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München
Ein Unterfranke soll künftig Bayerns Sparkassen führen
Ein bisheriger Landrat aus Unterfranken wird wohl ab 2021 Präsident des bayerischen Sparkassenverbandes. Die Sparkassen befürchten derweil weiter sinkende Erträge.
Bayerns Sparkassen haben ihren Gewinn im vergangenen Jahr auf 441 Millionen Euro steigern können. Nullzinsen und hohe Kundeneinlagen auf Girokonten belasten aber die Erträge. 
Foto: Julian Stratenschulte, dpa | Bayerns Sparkassen haben ihren Gewinn im vergangenen Jahr auf 441 Millionen Euro steigern können. Nullzinsen und hohe Kundeneinlagen auf Girokonten belasten aber die Erträge. 
Henry Stern       -  Obermeier/ Henry Stern
Henry Stern
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:31 Uhr

Ein Unterfranke wird wohl künftig als Präsident des Sparkassenverbandes die noch 64 Sparkassen in Bayern führen: Dem Vernehmen nach wollte der Verwaltungsrat des Sparkassenverbandes an diesem Mittwoch den derzeitigen Aschaffenburger Landrat und CSU-Politiker Ulrich Reuter zum Nachfolger des Amtsinhabers Ulrich Netzerwählen. Der frühere Kemptener Oberbürgermeister Netzer steht seit Mai 2014 an der Spitze der Sparkassen im Freistaat.

Soll wohl neuer Präsident des Sparkassen-Verbandes werden: Der Aschaffenburger Landrat Ulrich Reuter (CSU)
Foto: Markus Rill | Soll wohl neuer Präsident des Sparkassen-Verbandes werden: Der Aschaffenburger Landrat Ulrich Reuter (CSU)

Der Verband wollte die interne Wahl zunächst nicht bestätigen. Reuter hatte allerdings schon vor rund einem Jahr sein Interesse an dem attraktiven Posten bekundet. Der 57-Jährige kandidiert bei der Kommunalwahl auch nicht mehr als Landrat. Der Amtswechsel an der Spitze des Sparkassenverbandes steht zum Jahreswechsel 2020/2021 an.

Bayerns Sparkassen: Durch Wertpapiere mehr Gewinn als 2018

Der amtierende Präsident Netzer stellte am Mittwoch zunächst noch einmal eine gemischte Jahresbilanz der Sparkassen vor: Zwar sei das Kreditgeschäft erneut stark gewachsen. Das Ergebnis der 64 Institute sei aber wegen der Nullzinsen weiter unter Druck: So sei etwa der Zinsüberschuss als wichtigste Ertragsquelle von rund 3,7 Milliarden Euro in 2015 auf 3,2 Milliarden Euro gesunken. Unter dem Strich blieb allerdings ein Jahresüberschuss nach Steuern von 441 Millionen Euro – mehr, als die 332 Millionen Euro Gewinn in 2018. Der Zuwachs sei allerdings vor allem auf die gestiegenen Kurse von Wertpapieren zurückzuführen.

Ein großes Problem für die Sparkassen sind laut Netzer die hohen Sichteinlagen der Kunden auf Girokonten. Deren Gesamtsumme stieg gegenüber 2018 um mehr als neun Prozent auf 97,4 Milliarden Euro. "Das Verwahren dieser Sichteinlagen ist eine Belastung für unser Ergebnis", erklärte Netzer: Weil dieses Geld immer kurzfristig verfügbar bleiben muss, dafür aber keine Zinsen zu erzielen sind, entstünden den Sparkassen enorme Kosten.

Netzer: Keine flächendeckenden Strafzinsen bei Girokonten

Die Sparkassen trügen diese Lasten bislang "als Dienstleistung für unsere Kunden". Flächendeckende Strafzinsen für kleinere Einlagen müssen die Sparkassenkunden laut Netzer auch künftig nicht fürchten. Bei auf Girokonten geparkten Summen über 100 000 Euro blieben Negativzinsen allerdings eine Option.

Wer Geld auf Girokonten ungenutzt "herumlungern" lasse, verzichte zudem auch ohne Strafzinsen auf Kapitalerträge, warb Netzer. Auch in Zeiten niedriger Zinsen gebe es etwa mit Wertpapieren "gute Anlagemöglichkeiten mit vertretbarem Risiko".

Trotz der anhaltenden Ertragsschwäche sieht Netzer das Einspar-Potenzial weitgehend ausgereizt: Bereits in den vergangenen fünf Jahren haben Bayerns Sparkassen rund 7000 Stellen abgebaut und beschäftigen derzeit noch rund 36 600 Mitarbeiter. Das in den zurückliegenden zehn Jahren um rund ein Viertel geschrumpfte Netz der Geschäftsstellen soll zudem möglichst erhalten bleiben: "Die Präsenz in der Fläche bleibt uns wichtig", beteuerte Netzer.

Kosten-Einsparung durch bundesweites Sparkassen-Zentralinstitut?

Weitere Kosten-Entlastung erhofft er sich vor allem durch ein derzeit bundesweit diskutiertes "Zentralinstitut" der Sparkassen: Auch Bayerns Sparkassen bräuchten "deutlich mehr zentrale Elemente", um ihre Präsenz in der Fläche erhalten zu können. Welche dies sein könnten, wollte der Sparkassenpräsident nicht verraten. Die Gespräche im deutschen Verbund der Sparkassen müssten jedoch zügig vorangetrieben werden, forderte Netzer: "Wir sind bereit, diese Frage sehr konstruktiv zu diskutieren."

 
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