Die Nachfrage seitens der Verbraucher nach klimaneutralen Erzeugnissen wächst. Das hat auch der Bundesverband Druck und Medien (BVDM) erkannt: Seit 2007 unterstützt der Verband mit seiner Klimainitiative deutsche Druckereien dabei, ihre Treibhausgasemissionen durch einen CO2-Rechner zu ermitteln, zu reduzieren und zu kompensieren.
Rund 30 Betriebe aus Bayern sind an der Initiative beteiligt, davon fünf aus Unterfranken. Mit dabei sind unter anderem die Druckhaus Mainfranken GmbH und die Schleunungdruck GmbH in Marktheidenfeld (Lkr. Main-Spessart). Auch die Flyeralarm GmbH aus Würzburg ist seit 2010 Teil der Initiative.
Wie das Unternehmen diese Woche berichtete, haben Kunden der Online-Druckerei seitdem mithilfe der Option "Klimaneutraler Druck" über 100 000 Tonnen des klimaschädlichen Gases Kohlendioxid (CO2) ausgeglichen. Laut Geschäftsführer Thorsten Fischer entspreche dies der Menge, die ein Auto bei mehr als 13 900 Erdumrundungen entlang des Äquators ausstößt.
Ausgleichszahlungen fördern Klimaschutzprojekte weltweit
Im Rahmen des "Klimaneutralen Druckens" erwerben die Unternehmen für die verursachten Emissionen eines Druckauftrags sogenannte Emissionsminderungszertifikate aus Klimaschutzprojekten. Die Ausgleichszahlungen für die CO2-Emissionen erfolgen dabei entweder durch die Unternehmen selbst oder wie im Falle von Flyeralarm oder Schleunungdruck durch die Kunden während des Bestellvorgangs. Nach Angaben von Flyeralarm seien durch die Ausgleichszahlungen der Kunden bisher insgesamt mehr als 1,23 Millionen Euro in Klimaschutzprojekte geflossen.
Die Klimainitiative der Verbände Druck und Medien arbeitet dabei eng mit dem Klimaschutzunternehmen Arktik aus Hamburg zusammen. Laut dem Verband stünden bei den zertifizierten Projekten in Ghana, Mali, Taiwan oder Neuseeland "ebenso die ökologischen Belange wie die Bedürfnisse der ansässigen Bevölkerung im Fokus". Ein Projekt sehe beispielsweise die Umstellung auf effiziente Kochöfen in Ghana vor.
Auch andere Branchen bieten freiwillige CO2-Kompensation
Die Option zur freiwilligen Klimakompensation ist nicht nur in der Druckbranche immer öfter anzutreffen. Auch viele deutsche Luftfahrt- und Logistikunternehmen bieten ihren Kunden und Passagieren mittlerweile an, sich an Kompensationsprojekten zu beteiligen.
So können beispielsweise Kunden des Logistikdienstleisters DHL mithilfe eines "Carbon Calculators" online feststellen, welche transportbedingten Emissionen bei ihrem Versand entstehen und gegen einen Aufpreis die CO2-Emissionen ihrer einzelnen Sendungen kompensieren.
Auch die in Sachen Klimabelastung oft kritisierte Reiseindustrie gibt Fluggästen die Möglichkeit, ihre verursachten Emissionen auszugleichen. Bei Lufthansa beispielsweise können Kunden über die Plattform "Comensaid" ihren individuellen Kerosinverbrauch mittels einer Ausgleichszahlung durch weitgehend CO2-neutrale alternative Kraftstoffe ersetzen. Außerdem können die Emissionen eines Fluges durch die Unterstützung eines Aufforstungsprojekts ausgeglichen werden.
Experten: CO2-Ausgleich sollte keine Rechtfertigung für klimaschädliches Verhalten sein
Solch ein CO2-Ausgleich dürfe jedoch keinesfalls eine Rechtfertigung für unverändertes, klimaschädliches Verhalten sein, warnten Experten wie Frank Wolke vom Bundesumweltamt schon in der Vergangenheit. Aus seiner Sicht sollte vielmehr vor jeder Kompensation die Frage stehen, "inwieweit die eigenen Emissionen völlig vermieden oder zumindest vermindert werden können".
Kunden sollten laut Wolke immer auch darauf achten, dass "die Organisationen ihre Vorgehensweisen und Mittelverwendung transparent" machen. Wichtig sei außerdem, dass es "das per Spende geförderte Klimaschutzprojekt ohne individuelle finanzielle Unterstützung nicht gegeben hätte, die Zahlung also zu einer zusätzlichen Emissionsminderung" führe, so Wolke im Dezember gegenüber der Deutschen Presseagentur.
Auch Holger Busch, Hauptgeschäftsführer des Verbands Druck und Medien Bayern, ist sich bewusst: Ernstgemeinter Klimaschutz setze "immer auf drei Säulen: vermeiden, vermindern und ausgleichen". In seinen Augen habe die Druck- und Medienbranche deshalb in Sachen ressourcenschonender Produktion im Vergleich zu vielen anderen Branchen "eine Spitzenposition eingenommen."
Zur Berechnung der Emissionen eines Druckauftrags stellt der BVDM den teilnehmenden Druckereien einen CO2-Rechner zur Verfügung. Dieser berücksichtigt unter anderem alle Materialien, deren Anlieferung, die Nutzung der Maschinen, den Energieverbrauch für die Gebäudetechnik sowie die Anfahrt der Mitarbeiter zum Produktionsort.
Nach Angaben des BVDM müssen alle Betriebe, die den CO2-Rechner einsetzen, sich auch dazu bereiterklären, ihre Energieeffizienz zeitnah überprüfen zu lassen.
Die Unternehmen können freiwillig selbst oder im Auftrag ihrer Kunden den bilanzierten CO2-Wert des Druckauftrags kompensieren, indem sie für die verursachten CO2-Emissionen entsprechende Emissionsminderungszertifikate erwerben.