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NEW YORK
Ermittler: Geldwäsche im Internet
Von den dpa-Korrespondenten D. Schnettler und A. Sokolow
 |  aktualisiert: 30.05.2013 18:23 Uhr

Kriminelles Geld sucht sich Oasen im Netz: Ein Internet-Bezahlsystem aus Costa Rica soll Basis für einen milliardenschweren Geldwäsche-Ring gewesen sein. Über den Dienst Liberty Reserve seien mehr als sechs Milliarden Dollar (4,7 Milliarden Euro) aus kriminellen Machenschaften geflossen, teilte die federführende New Yorker Staatsanwaltschaft mit. Liberty Reserve sei „die Bank der Wahl für die kriminelle Unterwelt“ gewesen, hieß es am Dienstag.

Das System habe es Kriminellen auf der ganzen Welt ermöglicht, anonym und nicht nachverfolgbar Finanztransaktionen abzuwickeln. Die New Yorker Staatsanwaltschaft zählte als Delikte Kreditkarten- und Anlagebetrug, Identitätsklau, Computereinbrüche, Kinderpornografie und Drogenhandel auf. Die Behörden haben den Dienst bereits dichtgemacht. Gleichzeitig griffen sie in einer internationalen Aktion auch auf mehrere Dutzend Bankkonten weltweit zu.

„Wenn Al Capone heute noch am Leben wäre, würde er so sein Geld verstecken“, zitierte die „New York Times“ Richard Weber von der US-Steuerbehörde IRS, der den legendären Gangster in Erinnerung rief. In der Geldwäsche sei die „Cyber-Ära“ angebrochen.

Kunden konnten echtes Geld in die digitale Währung namens „LR“ tauschen und über Liberty Reserve weltweit überweisen. Das sollen sich Kriminelle zunutze gemacht haben.

Denn anders als Banken unterlag Liberty Reserve keiner Kontrolle durch die Finanzaufsichtsbehörden. Nach Angaben der US-Justiz soll die Firma mehr als eine Million Kunden gehabt haben, davon gut 200 000 allein in den USA.

Liberty Reserve setzte den Ermittlern zufolge rund 55 Millionen Transaktionen um. Sie gehen davon aus, dass es sich dabei nur um kriminelles Geld handelte. Bei dem Dienst konnte sich jeder ein Konto unter falschem Namen anlegen. Das verwischte alle Spuren: Echtes Geld wurde in „LR“-Einheiten getauscht, innerhalb des undurchsichtigen Liberty-Reserve-Systems überwiesen und am Ausgang wieder zurück in reguläre Währungen umgetauscht. Der Betreiber kassierte ein Prozent Provision.

Der Fall birgt vor dem Hintergrund der Diskussion um die digitale Währung Bitcoin einigen Sprengstoff. US-Finanzaufsehern ist es ein Dorn im Auge, dass dieser Markt ohne staatliche Kontrolle auskommt. Sollten sich die Vorwürfe gegen Liberty Reserve als richtig herausstellen, hätten die Behörden bessere Argumente in der Hand für eine Regulierung. Staatsanwalt Preet Bharara sprach von „Wild-West“-Methoden im Internetbankgeschäft.

Der Firmengründer von Liberty Reserve und vier weitere Personen waren bereits am Freitag in Spanien, Costa Rica und New York festgenommen worden, wie jetzt bekannt wurde. Zwei weitere Beschuldigte befinden sich in Costa Rica noch auf freiem Fuß.

Die benutzte Domain libertyreserve.com wurde beschlagnahmt. Insgesamt waren Behörden in 17 Ländern in den Fall eingeschaltet. Deutschland wurde nicht genannt. Die Betreiber gründeten Liberty Reserve der Anklage zufolge im Jahr 2006, nachdem sie mit einem ähnlichen Dienst aufgeflogen waren.

 
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