Es ist eine der weltweit wichtigsten Industriemessen des Jahres – und sie warf ihre Schatten weit voraus: Ende März stimmte die Koenig & Bauer AG (KBA) 1000 Fachbesucher aus Europa und Übersee in ihrem Werk in Radebeul auf die Fachmesse drupa ein, auf der sich vom 3. bis 16. Mai in Düsseldorf die weltweite Druckbranche trifft. Zwar wurde in Radebeul noch nicht alles verraten, doch die Würzburger Druckmaschinenbauer wollen ihrem drupa-Slogan „sprinting ahead“ (an die Spitze sprinten) auch gerecht werden. Auf dem 3500 Meter großen KBA-Messestand, so hieß es, werde man besonders viele Neu- und Weiterentwicklungen sehen.
Neue Wachstumsimpulse und ein Ende des Investitionsstaus – die schwächelnde deutsche Druckindustrie setzt große Hoffnungen auf ihre Weltleitmesse. „Die ganze Branche wartet mit Spannung auf die drupa“, sagte der Geschäftsführer des Fachverbands Druck- und Papiertechnik im Branchenverband VDMA, Markus Heering, am Dienstag in Frankfurt. Die unsichere konjunkturelle Lage habe das Investitionsverhalten der Kunden zuletzt gebremst.
Wegen der Staatsschuldenkrise im Euroraum hätten die Banken zudem nur sehr zurückhaltend Kredite vergeben. „Es ist wichtig, dass die Messe gerade jetzt stattfindet nach einer vierjährigen Durststrecke“, betonte drupa-Präsident Bernhard Schreier. Schreier ist Vorstandschef des defizitären Weltmarktführers Heidelberger Druckmaschinen. Noch nie seien die finanziellen Rahmenbedingungen so schwierig gewesen wie heute und der Ausblick so unsicher. Gerade deshalb sei es wichtig, dass die Messe jetzt komme und als Signalgeber für neue Technologien diene. Trotz der jüngsten Krisen sieht sich die deutsche Drucktechnik weiter als weltweit führend. Die Aussteller erhofften sich von der Leitmesse, die nur alle vier Jahre stattfindet, dass die jüngsten Investitionsstaus aufgelöst werden, so Heering. Nach einem Plus von fünf Prozent im vergangenen Jahr erwarte die Branche 2012 ein eher etwas schwächeres Wachstum. Denn die Wolken am Konjunkturhimmel seien zuletzt wieder dunkler geworden. Heering: „Der Auftragseingang lag im Zeitraum Dezember 2011 bis Februar 2012 um elf Prozent niedriger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.“
Die deutsche Druckmaschinenbranche steckt seit Jahren in der Krise. Ende 2011 schreckte die Insolvenz des Augsburger Druckmaschinenherstellers manroland die Branche auf. Und Heidelberger Druck reagierte auf die schwarzen Zahlen mit einem Sparprogramm: Der Konzern will in den kommenden Jahren weiter weiter kräftig Stellen streichen.
Auch Koenig & Bauer hat harte Jahre hinter sich, musste Personal abbauen. Doch die Würzburger scheinen besser als ihre beiden Wettbewerber durch die Krise gekommen zu sein: 21 Prozent mehr Neubestellungen und ein fast verdoppelter Auftragsbestand – die Zeichen bei KBA stehen wieder auf Wachstum. Doch gegen einen der Hauptgründe für die nach wie vor schwache Nachfrage sind auch sie nicht gefeit: Die Branche ist wie keine andere vom Strukturwandel von Print hin zu elektronischen Medien betroffen. Ganz besonders deutlich zeigen das die USA. Die US-Zeitungsindustrie investiere seit Jahren kaum noch in Print, kritisierte denn auch KBA-Vorstandschef Claus Bolza-Schünemann in Frankfurt.
Der Online-Hype verstelle oft den Blick auf wirtschaftliche Fakten, etwa, dass die Zeitungs- und Magazinverlage noch immer weit mehr als zwei Drittel ihres Umsatzes und einen noch größeren Teil des Gewinns mit gedruckten Medien erzielten, sagte Bolza-Schünemann. „Auch im Mediengeschäft sollte man im zuweilen blinden Vertrauen auf eine glorreiche Online-Zukunft die Kuh nicht verhungern lassen, die einen aktuell ernährt.“
So ist zwar die Zahl der Kunden für die Druckindustrie in den letzten Jahren gesunken. Das Druckvolumen weltweit ist aber gestiegen, vor allem dank des Booms in Schwellenländern Asiens und Südamerikas. Davon wolle künftig auch KBA stärker profitieren, sagte der Vorstandschef bereits zu Jahresanfang gegenüber dieser Zeitung.
Und Verbandschef Heering legte am Dienstag nach: „China ist zum weltgrößten Markt für Druckprodukte geworden. Das spiegelt sich auch in den deutschen Exporten wider, die 2011 erstmals mit 1,1 Milliarden Euro die Milliarden-Marke überschritten haben.“ Es gibt also doch noch Hoffnungsschimmer für die Branche: Die drupa 2012 ist mit über 1850 Ausstellern aus mehr als 50 Ländern ausgebucht.