Ein Blick auf die Homepage ihres Unternehmens macht ganz schnell deutlich, was Caroline Trips seit einiger Zeit umtreibt. Allein für den zentralen Standort Grafenrheinfeld (Lkr. Schweinfurt) sucht sie ein gutes Dutzend Mitarbeiter, meist für führende Positionen. Die Trips Group ist mit 250 Mitarbeitern als Engineering Dienstleister unterwegs, unterstützt Unternehmen bei der Automatisierung. Ihre Schaltschränke verbinden Maschinen mit elektrotechnischen Lösungen.
Obwohl das Unternehmen mit Standorten in Grafenrheinfeld, Wülfrath, Augsburg und in Polen 30 Auszubildende in seinen Reihen hat und vier jungen Leuten das duale Studium ermöglicht, kann es nicht alle Stellen besetzen. Weil es vor allem auch erfahrene Kräfte braucht, und diese Techniker und Ingenieure in Deutschland nicht findet, sieht es sich gezielt im Ausland um. Ein ungarischer Headhunter hilft dabei.
Der Anteil von Mitarbeitern mit ausländischen Wurzeln liegt inzwischen bei gut 20 Prozent. „Es ist unglaublich, wie sich diese integrieren“, sagt Trips. In der Firma, wo man nur sehr gute Erfahrungen gemacht hat, aber auch im lokalen Umfeld. Die Mitarbeiter aus Peru, Brasilien und Indien seien bestens ausgebildet. „Wir sind manchmal von den Socken, was die alles können.“
Klar gebe es Sprachprobleme. In einer digitalen Welt seien diese aber leicht zu überwinden. Dass das Unternehmen Sprachkurse unterstütze, verstehe sich.
Gute Erfahrungen hat die Trips Group, geführt wird sie seit 1989 von Caroline Trips und ihrem Bruder Christian, auch mit zwei jungen Flüchtlingen aus Syrien gemacht. Der eine absolviert eine Ausbildung, der andere eine Umschulung.
Um die Mitarbeiter aus dem EU-Ausland einstellen sie können, muss das Unternehmen die sogenannte Blue Card beantragen. Das sei zwar mit bürokratischem Aufwand verbunden, aber letztlich lösbar, sagt Caroline Trips. Damit kann das Unternehmen zunächst die künftigen Mitarbeiter zur Vorstellung nach Deutschland holen.
Siva Nagarajan (34) und Mariana Olivera Lanaro (31) sind zwei Ingenieure, die inzwischen bei Trips zur Stammmannschaft zählen.
Deutsche Kultur kennenlernen
Siva Nagarajan stammt aus dem Süden Indiens. Europa ist ihm nicht fremd. Drei Jahre hat er in Schweden, zwei Jahre in den Niederlanden gearbeitet. „Ich wollte eine neue Sprache und ein neues Land kennenlernen“, nennt er als Motiv für seine Bewerbung. Er ist seit Juni 2018 bei Trips und hat inzwischen Frau und Tochter nachgeholt. Die dreijährige Tochter geht in den Kindergarten, wird später nicht etwa auf die Internationale Schule, sondern in die hiesige Grundschule gehen, auch um die deutsche Kultur besser kennenzulernen.
Mariana de Oliveira Lanaro (31) wurde in Rio de Janeiro geboren. Die deutsche Unternehmenskultur kennt sie gut, war sie doch in ihrer Heimat bei Siemens beschäftigt. Nach acht Jahren in der selben Firma hat sie eine neue Herausforderung gesucht. Deutschland kannte sie zudem durch zwei Urlaubsreisen zusammen mit ihrem Mann.
Seit April 2018 ist sie bei Trips. Zuvor, im Januar, hatte sie die Firma für drei Tage besucht, sich vorgestellt und die Stelle reizvoll gefunden. Sich zu verständigen, sei anfangs nicht ganz einfach gewesen. Eine Wohnung haben sie und ihr Mann, der inzwischen in Würzburg eine Stelle als Programmierer gefunden hat, in Schweinfurt bezogen. Dort lernten sie auch einige andere Brasilianer kennen, und haben Freundschaften geschlossen.
Was fällt den beiden Trips-Mitarbeitern an Deutschland auf? „Die Deutschen sind sehr gut organisiert“, sagt de Oliveira Lanaro. Vor dem Besuch eines Lokals werde gebucht und dass schon heute über den Würzburger Firmenlauf im Juni gesprochen wird, hat sie schon ein bisschen erstaunt. „Die Leute engagieren sich stärker für ihre Arbeit“, meint Nagarajan. Sie stünden zu 100 Prozent dazu. In Indien bringe man es allenfalls auf 80 Prozent.
Das Modell weiter forcieren
Für Carolin Trips ist klar, dass sie ihr Modell weiter forcieren wird. Das Unternehmen sei mit seinen Mitarbeitern bei der Installation der Anlagen weltweit unterwegs und sie würden überall gut aufgenommen. Und darum engagiert sich die Unternehmerin, die vor einigen Tagen zur Vizepräsidentin der Industrie- und Handelskammer (IHK) Würzburg-Schweinfurt gewählt worden ist, auch öffentlich. Die grassierende Ausländerfeindlichkeit irritiert sie. Dagegen will sie klar Stellung beziehen.