Der starke Euro bremst den Elektrokonzern Siemens bei seiner Neuausrichtung. Zwar startete das Unternehmen mit einem Gewinnschub ins neue Geschäftsjahr, jedoch überdeckten Währungseffekte die Erfolge bei Sparbemühungen und Problem-Projekten. Auch das Branchenumfeld habe sich noch nicht zählbar verbessert, sagte Konzernchef Joe Kaeser am Dienstag auf der Hauptversammlung in München. Das gelte vor allem für Geschäfte mit kurzen Zyklen wie etwa die Industrieautomatisierung. Erst gegen Jahresende sei mit spürbaren Impulsen zu rechnen. Bei den Aktionären sorgten insbesondere der chaotische Führungswechsel im vergangenen Jahr und eine fehlende Nachfolgeregelung für Aufsichtsratschef Gerhard Cromme für Kritik.
Nach einer Pannenserie und zwei Gewinnwarnungen in kurzer Folge hatte der frühere Siemens-Chef Peter Löscher seinen Posten an Kaeser abgeben müssen. Der ganze Prozess habe „schlecht vorbereitet und durchgeführt“ gewirkt, sagte Christoph Hirt vom Pensionsfonds Hermes: „Das hat der Reputation unseres Unternehmens geschadet.“ Von Cromme forderten die Anleger eine zügige Nachfolgeplanung, die dieser zusicherte. Anhaltende Spekulationen über die Zusammensetzung des Aufsichtsrates seien kontraproduktiv und könnten großen Schaden für Siemens verursachen, sagte Fondsmanager Henning Gebhardt von der Deutschen Asset & Wealth Management. Siemens brauche einen stabilen Aufsichtsrat mit starker Führung. Gebhardt verlangte auch baldige Klarheit über die künftige Marschroute des Konzerns.
Vorstandschef Kaeser will seine konkreten Pläne aber erst Anfang Mai vorstellen. Im ersten Quartal 2013/14 profitierte Siemens von seinem Sparkurs, aber auch von Immobilienverkäufen und deutlich niedrigeren Belastungen durch Problem-Projekte. Der Gewinn nach Steuern kletterte um 20 Prozent auf knapp 1,5 Milliarden Euro. Dagegen drückte der starke Euro auf den Umsatz, der um drei Prozent auf 17,3 Milliarden Euro nachgab. Den Auftragseingang steigerte Siemens um neun Prozent auf 20,8 Milliarden Euro. Der Konzern hatte in den ersten drei Monaten eine Reihe von Großaufträgen an Land gezogen, unter anderem für die U-Bahn im saudi-arabischen Riad sowie im Windkraft- und Kraftwerksgeschäft. Unter den einzelnen Sektoren litten vor allem die Industrie- und Medizintechniksparte unter dem starken Euro. Sie mussten Ergebnisrückgänge hinnehmen. Dagegen profitierte Siemens in den Sparten Energie sowie Infrastruktur und Städte.