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FRANKFURT
Ende der Sektlaune an der Börse
reda
 |  aktualisiert: 11.12.2019 19:16 Uhr

Ebola-Epidemie, Ukraine-Krise, IS-Terror – den Frankfurter Börsianern schien das lange egal. Nicht einmal eine schrumpfende Industrieproduktion im Land und eingebrochene Exporte konnten den Aktienkursen viel anhaben. Geradezu übermächtig war der Glaube daran, dass die Geldflut der Notenbanken die Probleme schon hinwegschwemmen würde. Doch dieser Glaube ist spätestens seit Freitag erschüttert: Der Deutsche Aktienindex fällt auf den tiefsten Stand seit zwölf Monaten.

„Das Konjunkturklima trübt sich immer weiter ein, und die zahlreichen internationalen Konflikte und Krisenherde werden die Märkte weiterhin schwer belasten“, sagt Marktexperte Ludwig Donnert von Orca Capital. Händler Andreas Lipkow vom Vermögensverwalter Kliegel & Hafner ergänzt, die Konjunktur sei einfach nicht in der Verfassung, die sich viele Marktteilnehmer gewünscht hätten.

Noch im Juni war der Dax erstmals über 10 000 Punkte gesprungen. Einige Börsianer träumten schon von einem Durchmarsch auf 11 000 Punkte – und das mitten in einer weiterhin schwelenden Euro-Krise. Die Träumereien sind vorbei. Am Freitag unterschritt der deutsche Leitindex die 8800-Punkte-Marke. Marktbeobachter halten ein Abgleiten auf 8500 Punkte oder noch tiefer in der nächsten Woche durchaus für möglich.

Die Verkaufswelle mit ausgelöst hat der Chef der regionalen US-Notenbank von St. Louis, James Bullard. Er zerstörte die Hoffnungen der Börsianer, dass die Geldflut noch lange anhalten könnte. Im ersten Quartal 2015 sei wie geplant Schluss mit den super niedrigen Zinsen – am Markt war dagegen steif und fest mit einer Anhebung frühestens Mitte 2015 gerechnet worden. Nach diesen Worten knickten zunächst die US-Börsen ein, es folgten die asiatischen und europäischen Handelsplätze.

Das sogenannte billige Geld – wovon auch der Hausbauer bei seinen Kreditzinsen profitiert – gilt als Schmiermittel der Börsen. Zum einen ist reichlich Kapital für günstige Konditionen zu haben, zum anderen werfen Unternehmens- und Staatsanleihen kaum Zinsen ab. Die Folge ist, dass Anleger ihr Geld in Aktien investieren und damit die Preise künstlich in die Höhe treiben – auch wenn die Gewinne der Unternehmen und die allgemeinen wirtschaftlichen Aussichten die hohen Kurse eigentlich nicht mehr rechtfertigen.

Zuletzt hatten sich die konjunkturellen Aussichten eingetrübt. In Deutschland schrumpften im August die Industrieproduktion und die Exporte. Die Rückgänge nahmen Ausmaße an, wie sie zuletzt in der aufziehenden Wirtschaftskrise vor fünf Jahren gesehen wurden. Der Internationale Währungsfonds (IWF) warnte zeitgleich vor einem Abflauen der Weltwirtschaft und schraubte seine Wachstumsprognose für dieses Jahr erneut deutlich nach unten.

 
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