Die Saison für die Bilanzpressekonferenzen in der Bankenbranche neigt sich ihrem Ende zu. Traditionell lässt man sich bei der Fürstlich Castell'schen Bank ein wenig mehr Zeit – was den Vorteil hat, die ungeteilte Aufmerksamkeit der Finanzpresse zu bekommen. Und so haben an diesem Mittwochmittag auch Journalisten aus Frankfurt den Weg nach Franken gefunden.
Er sei überzeugt, beginnt Ferdinand Erbgraf zu Castell-Castell, dass der Erfolg der Bank nicht zuletzt der „Verwurzelung in der Region“ zu verdanken sei. Für den erkrankten Hausherrn Johann-Friedrich Fürst zu Castell-Rüdenhaussen leitet er das Pressegespräch in der Bibliothek des Schlosses Rüdenhausen. Die Bank habe 2013 einen Jahresüberschuss von 4,6 Millionen Euro erzielt. „Aus Inhabersicht“, bemerkt der Erbgraf, sei man damit „zufrieden“.
Nun ist Sebastian Klein an der Reihe. Er ist seit April vergangenen Jahres Vorstandssprecher der ältesten Privatbank Bayerns. Vom Bilanzgewinn würde der Großteil, es sind 3,1 Millionen Euro, „in der Bank bleiben“, als Gewinnrücklage. Nun geht es um „Basel III“ – das umfangreiche Reformpaket für die Finanzbranche. Viel Fachchinesisch schwirrt durch den Raum, klar wird, die Castellbank sieht sich für „Basel III“ gerüstet.
Dann berichtet Klein „wofür wir stehen“. Es sind sieben Punkte, die er aufzählt: Kontinuität, asymmetrisches Risikoprofil, eine breite Streuung, Transparenz, Effizienz, stete Liquidität und Loyalität. Kontinuität etwa bedeute: „Vermögenserhaltung hat Vorrang vor der Vermögensmehrung.“ Ein Finanzjournalist fragt, ob das nicht ein wenig „langweilig sei“. Ja, antwortet Klein, man sei vielleicht „bodenständig, „aber dennoch relativ modern“. Die Kunden jedenfalls seien mit dieser Strategie auch im vergangenen Jahr gut gefahren. So habe das Provisionsergebnis der Bank weiter zulegen können.
Ein Minus habe es allerdings beim zweiten Ertragsstandbein, dem Zinsergebnis, gegeben. „Das niedrige Zinsniveau hat uns getroffen, wie alle anderen auch“, sagt Klein. Und bei Firmenkunden gebe es gar einen „fast schon ruinösen Wettbewerb“. An dem habe man sich nicht beteiligt: „Da machen wir nicht mit.“
Kleins Vorstandskollege Klaus Vikuk berichtet von der prosperierenden Wirtschaft Nordbayerns. „Wir stellen fest, dass die Unternehmen in der Region sehr gut aufgestellt sind.“ Gut aufgestellt, das wolle auch die Castellbank bleiben, antwortet er auf die Frage nach möglichen Filialschließungen. Man habe die Kosten natürlich im Blick, doch „keine unserer Filialen ist defizitär“. Also, sagt er, „gibt es da überhaupt keine Pläne“.
Dennoch sei das Thema Kosten eine der Herausforderungen für jede mittelständische Privatbank – neben der Regulierung und dem niedrigen Zinsniveau. Es gebe daher, verrät Vikuk, erste Gespräche mit vergleichbaren Privatbanken über mögliche Kooperationen. Es gehe dabei vor allem um das Erzielen von „Größeneffekten im Backoffice“, konkretisiert Sebastian Klein. Ähnliches habe man vor drei Jahren mit der Auslagerung der IT an den Dienstleister GAD erfolgreich praktiziert. Klar aber sei, betont Klein, man werde auf jeden Fall „die Unabhängigkeit der Bank bewahren“.
Castellbank
Im Jahr 1774 gegründet, ist die Fürstlich Castell'sche Bank, Credit Casse AG die älteste Privatbank Bayerns. Die Bank ist mit insgesamt 291 Mitarbeitern im Privat- und Firmenkundengeschäft sowie bundesweit in der Vermögensanlage tätig. Mit Filialen präsent ist die Castellbank an 17 Standorten in Franken sowie in Heilbronn, Mannheim, München und Ulm. Das Geldhaus befindet sich zu jeweils 50 Prozent im Besitz der Fürstenhäuser Castell-Castell und Castell-Rüdenhausen. Text: md