
Ausgerechnet am Valentinstag verkünden zwei der größten amerikanischen Fluggesellschaften den Bund fürs Leben: American Airlines und US Airways schließen sich zur neuen American Airlines zusammen und steigen damit zur Nummer eins am Himmel auf. Die Gesellschaft könne es mit den „Besten in der Welt“ aufnehmen, erklärte der frisch gebackene Verwaltungsratsvorsitzende Tom Horton. Es ist der Höhepunkt einer Welle von Fusionen. Doch diese geschahen nicht aus Liebe, sondern aus der Not heraus.
„Die einfachste Art, Millionär zu werden, ist als Milliardär anzufangen und eine Airline zu gründen“, fasste der britische Multi-Unternehmer Richard Branson einmal seine Erfahrungen in der zwar glamourösen, aber wenig einträglichen Luftfahrt zusammen. Seine vergleichsweise kleine eigene Gesellschaft „Virgin Atlantic“ hat mittlerweile bei der größeren Delta Air Lines angedockt.
Vor allem in den USA ist der Konkurrenzkampf hart, wo Fliegen so normal ist wie Bahnfahren in Europa. Zum Jahrtausendwechsel gab es noch ein Dutzend große Airlines in den Vereinigten Staaten. Dann kam der 11. September. Die Menschen fürchteten nach den Terroranschlägen das Fliegen und die Fluggesellschaften rutschten der Reihe nach in die Insolvenz. Der einzige Ausweg, den sie oftmals sahen, war die Fusion. Nachdem die Passagiere zurückkamen, stiegen die Spritpreise stark an – und schon wieder flüchteten sich die Airlines in Zusammenschlüsse.
„Große Gesellschaften können den Stürmen um vieles besser trotzen als kleine Gesellschaften“, so Luftfahrt-Spezialist John Thomas von der Beratungsgesellschaft L.E.K. Consulting im „Wall Street Journal“. Und so schluckte 2008 Delta den Rivalen Northwest und stieg damit zur Nummer eins auf. 2010 taten sich United und Continental zum neuen Branchenprimus zusammen. 2011 schloss Southwest die Übernahme der kleineren AirTran ab, womit auch die US-Billigflieger ihre Fusion hatten. Solo steht momentan noch JetBlue da, an der die Lufthansa beteiligt ist.
Doch die Fusionswelle über den Wolken macht dabei nicht an den US-Grenzen Halt: In Europa gingen Air France und KLM zusammen, genauso wie British Airways und Iberia. Zur Lufthansa gehören mittlerweile Swiss und Austrian Airlines.
Airline-Manager argumentieren, Zusammenschlüsse seien die einzige Möglichkeit zum Überleben. Dadurch könnten nicht nur Streckennetze und Flugpläne besser aufeinander abgestimmt werden, was Passagiere anlockt. Teurere Tickets, so glauben Branchenkenner, müssen die Kunden deshalb nicht unbedingt fürchten. Durch das Internet lassen sich Preise heutzutage auf Knopfdruck vergleichen.