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MOSKAU
Druck auf Moskau steigt
reda
 |  aktualisiert: 17.12.2014 18:04 Uhr

Der russische Rubel stürzt ins Bodenlose. Daran hat auch eine radikale Anhebung des Leitzinses durch die russische Notenbank nichts geändert. Trotz unterschiedlicher Ursachen erinnert die Situation an die Rubelkrise im Jahr 1998.

Was sind die Hauptgründe für die Talfahrt des Rubel?

Belastet wird der Rubel vor allem durch den Einbruch der Rohölpreise. Energie ist das wichtigste Exportprodukt Russlands. Die Sanktionen des Westens wegen des Ukraine-Konflikts haben die russische Wirtschaft zusätzlich getroffen. Das russische Einfuhrverbot für Lebensmittel aus der Europäischen Union (EU) treibt zudem die Preise nach oben.

Wie wirkt sich der Rubelverfall in Russland aus?

Importierte Waren werden durch den rapide fallenden Wechselkurs teurer. Die steigende Inflationsrate belastet die russischen Verbraucher. Auch werden Investitionen von ausländischen Unternehmen in Russland unattraktiver. Die Kapitalflucht hat deutlich zugenommen. Bei Krediten russischer Unternehmen, die in anderen Währungen aufgelegt wurden, wird die Rückzahlung teurer. Vor allem die Banken haben hohe Auslandsschulden.

Kann man die Lage mit der Russlandkrise 1998 vergleichen?

Vor 16 Jahren konnte die russische Regierung den künstlich gesetzten Rubelkurs nicht länger verteidigen und musste nach der folgenden Abwertung der Währung die Rückzahlung ausländischer Schulden aussetzen. Am 26. August 1998 fiel der Rubel-Kurs im Verhältnis zum US-Dollar an einem Tag um 26,59 Prozent. Auch damals belastete ein niedriger Rohölpreis die russische Wirtschaft. Im Unterschied zu heute war Russland jedoch hoch verschuldet und hatte Defizite im Außenhandel.

Droht Russland der Staatsbankrott?

Die Notenbank verfügte Anfang Dezember über Devisenreserven im Wert von noch 416 Milliarden US-Dollar. Zwar sind sie weiter gesunken, Zahlungsausfälle erscheinen aber unwahrscheinlich. Die Staatsverschuldung liegt im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt mit 13 Prozent im internationalen Vergleich niedrig. In den USA liegt der Schuldenstand bei 108 Prozent. Durch den Verfall des Rubel sind die Risikoaufschläge für russische Anleihen gestiegen, die Refinanzierung des Staates wird teurer.

Wie abhängig ist Russland vom Ölpreis?

Der Staatshaushalt wird zu einem großen Teil von den Einnahmen der Erdölkonzerne wie Gazprom und Rosneft bestritten. Die fallenden Erdölpreise mindern hier die Einnahmen. Ökonomen vermuten, dass Russland langfristig einen Rohölpreis von 100 Dollar je Barrel braucht, um einen ausgeglichenen Haushalt zu behalten.

Kann die Notenbank durch Zinserhöhungen die Währung stabilisieren?

Die Zinserhöhung durch die russische Notenbank, die die Zinsen jüngst um 6,5 Prozentpunkte auf 17 Prozent anhob, hat die Talfahrt nur kurz gebremst. Bereits zuvor waren Interventionen am Devisenmarkt verpufft.

Was kann Russland jetzt noch tun?

Am Mittwoch begann das Finanzministerium damit, einen Teil seiner Devisenreserven zu verkaufen. Dies stützte den Rubelkurs vorübergehend. „Der Druck der Märkte könnte die russische Notenbank zu einer weiteren Leitzinserhöhung veranlassen“, erwartet Commerzbank-Volkswirt Simon Quijano-Evans. Zudem dürfte die Notenbank weiter am Devisenmarkt intervenieren, um die Währung zu stabilisieren. „Auch die Zentralbanken in Westeuropa sollten ein großes Interesse daran haben, dass sich die Turbulenzen im Rubel beruhigen.“

Hat der Rubelverfall auch gute Seiten?

Der schwächere Rubel mildert die negative Wirkung der sinkenden Ölpreise ab. Da Rohöl in Dollar gehandelt wird, erhalten die russischen Rohstoffexporteure mehr Rubel für ein Barrel Rohöl.

 
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