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BAYREUTH/WÜRZBURG
Die Großen machen's vor: Frankens Bier wird teurer
Jürgen Haug-Peichl
 |  aktualisiert: 03.12.2019 10:21 Uhr

Bier ist wieder mal in aller Munde: Erst die Schlagzeile, dass in Deutschland 2017 so wenig Bier wie seit Jahrzehnten nicht mehr verkauft wurde. Und jetzt, dass die großen Brauereien den Bierpreis erhöhen wollen. Dabei zeichnet sich ab, dass in der Bierregion Franken die eine oder andere kleine Brauerei den Windschatten der Konzerne nutzt.

Schnäppchenpreise sind ein Problem

Schon lange sind Schnäppchenpreise beim Bier von unter zehn Euro pro Kiste der Branche ein Dorn im Auge. Nun haben die großen Brauer erstmals seit rund vier Jahren wieder eine Preiserhöhungsrunde gestartet.

Nach Beobachtung des Fachmagazins „Lebensmittel Zeitung“ sind die Preise für die Kiste Premium Pils derzeit bei vielen großen Handelsunternehmen bereits gestiegen. Marken wie Krombacher, Bitburger, König Pilsener, Radeberger oder auch Veltins würden jetzt nahezu durchgängig in großen Getränkemärkten für 14,79 Euro statt 13,79 Euro oder 13,49 Euro verkauft, hieß es.

Bierland Oberfranken: Die Löhne schmerzen

Für Bernd Sauer in Bayreuth ist klar, dass beim Bier grundsätzlich „Preiserhöhungen notwendig sind“. Der Geschäftsführer des Vereins „Bierland Oberfranken“ mit 173 angeschlossenen Brauereien sieht die Betriebe unter einem gehörigen Kostendruck – ausgelöst vor allem durch die Tatsache, dass die Tariflöhne in der bayerischen Brauwirtschaft zum 1. März um 2,5 Prozent angehoben worden sind.

Auch die teurer gewordene Braugerste trage zum Kostendruck bei, so Sauer. Unterm Strich sei das gerade in den kleinen Brauereien noch handwerklich hergestellte Bier „eigentlich zu billig“.

Unklar, wie die Kleinen genau reagieren

In welchem Maße die fränkischen Brauereien nun mit dem Preis nach oben gehen, darüber hat Sauer keine Kenntnis. „Da sagen die wenig drüber.“ Er habe jedoch beobachtet, dass es bei Frankens Bier in jüngster Vergangenheit immer wieder Preiserhöhungen gegeben habe. Insofern seien die aktuellen Schlagzeilen für ihn nichts Neues.

Ähnlich sieht dies Geschäftsführer Walter König vom Bayerischen Brauerbund in München mit 640 angeschlossenen Betrieben. Die gestiegenen Kosten seien ein Thema, „das viele Brauereien drückt“. Vor allem die Löhne „sind unsere größte Baustelle“.

Wie sehr Preiserhöhungen durchdrücken

Wie Bier-Experte Sauer in Oberfranken geht auch König davon aus, dass die Brauereien im Freistaat „alle einzeln reagieren“, was Preiserhöhungen angeht. Er rechnet vor, dass die Verbraucher pro Kiste Bier 80 Cent mehr hinlegen müssten, wenn eine Brauerei um 50 Cent mit Preis hochgehe. Die Differenz sei das, was der Getränkehandel drauf sattle.

Deutschlandweit wird offenbar heftig an der Preisschraube gedreht. „Viele große Brauer haben seit Mitte Januar ihre Abgabepreise erhöht“, sagte Branchenexperte Niklas Other, Herausgeber des Getränke-Fach-Magazins „Inside“. Die Preiserhöhungen würden nun vom Handel an die Verbraucher weitergegeben.

Getränkehändler: Regionalität zieht

30 bis 50 Cent pro Kiste sind einige Biere aus der Region in jüngster Zeit teurer geworden, hat Getränkehändler Manfred Trunk in Winterhausen (Lkr. Würzburg) beobachtet. Er verzichtet auf die sogenannten Fernsehbiere wie Veltins, Bitburger und Co. Vielmehr vertreibt er nach eigener Aussage Produkte von rund 40 meist kleinen Brauereien in Bayern. Und deren Biere mit einer Preisspanne von 14 bis 16 Euro pro Kiste seien in steigendem Maße gefragt, hat Trunk beobachtet. Regionalität sei eben populär.

Pax-Chef: Preiserhöhung ist überfällig

Darauf setzt auch Andreas Seufert, Chef der Pax Bräu in Oberelsbach (Lkr. Rhön-Grabfeld) mit zwei Mitarbeitern. Zwar habe er aus diversen Gründen seinen Bierpreis in letzter Zeit nicht erhöhen müssen, doch grundsätzlich sei ein Preisanstieg gerade für kleine Brauereien „ein längst überfälliger Schritt“. Die Großen in der Branche hätten die Preise kaputt gemacht. Wenn sie jetzt ihre Produkte teurer machen, rechnet Seufert damit, dass sich so manche kleine Brauerei aus der Region in diesen Windschatten stellt. (Mit Informationen von dpa.)

 
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