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FRANKFURT
Exporteure auf Rekordjagd
Deutsche Fracht für Übersee: Containerschiff beim Beladen im Hamburger Hafen.
Foto: Reuters | Deutsche Fracht für Übersee: Containerschiff beim Beladen im Hamburger Hafen.
Von dpa-Korrespondent Harald Schmidt
 |  aktualisiert: 08.10.2012 18:49 Uhr

Allen Unkenrufe zum Trotz: Mitten in der Schuldenkrise ist Deutschlands Exportwirtschaft auf Rekordjagd. Noch nie wurden in einem August so viele Waren „Made in Germany“ in aller Welt gekauft wie in diesem Sommer. Das überrascht nicht nur Ökonomen, die den Exporteuren das nicht zugetraut hätten. Schließlich lässt die Konjunkturdynamik weltweit nach und die Schuldenkrise im Euroraum wirft lange Schatten. Die guten Zahlen dürften auch in den Vorstandsetagen für Überraschung gesorgt haben: „Die Exportindustrie schaut skeptisch in die Zukunft“, hatte Ifo-Konjunkturexperte Klaus Wohlrabe die Stimmung in den Unternehmen jüngst zusammengefasst.

Die jüngsten Zahlen des Statistischen Bundesamts zum Außenhandel, aber auch die Industrieauftragseingänge insgesamt erklären den Pessimismus jedenfalls nicht. Der Wert der Ausfuhren erreichte mit 90,1 Milliarden Euro ein neues Allzeithoch für einen August. Damit haben Deutschlands Exporteure seit dem Tiefpunkt im Krisenjahr 2009 eine beispiellose Aufholjagd hingelegt: Im August 2009 war der Exportwert auf 60,1 Milliarden Euro abgerutscht. Auch das Wirtschaftsministerium überraschte am Montag mit Zahlen zur Gesamtproduktion im August positiv. „Die harten Daten haben sich seit Monaten durch die Bank sehr gut gehalten“, sagt Unicredit-Volkswirt Alexander Koch. Die Schuldenkrise und die langsamere Gangart in den Schwellenländern hätten die Psychologie in den Unternehmen übertrieben negativ beeinflusst.

Koch betont: „Es gibt keine Anzeichen, dass es einen Einbruch geben könnte. Es sieht so aus, als könnte sich die Exportwirtschaft halten.“ Die Wachstumsraten dürften allerdings in den kommenden Monaten kleiner ausfallen als zuletzt. Gänzlich abkoppeln können sich die Exporteure von den Krisen ohnehin nicht. Bislang kann die Nachfrage aus Schwellenländern und dem Dollarraum allerdings die Ausfälle bei den Exporten in die Eurozone mehr als kompensieren, sagt der Präsident des Außenhandelsverbands BGA, Anton F. Börner und frohlockt: „Der deutsche Export hat sein gutes Wachstum auch im August fortgesetzt.“ Unter den schwachen Märkten in Teilen Westeuropas leidet bisher insbesondere die Autoindustrie. So ging die Pkw-Ausfuhr im September um 13 Prozent zurück, bereinigt um weniger Arbeitstage beziffert der Branchenverband VDA das Minus auf immer noch kräftige neun Prozent. Deutschlands Maschinenbauer stehen besser da. Die Exporte kletterten zuletzt auf Jahressicht um 8,5 Prozent. „Die Rückgänge in China und europäischen Märkten können mehr als kompensiert werden durch gutes Geschäft in Russland, vor allem aber in den USA“, betont der Chefvolkswirt des Branchenverbands VDMA, Ralph Wiechers. Auch die Ausfuhren der deutschen Elektroindustrie brummen dank der kräftigen Nachfrage aus Asien und Amerika und kletterten zuletzt auf neue Rekordhöhen. Derzeit wird der positive Trend der Exportindustrie durch den relativ günstigen Euro gegenüber dem US-Dollar begünstigt. Das berge aber Risiken, warnt Börner: „Denn beispielsweise ein schwacher Eurokurs wirkt sich nicht nur positiv auf die Exporte aus, sondern belastet gerade auch die Importseite mit den zu importierenden Rohstoffen und Vorprodukten. Darüber hinaus hat sich auch ein Nachlassen der Konjunktur in China bereits angekündigt.“

Nach einer am Montag vorgelegten Analyse der Weltbank kühlt sich Chinas Konjunktur in diesem Jahr deutlich ab – und zieht die ganze Ostasien- und Pazifikregion mit herunter. Die Organisation rechnet nach Angaben vom Montag in China nur noch mit 7,7 Prozent Wachstum, nach 9,3 Prozent 2011. Die Flaute in Ostasien werde sich auf die gesamte Weltwirtschaft auswirken, betont die Weltbank. „China hat doppeltes Pech“, sagte der Weltbank-Chefvolkswirt für Ostasien und den Pazifik, Bert Hofman. „Die Abkühlung wird getrieben von schwächeren Exporten und einer schwächeren heimischen Nachfrage.“ Ein Hauptgrund dafür ist die Eurokrise, die auch den Exportweltmeister trifft. China ist für die großen deutschen Industriezweige längst einer der wichtigsten Absatzmärkte überhaupt. Deshalb dürfte der Weltbank-Ausblick für Erleichterung sorgen: Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt wird 2013 wieder an Schwung gewinnen. mit material von rtr

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