
Markus Merz freut sich, die Ergebnisse des vergangenen Geschäftsjahres der unterfränkischen Volksbanken und Raiffeisenbanken auf der Bilanzpressekonferenz zu verkünden – auch wenn ihm dies angesichts des Ukraine-Kriegs nicht ganz so leicht falle wie sonst, fügt der Präsident des Bezirksverbands Unterfranken an. Trotz globaler Krisen, einer verhaltenen Konjunktur und immer lauter werdenden Inflationsängsten sei das vergangene Jahr gut für die Genossenschaftsbanken gelaufen.
Der Blick in die Bilanz des Verbands zeigt: Das Jahr 2021 ist wahrlich gut gewesen. Ob Gewinn, Kredite, Anlagevolumen oder Zinsüberschuss – überall sind positive Steigerungsraten zu lesen. Einzig die Anzahl der Geschäftsstellen und der Bargeldabhebungen am Geldautomaten (minus 20 Prozent) sind im Vergleich zu 2020 gesunken.
Boom bei den Immobilienkrediten
Die Bilanzsumme der Finanzinstitute stieg um 4,6 Prozent auf 16,7 Milliarden Euro. Der Gewinn liegt mit rund 126 Millionen Euro 5,4 Prozent über dem Vorjahresergebnis. Den Erfolg führt Merz darauf zurück, dass die Banken ihr Geschäftsmodell permanent anpassten. "Diese Veränderungsfähigkeit ist etwas, das uns auch für die Zukunft positiv stimmt", sagt der Bezirkspräsident. Hinzu kommt: Die VR-Banken konnten ihre Kosten in Höhe von 226,2 Millionen Euro im vergangenen Jahr nahezu stabil halten (plus 2,6 Prozent).
Das Volumen der vergebenen Kredite erhöhte sich im vergangenen Jahr um 7,3 Prozent auf 9,2 Milliarden Euro. Davon verteilen sich 3,9 Milliarden Euro auf Privatkunden und 5,1 Milliarden Euro auf Firmenkunden. Der wesentliche Wachstumstreiber bei der Kreditvergabe sei das Immobiliengeschäft gewesen, so Merz. "Es wollen sehr viele immer noch ihr eigenes Haus bauen", fügt er an. Zudem zögen die allgemein gestiegenen Preise auch höhere Kredite mit sich.
Im Anlagenbereich nehmen Spar- und Sichteinlagen mit 12,6 Milliarden Euro weiterhin den größten Teil ein. Doch es zeichnet sich vermehrt der Wunsch nach zinsunabhängigen Anlagemöglichkeiten ab: Der Nettoabsatz der vermittelten Wertpapiere, Aktien und Fonds verdoppelte sich im Vergleich zum Vorjahr fast auf rund 530 Millionen Euro. Die Genossenschaftsbanken eröffneten im Jahr 2021 für ihre Kundinnen und Kunden bei ihren Verbundpartnern über 10.000 neue Depots.
Vorsicht beim Blick auf das laufende Jahr
Der Zinsüberschuss der unterfränkischen VR-Banken stieg leicht um knapp zwei Prozent auf 242,1 Millionen Euro. Und auch ihre Eigenkapitalbasis stärkten die Finanzinstitute: Das harte Kernkapital betrug mit 1,6 Milliarden Euro im Jahr 2021 rund 92 Millionen Euro mehr als in 2020.
Mit einem Ausblick für das laufende Jahr tut sich Merz schwer. "In diesen Zeiten lässt sich sehr wenig voraussagen", sagt er. "Wir müssen abwarten, wie die Krisen, die Zinsen und die Inflation sich entwickeln." Klar sei jedoch bereits, dass die Genossenschaftsbanken in den kommenden Wochen für jedes Mitglied einen Euro an lokale Vereine der Ukraine-Hilfe spenden. Insgesamt sollen so mehr als 305.000 Euro Spenden zusammenkommen.
Die VR-Banken betreiben derzeit 207 Geschäftsstellen in Unterfranken. In 2020 waren es noch 216, teilweise wurden die Filialen geschlossen oder sie fusionierten. Weitere Schließungen seien derzeit nicht geplant, doch ausschließen könne man es aufgrund wirtschaftlicher Aspekte nicht, so Merz. "Auch wenn wir weiterhin vor Ort bleiben möchten."