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BÖBLINGEN
Erleichterung in der Metallindustrie
Klare Verhältnisse in der Metallindustrie: Der Pilotabschluss in Baden-Württemberg wird von Arbeitgebern und Gewerkschaft begrüßt. Das Foto zeigt einen Mitarbeiter der Ferdinand Gross GmbH aus Baden-Württemberg beim Aufbau eines Messestandes.
Foto: Peter Endig, dpa | Klare Verhältnisse in der Metallindustrie: Der Pilotabschluss in Baden-Württemberg wird von Arbeitgebern und Gewerkschaft begrüßt.
dpa
 |  aktualisiert: 25.02.2015 09:38 Uhr

Genau um 5.05 Uhr am Dienstagmorgen war es offiziell: Im Presseraum des Böblinger Kongresszentrums verkündeten die Metall-Tarifparteien ihren Pilotabschluss. Südwestmetall-Chef Stefan Wolf war nach der Marathonsitzung die Erleichterung anzumerken. Mit einem Lächeln trat der Chef des schwäbischen Automobilzulieferers ElringKlinger vor Journalisten und Kameraleute. Sein Gegenspieler, IG-Metall-Bezirksleiter Roman Zitzelsberger, hielt seine Emotionen nach der durchwachten Nacht im Zaum. Für beide Verhandlungsführer war es der erste richtungsweisende Tarifabschluss. Er beschert den 3,7 Millionen Beschäftigten der Branche ein Lohnplus von 3,4 Prozent.

Flankiert wurden Wolf und Zitzelsberger von den Spitzen ihrer Organisationen – von Gesamtmetall-Chef Rainer Dulger und dem IG-Metall-Vorsitzenden Detlef Wetzel. Diese hatten in Hotels der Umgebung gewartet und sich immer wieder mit Vertretern ihrer Verhandlungskommissionen abgesprochen. Anders als in anderen finalen Tarifverhandlungen war während der 16-stündigen Gespräche keine dramatische Situation zu erkennen wie etwa ein Abbruch oder eine Vertagung.

Nach Bayern in der vorigen Tarifrunde war diesmal erneut der traditionelle Pilotbezirk Baden-Württemberg dazu auserkoren, den Gordischen Knoten zu durchschlagen. Schon in der Vergangenheit hatten die Tarifvertragsparteien im Südwesten ein Händchen für wichtige Themen bewiesen. Von diesen hatte die IG Metall gleich zwei auf die Agenda gesetzt: Sie verlangte neben 5,5 Prozent mehr Geld eine verbesserte Altersteilzeitregelung und eine von den Arbeitgebern bezuschusste Weiterbildungsteilzeit. An diesen Themen hatten sich die Tarifparteien über Stunden festgebissen. Nach dem Start der Gespräche am frühen Nachmittag war das Thema Entgelt bis zu den Abendstunden noch nicht einmal aufgerufen worden.

Nach Ansicht der Arbeitgeber sollte der Kreis der Menschen mit Anspruch auf Altersteilzeit nicht ausgeweitet werden. Die Gewerkschaft dagegen wollte die Bereiche ausdehnen, in denen die Arbeitnehmer Rechte geltend machen können. Bei der Altersteilzeit gelang es ihr allerdings nur, die von den Arbeitgebern angestrebte Halbierung der Altersteilzeitquote von vier Prozent der Belegschaft abzuwehren.

Mehr Erfolg hatte sie dagegen mit ihrer Forderung, den vorzeitigen Ausstieg für untere Entgeltgruppen finanziell attraktiver zu machen. Wetzel bezifferte die künftigen Bezüge während der Altersteilzeit für diesen Personenkreis auf rund 90 Prozent des letzten Nettoentgelts.

Auch bei der Weiterbildung hätte die Gewerkschaft gerne erreicht, dass die Betriebe mit nicht ausgeschöpften Mitteln aus dem Topf zur Finanzierung der Altersteilzeit Weiterbildungswillige unterstützen müssen. Gegen eine solche „Zwangsabgabe“ liefen die Arbeitgeber Sturm. Der Abschluss sieht jetzt nur freiwillige Betriebsvereinbarungen für eine Förderung der Qualifizierung vor. Das Entgelt war in dieser Tarifrunde das geringste Problem. Zwar betonten Dulger und Wolf, wie schwer die 3,4 Prozent für die Unternehmen, insbesondere die kleinen und mittleren, zu verdauen seien. Doch die gute wirtschaftliche Lage spielte der Gewerkschaft in die Hände. Die Auftragsbücher sind voll.

Und schon stehen weitere Tarifrunden an: Chemie-Arbeitgeber und Gewerkschaft IG BCE haben am Dienstag mit ersten Gesprächen zur bundesweiten Tarifrunde für die 550 000 Beschäftigten der Chemieindustrie begonnen. Die Gewerkschaft fordert 4,8 Prozent mehr Geld und verbesserten Arbeitsbedingungen für ältere Beschäftigte.

Im Streit um einen tariflichen Kündigungsschutz für die rund 9500 Postbank-Mitarbeiter haben Arbeitnehmervertreter am Dienstag bundesweit Filialen der Bank lahmgelegt. Die „überwiegende Zahl“ der 1100 deutschen Filialen sei betroffen, sagte eine Banksprecherin.

 
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