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FRANKFURT
Fernbusse rollen den Fernverkehrsmarkt auf
FlixBus in Hamburg: Innerhalb eines Jahres haben sich zahlreiche Fernbus-Linien am Markt etabliert.
Foto: dpa | FlixBus in Hamburg: Innerhalb eines Jahres haben sich zahlreiche Fernbus-Linien am Markt etabliert.
Michael Deppisch
Michael Deppisch
 |  aktualisiert: 30.12.2013 18:08 Uhr

Ein Jahr nach der Marktöffnung können die Fernbusunternehmen in Deutschland auf ein starkes Wachstum verweisen. Ein dreifach vergrößertes Reiseangebot und doppelt so viele feste Linien wie ein Jahr zuvor – Kunden insbesondere in den großen und mittleren Städten haben die Wahl für ein neues Verkehrsmittel, das zwar in den meisten Fällen deutlich langsamer ist als die Bahn, aber eben auch preisgünstiger.

5100 innerdeutsche Fernbusfahrten finden mittlerweile pro Woche statt, hat die Berliner Wirtschaftsberatung IGES zusammengezählt. Das sind mehr als drei Mal so viele wie noch im Januar und sie werden von einer Vielzahl konkurrierender Unternehmen angeboten. Zum Jahresbeginn 2013 hatte die Bundesregierung das ursprünglich zum Schutz der Bahnverbindungen eingerichtete Fernbusverbot aufgehoben.

Start-Ups sind erfolgreich

Um den noch neuen Kuchen streiten sich neben dem bisherigen Platzhirsch Deutsche Bahn unter anderem das kapitalstarke Duo ADAC/Deutsche Post, der europäische Branchenriese National Express (city2city) sowie Start-Ups wie Flixbus, DeinBus und MeinFernbus. Die Berliner Firma mit den grünen Bussen hat ihr Angebot massiv ausgeweitet und bietet gemeinsam mit ihren mittelständischen Subunternehmern inzwischen mit Abstand die meisten Fahrtenpaare und Fahrplan-Kilometer an.

Nach einem Jahr stürmischen Wachstums könnten bald die ersten Härtetests anstehen. „Nach dem Boom im Weihnachtsgeschäft ist erfahrungsgemäß der Winter die schwächste Reisezeit“, sagt Roderick Donker van Heel, Geschäftsführer der National Express Germany GmbH. Nach Meinung des Bundesverkehrsministeriums dürften nach dem kommenden Jahr kaum noch Linien hinzukommen. „Das Wachstum wird an Fahrt verlieren, denn das Netz wächst nicht unendlich“, ist auch IGES-Experte Christoph Gipp überzeugt.

Wie viele Menschen das neue Angebot bislang schon nutzen, liegt im Nebel, da die neuen Unternehmen ihre Zahlen zunächst noch nicht an das Statistische Bundesamt weiterleiten mussten. Doch auch bei den alteingesessenen Anbietern war zur Jahreshälfte bereits ein Anstieg der Fahrgastzahlen um 12,5 Prozent registriert worden. Im Vergleich zum Bahnverkehr – allein die DB AG machte rund vier Milliarden Euro Umsatz im Fernverkehr – sind die Markterwartungen von 300 bis 600 Millionen Euro Jahresumsatz bescheiden.

Die pro Buskilometer vom Kunden zu zahlenden Preise stehen der IGES-Analyse zufolge unter Druck: Der Normalpreis pendelt um die neun Cent nach elf Cent im Jahr 2012, Lockangebote liegen meist um die fünf Cent. Vom ausgeweiteten Angebot profitieren nicht nur die Metropolen, sagt der Experte Gipp. Vor allem mittelgroße Städte im Süden aber auch strukturschwache Regionen beispielsweise im ländlichen Niedersachsen hätten neue Reisemöglichkeiten bekommen. Auch die Flughäfen sind in das Netz eingebunden: So halten am Leipziger Airport nicht weniger als 14 Fernbuslinien, am Drehkreuz Frankfurt sind es zehn.

Werden Vorschriften eingehalten?

Wird der harte Konkurrenzkampf auf dem Rücken der Fahrer ausgetragen? Die Vereinigung mobifair sucht im Auftrag der beteiligten Gewerkschaften ver.di und EVG derzeit nach Belegen für Sozialdumping und mögliche Umgehungen der Lenkvorschriften. Detaillierte Ergebnisse liegen allerdings noch nicht vor. Die angekündigten Kontrollen durch das Bundesamt für Güterverkehr hält mobifair jedenfalls für unzureichend.

Nicht immer kommen die bunten Busse pünktlich, denn auch sie stecken in den Staus des überlasteten Autobahnsystems. Der Betreiber Flixbus nennt zehn bis 20 Prozent verspätete Fahrten an verkehrsreichen Tagen, die Verspätungen betragen dann im Schnitt zwischen 30 und 45 Minuten, berichten die Münchner.

Auf einen Schwachpunkt weist der Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer (bdo) hin: Noch fehlen in vielen Städten angemessene Fernbus-Terminals mit guter Infrastruktur und Anbindung an die ÖPNV-Netze.

 
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