Aufmerksamkeit für beides unterhalb der Bewusstseinsschwelle.
Das führt dazu, dass der berufliche Alltag in der digitalen Arbeitswelt viele Menschen an ihre Grenzen zwingt – und darüber hinaus. "Dadurch brennen Mitarbeiter regelmäßig aus, mit teils schlimmen Folgen", betont Gunther Schunk, Kommunikationschef bei der Vogel Communications Group in Würzburg.
Vogel: Wie das mit dem Gesundheitsmanager gemeint ist
Das Fachmedienhaus könnte digitaler kaum sein. Es bestückt fast rund um die Uhr unterschiedliche Publikationskanäle mit Informationen. "Die Digitalisierung hat unsere Arbeitsweise komplett verändert. Das betrifft auch außerhalb der Medienbranche viele Beschäftigte", bemerkt der 52-Jährige.
Für ihn gibt es nur eine wirklich sinnvolle Lösung, um dieser neuen schnelllebigen Welt körperlich und geistig Herr zu werden: Jeder müsse sein eigener Gesundheitsmanager werden. "Unser Ziel ist, dass die Kolleginnen und Kollegen selbst erkennen, wie sie sich fühlen und wann es ihnen zu viel ist", sagt Schunk. Das bedeute im Umkehrschluss natürlich nicht, dass sich die Unternehmensspitze zurücklehnen dürfe. "Sie muss vielmehr ihre Beschäftigten für Gesundheitsthemen sensibilisieren."
Warum die Sprache eine Rolle spielt
In Schunks Augen ist hierfür die Sprache das wichtigste Instrument. "Inwieweit sich jeder über seine Gesundheit ausreichend Gedanken macht, hängt sehr stark mit der Kultur und den gelebten Werten in einem Betrieb zusammen. Und diese ergeben sich wiederum auch über die verwendete Sprache", unterstreicht der Medienprofi. "Wir haben sehr flache Hierarchien und eine direkte Kommunikation. Wir wollen, dass sich unsere Mitarbeiter im Prinzip an jeden wenden können, wenn ihm oder ihr die Arbeit zu viel wird. Das soll dazu führen, dass möglichst schnell reagiert werden kann."
Zur Sprache kommt regelmäßig auch die Aufklärung. Sie geschieht bei der Vogel Communications Group beispielsweise über den jährlich im Sommer stattfindenden Gesundheitstag, Veranstaltungen der hauseigenen Vogel-Stiftung und Erklärtexten im Intranet. "Doch ein Unternehmen muss nicht nur sensibilisieren, sondern auch seine Führungskräfte entsprechend schulen, etwa durch fortlaufende Seminare", betont Schunk.
Wo in Mainfranken auch auf die Gesundheit geachtet wird
Für das Wohlergehen der Belegschaft sind in Mainfranken auch andere Chefs sensibel geworden. Das wurde zum Beispiel vor gut einem Jahr in Zeil deutlich, wo die „Gesundheitsregion plus Landkreis Haßberge“ den ersten Fachtag zu Betrieblichem Gesundheitsmanagement ausrichtete. 50 Vertreter regionaler Unternehmen waren gekommen, um unter anderem das Neueste zu Stressmanagement oder Entspannungstechniken zu erfahren.
Darüber hinaus gebe es noch mehr, was das Gesundheitsmanagement umfasse, sagt Schunk. "Der weitere Schritt ist, viele niedrigschwellige Angebote für die Mitarbeiter zu schaffen." Das gehe etwa von gesundem, ausgewogenem Essen in der Kantine – die Vogel-Currywurst stehe trotzdem ab und an auf der Speisekarte – über höhenverstellbare Schreibtische bis hin zu abendlichen Sportgruppen.
Und dann die Sache mit den Massagen
"Wir bieten unseren Mitarbeitern zweimal pro Woche eine Massage von 15 Minuten an. Die Aktion heißt ‚Locker vom Hocker‘", berichtet Schunk. "Es hat große Vorteile, wenn wir so etwas in den gewöhnlichen Arbeitstag einbetten. Denn dann muss man nach Feierabend nicht noch einen Termin ausmachen und irgendwo hinfahren. Wir kümmern uns auch um die ganze Bürokratie, die damit zusammenhängt."
Massagen für Mitarbeiter: Davon wurde bereits bei einem Forum zu Gesundheitsmanagement im September 2018 in Würzburg berichtet. Ein solches Angebot diene nicht nur der Gesundheit der Belegschaft, sondern steigere auch die Attraktivität des Unternehmens bei der Suche nach Fachkräften.
Nia-Tanz ist bei Vogel auch möglich
Angeboten werden bei Vogel auch Schnupperstunden: Vor ein paar Tagen konnte man sich beispielsweise im Nia-Tanz versuchen. "Hinter solchen Aktionen steht unser Gesundheitsmanagement als feste Einrichtung", erläutert Schunk. "Es setzt sich aus Kollegen der Personalabteilung und des Betriebsrats zusammen."
In den Räumlichkeiten des Medienhauses kann man sich auch von Ärzten die Augen untersuchen und einen Grippeschutz verpassen lassen. Solche Maßnahmen und einschlägige Vorsorgeuntersuchungen sind natürlich nicht verpflichtend. "Doch auch hier klären wir vielfach auf. Die Vogel-Stiftung hat etwa den Verein Prostata Hilfe Deutschland von Anfang an mit unterstützt. Prostatakrebs ist bei Männern die häufigste Krebsart", sagt Schunk.
Das Thema betreffe auch Frauen. "Schließlich sind sie es, die häufig ihre Männer zur Vorsorge schicken. Und wenn es dem Ehemann gut geht, geht es meist auch seiner Frau und der ganzen Familie gut."