„Teamwork bewirkt Freude, verbessert die Kommunikation, fördert das Sozialverhalten und die Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter,“ behauptet die Würzburger Coacherin und Dozentin Steffi Henig. „Damit trägt die Arbeit im Kollektiv entscheidend zum wirtschaftlichen Erfolg bei.“ Teamspirit und lernende, moderne Unternehmen gehören für sie zusammen.
Indes befinden sich auf der anderen Seite der Teamarbeit viele Gefahren des Scheiterns, die in Konflikten, Mobbing und Frustration münden können. Dennoch beleuchten Führungskräfte oft die Vorteile positiver Synergien. Irrtümlicherweise bewerten sie die Kompatibilität und den Erfolg als Selbstläufer. „Zu einem großen Mythos der Teamarbeit gehört, dass Mitarbeiter in Teamstrukturen automatisch mehr leisten, als wenn sie einzeln arbeiten“, erklärt Professor Florian Becker, Spezialist für Wirtschaftspsychologie. „Tatsächlich ist es eine hohe Kunst, Teams wirklich leistungsfähig zu bekommen und gelingt selten – aber es ist möglich.“
„Konflikte im Team“ als häufigste Folge psychischer Beanspruchung
Den Nerv der Zeit treffen dabei Teambuilding-Experten wie Becker und Henig allemal. In einer Studie der Deutschen Gesellschaft für Personalführung geben befragte Mitarbeiter als häufigste Folge psychischer Beanspruchung „Konflikte im Team“ an.
Auch in Würzburg formieren Firmen täglich Arbeitsgruppen, damit diese Großes leisten. Ein Beispiel ist die Würzburger Hofbräu. Zum alljährlichen Kiliani-Volksfest wählte die Brauerei stets ein Team, das ein Festzelt mit Bewirtung und Unterhaltung auf die Beine stellen soll. Allein in ihrem Bierzelt rechnet die Brauerei an den siebzehn Tagen Gaudi mit über 100 000 Gästen.
Ein Jahr vorher starten die Vorbereitungen im Kiliani-Projektkreis für das größte Volksfest Unterfrankens. Für diese erarbeiten Mitarbeiter aus unterschiedlichen Fachbereichen eine individuelle Lösung. Unter Anleitung des Projektleiters planen die Geschäftsführung, das Marketing, die Eventabteilung, die Festabteilung, die Logistik und der Vertrieb den Verlauf der Kiliani-Festtage im Festzelt.
„Besonders gute Erfolge“ durch hierarchieübergreifende Teams
Ein gutes Betriebsklima ist für die Besetzung einer derartigen Größenordnung entscheidend. Daher bietet Steffi Henig Seminare an, mit denen sowohl Führungskräfte als auch sonstige Mitarbeiter die gemeinsame Zusammenarbeit lernen. In ihren Schulungen suchen nicht nur verschiedene Fachleute gemeinsam im Team nach Lösungen, sondern auch Führungspositionen mit Angestellten. Durch diese Mischung von Hierarchieebenen erzielt sie nach eigener Aussage „besonders gute Erfolge“.
Jeder Einzelne reflektiert im Teambuilding-Seminar seinen zwischenmenschlichen Umgang. „Wichtig ist, dass jedes Teammitglied die gleiche Wertigkeit hat. Jeder gibt sein Bestes und akzeptiert die Arbeit seines Gegenübers“, meint Henig. „So gelingt es den Mitarbeitern, die eigenen Stärken und Schwächen zu erkennen, aber auch die der anderen.“ Dabei betont die Coacherin, dass es bei solchen Teambuilding-Maßnahmen nicht auf die Aufgabe ankommt, sondern wie die Gruppe an sie herangeht.
Motivieren und negative Synergien im Zaum halten
Um auf ein Ziel hinzuarbeiten, müssen die vielfältigen Persönlichkeiten an einem Strang ziehen. Bis zur Konsensbildung sind Zähneknirschen und Reibungen programmiert. Gibt es in der Realsituation, wie üblich, einen Projektleiter, dann ist seine Führungskompetenz entscheidend.
Durch geeignete Maßnahmen könne, so Wirtschaftspsychologe Becker, dieser sich entfaltende negative Dynamiken aufhalten. Konflikte, Mobbing und Verantwortungsdiffusion – damit sind fahrlässig nichterfüllte Aufgaben gemeint – sind ernstzunehmende Gefahren.
Einwirken sollte der Teamleiter vor allem dann, wenn sich nicht vorgesehene Untergruppen bilden, schwarze Schafe den Workflow behindern oder inoffizielle Anführer die Gruppe leiten wollen. Folgen davon wären Konflikte sowie sinkende Zufriedenheit, höhere Krankheitstage, Fluktuation und damit auch schlechtere Leistungsergebnisse.
Erfolge zu feiern wirkt nach
Vorausgesetzt der Teamführer hält negative Synergien im Zaum, können motivationsfördernde Methoden viel bewirken. Mit regelmäßigen Höhepunkten möchte die Würzburger Hofbräu das „Wir-Gefühl“ wecken und stärken. Dazu dienen der Kiliani-Festzug, Kiliani-Firmenabende und der jährliche Betriebsausflug. Zudem spielt ein Teil der 70 Mitarbeiter in der Betriebsfußballmannschaft „Hofbräu & Friends“.
Das Individuum selbst spiele für die Team-Motivation eine große Rolle. Deshalb fordert Coacherin Steffi Henig: „Der Mensch muss im Unternehmen einen hohen Stellenwert haben.“ Die Würzburger Hofbräu etwa denkt an den Angestellten auch nach seiner beruflichen Laufbahn. Jährlich organisieren die Bierhersteller eine Veranstaltung für ihre Pensionäre. „Mit dieser Feier wollen wir unseren Dank und unsere Wertschätzung für die jahrelange Loyalität ausdrücken“, erklärt der kaufmännische Geschäftsführer Norbert Lange. Wirtschaftspsychologe Becker fordert, dass Betriebe die Leistungen im Team würdigen und feiern: „In Deutschland konzentriert man sich gerne auf Probleme und Misserfolge. Erfolge werden zu oft als selbstverständlich hingenommen, zumindest wenig betont.
Damit verspielt man Chancen.“ Dass schon ein Lob viel ausmache, versichert Dozentin Steffi Henig. Weitere positive Effekte entstünden durch eine gute „Work-Life-Balance“, flexible Arbeitszeiten, Betriebskindergärten und ein gutes „Feel Good Management“, also Wohlfühlklima. Firmen sollen so die Bedürfnisse der Mitarbeiter erfüllen und eine Art „Wohnzimmer-Gefühl“ schaffen. Ein gutes Arbeitsklima, alle in die Unternehmensgeschehnisse einzubeziehen und fair zu behandeln – das sei das A und O. „Nur zufriedene, motivierte und engagierte Mitarbeiter bringen Ihrem Unternehmen Gewinn, Fluktuation – und Fehlzeiten werden vermindert“, ist Steffi Henig überzeugt. „Demotivierte Mitarbeiter können erheblichen betriebswirtschaftlichen Schaden anrichten. Schaffen Sie Abhilfe, beugen Sie Mobbing und Sabotage vor!“, lautet ihr Credo an Teamführer. Dann wird das auch was mit dem „Wir-Gefühl“ und den positiven Synergien.