Jedem zweiten Berufstätigen bereiten Veränderungen im Arbeitsleben durch Künstliche Intelligenz (KI) Sorgen. Das hat eine Umfrage des Instituts für Management und Wirtschaftsforschung (IMWF) in Hamburg ergeben, für die Mitte 2018 rund 2000 Arbeitnehmer ab 18 Jahren repräsentativ befragt wurden.
Viele Arbeitnehmer fürchten im Zuge der Automatisierung um ihren Job. Auch in den Führungsebenen wird KI immer häufiger bei Managemententscheidungen eingesetzt. Nach einer Befragung des Digitalverbands Bitkom von Anfang 2019 würden 30 Prozent der Befragten sogar ihren Chef durch eine Künstliche Intelligenz ersetzen.
Obwohl viele Menschen der künstlichen Intelligenz mit Vorbehalt begegnen, hat sie längst Einzug in unseren Arbeitsalltag gehalten. Führungskräfte haben eine große Verantwortung und müssen dafür sorgen, dass ihre Mitarbeiter effizient arbeiten können. Sie haben vor allem eine vermittelnde Funktion, sind essenziell für Planung und Kommunikation.
Dabei setzen Manager immer häufiger auf die Unterstützung der intelligenten Systeme. „Künstliche Intelligenz kann mir als Manager helfen, die richtigen und wichtigen Informationen aus E-Mails, Portalen oder sozialen Netzwerken zu filtern und mir mundgerecht sortiert nach Priorität präsentieren“, sagt Guido Schmitz, Vorstandsmitglied des Würzburger Beratungsunternehmens Pentadoc.
Wo KI sogar Vorstandsmitglied wurde
Künstliche Intelligenz kann aber nicht nur die Führungskraft entlasten – sie kann auch eine Führungskraft sein. Die Investmentfirma Deep Knowledge Ventures aus Hongkong hat eine KI namens Vital im Jahr 2014 zum gleichwertigen Partner gemacht. Das KI-System war darauf trainiert worden, sich über mögliche Investments in der Medizinbranche eine Meinung zu bilden. Die Ergebnisse waren für das Unternehmen so hilfreich, dass Vital den Rang eines Vorstandsmitglieds bekam.
KI als wertvolles Werkzeug im Wettbewerb
Eine weitere Einsatzmöglichkeit von KI in der Führungsebene sind Business Analytics und Business Intelligence, worunter die Analyse von Unternehmensdaten samt Hilfe für Managemententscheidungen zu verstehen ist. Das Würzburger Unternehmen Salt Solutions arbeitet mit beiden Varianten. „Mit Business Analytics gelingt der Aufbau von Modellen und Simulationen, die aus der Analyse des Ist-Zustandes heraus verlässliche Prognosen für die Zukunft ermöglichen“, so Wolfgang Rüth, Leiter Business Development bei Salt. Business Intelligence dagegen nutze die systematische Analyse von Vergangenheitsdaten, um rückblickende Auswertungen bereitzustellen. Beides sind für Führungskräfte wertvolle Werkzeuge.
Würzburger Experte sagt: KI ist Herausforderung für Führungskräfte
Während einige Arbeitnehmer durch KI entlastet werden, bedeutet es für andere den Verlust des Arbeitsplatzes. Tristan Behrens, KI-Experte aus Würzburg, sieht hier eine neue Herausforderung für Führungskräfte. Seiner Meinung nach ist es Aufgabe der Führungskräfte, den Mitarbeitern Weiterbildungen im Unternehmen zu ermöglichen, sollte ihr Job durch die Automatisierung wegfallen.
„Es gibt Prognosen, die besagen, dass es in den nächsten Jahren 50 Prozent Bewegung auf dem Arbeitsmarkt geben wird. Wichtig ist, dass das nicht Bewegung zum Arbeitsamt heißt, sondern zu neuen Arbeitsplätzen im Unternehmen“, so Behrens.
KI = Fluch oder Segen?
Auch große Konzerne wie Amazon setzen auf KI in der Unternehmensführung. Der Internetriese hat im Bewerbungsprozess für neue Führungskräfte ein KI-System eingesetzt, das die Vorauswahl der potenziellen neuen Manager treffen sollte, um den Chefs diese Arbeitszeit einzusparen.
Nach kurzer Zeit wurde dieser Prozess jedoch wieder abgeschafft, da nur männliche Bewerber ausgewählt worden waren. Grund: Die KI hatte im Training zuvor allein Bewerbungen männlicher Kandidaten erhalten und somit das Geschlecht als Auswahlkriterium erlernt.
KI versus Bauchgefühl: Hilfe für Führungskräfte
„Die Künstliche Intelligenz selbst ist nie falsch. Wenn, dann ist es ihr Training, das falsch gewesen ist. Eines der häufigsten Risiken beim Einsatz von KI ist, neben zu wenigen Daten und der fehlenden Kontrolle ein ungenaues Training“, warnt Rüth.
Wird KI allerdings richtig eingesetzt, erleichtert sie die Arbeit der Führungskräfte offenbar enorm. „Ein wesentlicher Vorteil ist die Objektivität der KI. Führungskräfte entscheiden häufig auch nach Bauchgefühl. Wenn dieses Bauchgefühl in Objektivität umgewandelt werden kann, können Manager fundierte Entscheidungen treffen“, so Rüth.
Entscheidend hierfür ist das entsprechende Training. Oftmals müssen Führungskräfte in kürzester Zeit komplexe Materien durchdringen und Zusammenfassungen geben können. Wenn diese Aufgabe der KI übergeben wird, kann wertvolle Arbeitszeit gespart werden.
Entlasten, nicht entlassen
Laut Bitkom-Präsident Achim Berg wird KI in naher Zukunft nur in den seltensten Fällen Vorgesetzte oder Mitarbeiter ersetzen. „Schon heute erhalten Techniker Hinweise auf die wahrscheinlichste Fehlerursache oder Ärzte Hilfe bei der Auswertung von Röntgenbildern“, sagt Berg. „KI wird in Zukunft auch Hilfe bei weitreichenden Managemententscheidungen geben – diese aber nicht selbsttätig treffen.“
Unsere Serie "Künstliche Intelligenz" beleuchtet intensiv dieses topaktuelle Thema und zeigt vor allem, welches Potenzial es dazu in Mainfranken gibt. Nächste Folge: Angst vor KI ist unangebracht - warum ein Würzburger Experte davon überzeugt ist und welche Schwachstellen er bei KI sieht.