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WASHINGTON
Die Frau, die über den Dollar herrscht
Michael Deppisch
Michael Deppisch
 |  aktualisiert: 07.01.2014 19:14 Uhr

Erstmals rückt eine Frau an die Spitze der US-Notenbank. Der Senat in Washington stimmte für die Berufung von Janet Yellen als neue Vorsitzende der Federal Reserve (Fed). Sie wird damit Nachfolgerin von Ben Bernanke, der Ende Januar ausscheidet. Als Chefin der Notenbank der weltgrößten Volkswirtschaft verfügt die 67-Jährige über enormen Einfluss, die Entscheidungen der Fed haben oft globale Auswirkungen.

Die US-Wirtschaft brummt wieder, die Arbeitslosenquote sinkt – das klingt, als dürfte auf die kommende Vorsitzende der US-Zentralbank ein leichter Start zukommen. In Wirklichkeit steht der 67-jährigen Janet Yellen bereits in den nächsten Monaten ein heikler geldpolitischer Balanceakt bevor: Sie muss nach langen Jahren der Politik des extrem billigen Geldes eine Wende vollziehen – ohne dabei das zarte Pflänzchen des Konjunkturaufschwungs zu beschädigen.

Zwar hat ihr bisheriger Chef vor Wochen bereits mit aller Behutsamkeit erste Schritte eingeleitet. Demnach sollen die milliardenschweren Anleihekäufe wenigstens ein kleines bisschen zurückgefahren werden. Doch auf Yellen kommt in den nächsten Monaten die delikate Herausforderung zu, die US-Wirtschaft nachhaltig von der Phase der faktischen Nullzinsen zu entwöhnen.

Allerdings: Yellen dürfte bestens vorbereitet sein für ihren Job – der im Grunde so neu für sie gar nicht ist. Denn immerhin diente sie fast vier Jahre lang als treue Dienerin ihres Herrn Ben Bernanke, dem Fed-Chef, der im Februar abtritt. Wie Bernanke gilt die bisherige „Frau im Hintergrund“ als Anhängerin einer Geldpolitik ohne Risiko und ohne Experimente. Im Klartext: Ganz langsam und behutsam soll der Geldhahn gedrosselt werden.

Bereits als Präsident Barack Obama sie vor Monaten offiziell für das Amt nominierte, machte Yellen im Kern ihre Strategie deutlich: Die aktuelle Nullzinspolitik und die massiven Anleihekäufe, die langfristige Zinsen drücken und Investitionen befeuern sollen, werden nur unter bestimmten Bedingungen effektiv zurückgefahren: Die Arbeitslosigkeit muss weiter zurückgehen – und die Konjunktur muss sich als robust genug für den Entzug erweisen. Die Sorge vor Inflation und Spekulationsblasen sei für sie nachrangig, heißt es über sie. Dabei startet Yellen mit einem kleinen Schönheitsfehler ins Amt: Es ist in Washington kein Geheimnis, dass sie nicht Obamas erste Wahl war. Der hatte ursprünglich seinen Weggefährten Larry Summers im Auge.

Yellens Karriere ist steil und makellos. Geboren 1946 im New Yorker Stadtteil Brooklyn, machte sie 1967 ihren Uni-Abschluss mit der Spitzennote „summa cum laude“. 1971 erhielt sie ihren Doktortitel von der renommierten Yale-University. 1994 holte sie Präsident Bill Clinton als Notenbankgouverneurin zur Fed, 1996 machte er sie dann zu seiner Top-Wirtschaftsberaterin im Weißen Haus. 2004 wurde sie Präsidentin der Zentralbank in San Francisco. 2010 schließlich nominierte Obama Yellen zur Vize-Chefin der Fed.

Yellen, die mit dem Wirtschafts-Nobelpreisträger George Akerlof verheiratet ist, gilt als bienenfleißige Perfektionistin. Zudem wird der weißhaarigen Frau, die öffentlich eher leise und zurückhaltend auftritt, immense Führungsstärke samt der nötigen Härte zugesprochen. „Eine kleine Lady mit einem großen IQ“, heißt es in Washington respektvoll über sie.

 
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