Die traditionelle Neuheitenschau der Nürnberger Spielwarenmesse hat am Dienstag das weltweit größte Treffen der Spielzeugbranche eingeläutet. Vom iPad gesteuerten Rennauto über Puppenmöbel, entworfen von einer echten Prinzessin, bis hin zu Mützen zum selber Häkeln oder bewegungsreichen Outdoorspielen reichte die Bandbreite der Neuerungen, die ausgewählte Hersteller den Medien präsentierten. Die Branche holte sich auch einige Prominente zur Unterstützung. Boxlegende Axel Schulz stieg für den Hersteller Tomy in den Boxring – aber nur in Miniaturform. Mit den Mini-Robotern Blattroborg konnte das Fachpublikum gegen den Profi kämpfen. Wie bei einem Videospiel werden die Roboter über Controller gesteuert und führen die Bewegungen und Schläge der Spieler in Echtzeit aus.
TV-Liebling Checker Can alias Can Mansuroglu verlegte seine Couch auf die Spielwarenmesse und präsentierte einen Experimentierkasten des Kosmos Verlag. Hier wird so einiges gecheckt. Zum Beispiel, dass elektrische Ladung nicht nur Checker Cans Haare zu Berge stehen lässt, sondern auch einen Wasserstrahl verbiegen kann. Sängerin Lena Meyer-Landrut kam nach Nürnberg, um die Neuauflage des elektronischen Fellknäuels Furby von Hasbro zu knutschen.
Und zum 50. Geburtstag von Carrera, Marktführer im Autorennbahn-Bereich, gab die Kultband Yello ihren Song „The Race“ zum Besten. Auch Maja Prinzessin von Hohenzollern zeigte höchstpersönlich, welches Spielzeug sie für kleine Prinzen und Prinzessinnen kreiert: Rosa Puppenwägen, wiehernde weiße Schaukelpferde und romantische Spielzelte, die von der Firma Knorrtoys aus Michelau (Lkr. Lichtenfels) produziert und vertrieben werden. Dass Spielwaren auch im Jahr 2013 nicht unbedingt digital sein müssen, zeigen eine Reihe von Herstellern. „Klassisches Spielzeug wird immer einen Markt haben“, ist sich Fabian Gruber von Toy Company sicher. Mit dem Outdoor-Wurfspiel „Targit“ will der Hersteller mit Hauptsitz in Hongkong Kinder vom PC weglocken. Playmobil aus Zirndorf bei Nürnberg präsentiert die erste Playmobilfigur zum Anziehen. „Wir haben unsere Figuren dafür verschlankt“, berichtet Produktentwickler Bernhard Hane. Auch in Zukunft will der Spielwarenhersteller ohne elektronischen Schnickschnack auskommen: „Die Figur steht bei uns im Mittelpunkt. Unser Credo ist das Rollenspiel.“ Ein Schwerpunkt der Messe sind digitale Spielwelten: „Toys 3.0 _ The Next Generation.“ Neben Konsolen bringen mobile Endgeräte mit Applikationen zusätzliche Funktionen ins Spiel. So hat Gigo ein futuristisches Auto konstruiert, das sich mittels iPad oder iPhone steuern lässt. Laut einer Umfrage des Marktforschungsunternehmens ikonkids & youth zeigt, dass die Acht- bis 30-Jährigen aus Deutschland, Großbritannien, USA, Südkorea und Brasilien komplett mit elektronischen Spielwaren sozialisiert sind.
96 Prozent der Befragten gaben an, auf elektronischen Geräten wie Konsolen, Computern und Smartphones zu spielen. Dennoch bleiben die Studienteilnehmer mit 90 Prozent auch den klassischen Spielwaren treu. Darauf hofft auch Schleich, Spielfigurenhersteller aus Schwäbisch Gmünd (Baden-Württemberg). Mit Schlümpfen, Eiselfen und Drachenrittern hofft das Unternehmen, im Kinderzimmer Bestand zu haben. „Wir sind dem klassischen Aufstellspielzeug verschrieben“, erklärt Klaus Weißhaar, Schleich Produktmanager. „Aber wir werden die Dinge beobachten.“
Der Figurenhersteller Bullyland aus Spraitbach geht schon weiter. Basierend auf Dokumentarfilmen hat Bullyland Spielfiguren entwickelt, die jeweils mit QR-Code geliefert werden. Dieser verbindet via Smartphone, Tablet & Co. die Figur mit einem passenden Videoclip. Auf der Spielwarenmesse in Nürnberg zeigen mehr als 2700 Hersteller vom 30. Januar bis 4. Februar, womit sie in diesem Jahr die Kinderherzen erobern wollen. Die Organisatoren der Fachmesse erwarten bis kommenden Montag rund 76 000 Besucher aus aller Welt.