zurück
WÜRZBURG
Fahrenschon sieht EZB aktuell überlastet
reda
 |  aktualisiert: 24.07.2015 16:46 Uhr

Guten Rednern wie Georg Fahrenschon gelingt es mühelos, einen Bogen zu schlagen vom übergeordneten, großen Ganzen einer Problematik hin zu Gegebenheiten und Institutionen, die der Zuhörer aus seinem regionalen, lokalen Umfeld kennt. Der Präsident des Deutschen Sparkassen-und Giroverbandes (DSGV) und Ex-Finanzminister Bayerns sprach auf Einladung der Europa-Union Würzburg in der Zentrale der Sparkasse Mainfranken und hatte beim Thema „Aktuelles vom Europäischen Finanzmarkt“ für die gut 100 Zuhörer aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft eine Botschaft parat: Es muss in Europa wieder mehr gedacht und gehandelt werden wie bei den 415 Sparkassen in Deutschland, die die regionale Entwicklung förderten und dabei auf eines besonders achten würden: „Ich betone die Ausrichtung auf die Stabilität vor Ort.“

Zurück in die Kleinstaaterei will der Sparkassen-Präsident deswegen nicht. Er zählt sich zu der Generation, die von Europa am meisten profitiert hat und schwärmt von den Möglichkeiten, die die Vereinigung den Menschen „geschenkt“ habe. Nun aber seien die Spannungen so offenkundig, dass man über ein „neues Regelwerk“ reden müsse. „Wenn wir eine weitere Vertiefung (der Einheit) wollen, brauchen wir unterschiedliche Geschwindigkeiten.“ Fahrenschon outet sich als Anhänger des Gedankens von einem „Kerneuropa“. Der Begriff wurde durch ein Positionspapier der deutschen CDU-Politiker Wolfgang Schäuble und Karl Lamers bekannt, die im September 1994 im Vorfeld des Vertrags von Amsterdam forderten, dass eine Gruppe von Staaten innerhalb der Europäischen Union durch engere Zusammenarbeit die Integration vorantreiben sollte. „Das ermutigt die Schwächeren, weiter mitzumachen“, erklärt Fahrenschon seinen Zuhörern, „und die Stärkeren werden nicht gebremst“.

„Wir können uns nicht immer weiter so durchwursteln“, kritisiert der Sparkassen-Präsident die aktuelle Krisendiplomatie. Die Position der EU-Kommission hält er für zu stark, das EU-Parlament mit seinen gewählten Abgeordneten könne „nur Fragen stellen“. Die Europäische Zentralbank sieht Fahrenschon mit der Bankenaufsicht und der Krisenbewältigung überlastet. Die EZB sei an den Grenzen ihres Mandats angekommen. Mit ihrer Politik kaufe sich die EZB nur Zeit, mit billigem Geld ließen die Probleme in der Euro-Zone nicht lösen. Die Verschuldung vieler Staaten sei zu hoch, die Börsen reagierten zunehmend sprunghaft. „Nicht Rohdaten spielen eine Rolle, sondern Erwartungen.“

Die Nervosität der Märkte verunsichere. „Viele Mittelständler sagen, das ist kein Klima für Investitionen“, meint Fahrenschon und fordert eine Umkehr „zurück zu einer stabilen Regionalkultur.“ Eine Kultur, wie sie nach den Worten des Präsidenten das Geschäftsgebaren der Sparkassen prägt. Anton Halbich, Vorsitzender der Europa-Union Würzburg, ist nicht der einzige, der applaudiert, sein Resümee klingt fast so schön wie Rabea Buchbergers Harfe zuvor. Er lobt Fahrenschons Vortrag als „Sternstunde für die Europa-Union.“

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Deutscher Sparkassen- und Giroverband
Europäische Kommission
Europäische Zentralbank
Finanzminister
Georg Fahrenschon
Karl Lamers
Sparkassen in Deutschland
Wolfgang Schäuble
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen