Immer mehr Banken kehren den umstrittenen Wetten auf die Preisentwicklung bei Lebensmitteln den Rücken. Am Montag folgte die DZ Bank, das Spitzeninstitut der Volks- und Raiffeisenbanken, zusammen mit der genossenschaftlichen Fondsgesellschaft Union Investment. Dazu Fragen und Antworten:
Wer daran festhält, hat zunehmend ein Imageproblem. Vor allem der Verein Foodwatch, gegründet vom früheren Greenpeace-Chef Thilo Bode, hat in den vergangenen Wochen den öffentlichen Druck auf die Banken erhöht. Der unangenehme Vorwurf lautet, dass die Finanzprodukte Anlegern zwar Gewinne bringen mögen, aber gleichzeitig dazu beitragen, dass arme Menschen sich Grundnahrungsmittel nicht mehr leisten können.
Das Thema ist so komplex, dass es keine einfache Antwort gibt. Viele Faktoren beeinflussen den Preis von Lebensmitteln, von den Ölpreisen bis hin zur Bevölkerungsentwicklung. In verschiedenen Untersuchungen werden jedoch Argumente gegen Anlageprodukte vorgebracht, die auf höhere Preise für die entsprechenden Rohstoffe wie Getreide setzen. Begründung: Sie verschärften indirekt die Preissteigerungen noch, weil sie eine höhere Nachfrage vortäuschen.
Nein. Derivate – also jene Finanzinstrumente, die heute meist negativ gesehen werden – haben ihre Ursprünge in der Landwirtschaft. Bauern konnten sich auf diese Weise im Voraus feste Preise für ihre Ernte sichern und waren nicht mehr auf Gedeih und Verderb vom Wetter abhängig. Das Problem ist, dass immer mehr solcher Produkte der Banken inzwischen keinerlei gesellschaftliche Aufgabe mehr erfüllen, sondern eben einfach nur noch Wetten sind – allerdings mit möglicherweise gefährlichen Auswirkungen auf andere Märkte.
Der bekannteste Verfechter ist die Deutsche Bank. Co-Vorstandschef Jürgen Fitschen musste auch vor einem Bundestagsausschuss dazu Rede und Antwort stehen. Öffentlich hatte er argumentiert, dass die Finanzgeschäfte nicht den Hunger in der Welt verschärften, sondern im Gegenteil das Problem nur gelöst werden könne, „wenn Kapital auf intelligente Weise in diese Bereiche gelenkt wird“. Foodwatch und andere Kritiker fordern aber meist auch kein Verbot der Spekulationsgeschäfte, sondern lediglich eine Begrenzung.