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CUPERTINO
Ein Jahr ohne Steve Jobs
Für immer Steve: Auto vor einem Apple-Store in Tokyo.
Foto: Reuters | Für immer Steve: Auto vor einem Apple-Store in Tokyo.
Redaktion
 |  aktualisiert: 28.09.2012 19:56 Uhr

„Mit Steve Jobs wäre das nicht passiert!“, lautet das Leitmotiv vieler Kommentare zu Apples Fehlstart mit dem fehlerbehafteten eigenen Kartendienst. Die aktuelle Debatte um den seltenen Apple-Fehltritt belegt, wie groß die Jobs-Nostalgie ein Jahr nach seinem Tod ist – und dass Erinnerung verklärt: Denn auch unter dem „iGod“ lief nicht alles rund.

Etwa beim „Antennagate“: Vor allem US-Nutzer klagten massenhaft über Empfangsprobleme beim iPhone 4 mit der ungewöhnlichen Design-Lösung, die Antennen in einem Metallring an der Außenkante unterzubringen. Damals dauerte es drei Wochen, bis Apple auf die wie ein Schneeball anwachsende Kritik reagierte: Jobs lud zu einer Pressekonferenz, in der er das iPhone verteidigte und aufgeregte Kunden mit einer kostenlosen Schutzhülle für das iPhone besänftigte. Bei den aktuellen Karten-Problemen reagierten die Jobs-Nachfolger schneller.

Apple gelobte schon nach einem Tag Besserung. Diese größere Offenheit ist der auffälligste Unterschied zwischen dem Apple der Jobs-Ära und der Handschrift seines Nachfolgers Tim Cook. Nach abermaligen Vorwürfen der Ausbeutung chinesischer Arbeiter beim Auftragsfertiger Foxconn ließ der Konzern erstmals externe Prüfer in die Betriebe und veröffentlichte eine Liste aller Zulieferer. Und die Aktionäre bekommen die lang ersehnte Dividende, die Jobs ihnen immer verweigert hat.

Der Bruch mit scheinbaren bisherigen Dogmen geht bis in technische Details: Das iPhone 5 bekam nach fünf Jahren erstmals einen größeren Bildschirm, für die nächsten Wochen wird mit einem kleineren iPad-Modell gerechnet, während Jobs die Geräteklasse als „Totgeburt“ abgestempelt hatte. Und doch schwebt der Geist des Übervaters noch über allem, was Apple heute tut: Die wichtigen strategischen Weichen – iPhone, iPad, Mac-Design, der Online-Speicher iCloud als Herzstück der Apple-Welt – sind alle unter Jobs gestellt worden.

Die erste große eigene Innovation von Cook und seiner Mannschaft muss noch kommen. Als Bewährungsprobe zeichnet sich der Vorstoß ins Fernsehgeschäft ab. Seit Monaten wird über den ersten Apple-Fernseher spekuliert. Jobs war der Mann, der Apple mit einer einzigartigen Serie von Innovationen aus der Beinahe-Pleite auf den Industrie-Olymp beförderte. Er überzeugte im Vorfeld des Starts von iTunes persönlich Musiker wie Bono von U2 oder Neil Young, ihre Scheu vor der Digitalisierung der Musik abzulegen und ihre Songs für den Apple-Musikladen zur Verfügung zu stellen.

Legendär ist auch die Geschichte, wie er den US-Konzern Corning dazu brachte, binnen weniger Monate die Produktion einer neuen Glassorte für das iPhone auf die Beine zu stellen. Der 51-jährige Cook versucht ganz bewusst nicht, Steve Jobs zu imitieren. Die Präsentation des iPhone 5 Anfang September wäre seine Chance gewesen, ins Rampenlicht zu treten – das Vorgängermodell hatte Cook noch als Interimschef vorgestellt, Jobs starb einen Tag später an den Folgen seines Krebsleidens. Doch Cook hielt sich zurück und überließ erneut viel Raum seinen Top-Managern wie Marketing-Mann Phil Schiller. Die Botschaft: Das neue Apple wird von einem Team statt einer einzelnen Lichtgestalt geführt.

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