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BERLIN
Die Flughafenpleite von Berlin
Koffer in Berlin: Test-Gepäckstücke vor dem Check-In von Air Berlin auf dem künftigen Flughafen Berlin Brandenburg International.
Foto: dpa | Koffer in Berlin: Test-Gepäckstücke vor dem Check-In von Air Berlin auf dem künftigen Flughafen Berlin Brandenburg International.
Von unserem Mitarbeiter Dominik Mai
 |  aktualisiert: 09.05.2012 19:24 Uhr

Hektisches Treiben herrscht am Berliner Flughafen Tegel. Passagiere suchen verzweifelt ihre Abflugschalter, Stewardessen hetzen durch die Gänge. Dass hier eigentlich schon in drei Wochen Schluss mit dem Flugbetrieb sein sollte, ist auf den ersten Blick kaum zu erkennen. Dafür aber deutlich zu hören – denn am Tag nach der Absage des Eröffnungstermins des neuen Berliner Großflughafens gibt es nur ein Gesprächsthema unter Mitarbeitern und Passagieren.

Eigentlich sollte Anfang Juni in Tegel Schluss sein: Alle Flüge von und nach Berlin sollten dann über den neuen Hauptstadtflughafen Berlin Brandenburg (BER) in Schönefeld abgewickelt werden. Doch am Dienstag kam die überraschende Wende: Die Flughafengesellschaft teilte mit, dass sich der Start des Großflughafens wegen Problemen beim Brandschutz um mehrere Monate verschieben wird. Es ist nicht die erste Verzögerung des Milliardenprojektes und bedeutet für den Flughafen Tegel, dass der Flugbetrieb vorerst an dem Ort weitergeht, der einst zur Unterstützung der Berliner Luftbrücke gebaut wurde.

Für das Personal kommt die Nachricht von der Verzögerung nicht überraschend. „Viele von uns haben schon damit gerechnet, dass die nicht rechtzeitig fertig werden“, sagt einer, der in Tegel für den Gepäcktransfer zuständig ist. Einigen Mitarbeitern und Geschäften sei bereits gekündigt worden. „Wie es nun weitergeht, wissen wir alle noch nicht.“ Das fragt sich auch die Mitarbeiterin einer Fluggesellschaft. „Tegel kann das alles jetzt gar nicht auffangen“, meint sie. Denn am neuen Hauptstadtflughafen sollten auch Fluggesellschaften landen, die bisher Berlin überhaupt nicht anfliegen.

Lufthansa und Air Berlin haben bereits angekündigt, an allen geplanten Flügen festhalten zu wollen. Starten und landen sollen die Maschinen wie bisher vom Flughafen Tegel, Easyjet will den Verkehr über den alten Flughafen Schönefeld abwickeln. In Tegel stört das viele nicht – denn sie arbeiten gern dort. Der Flughafen sei zentrumsnah und irgendwie gemütlich, sagt eine Mitarbeiterin eines Reisebüros. „Ich bin wie viele Kollegen froh, dass ich noch etwas hier bleiben kann“, sagt sie. Die Wege am neuen Großflughafen seien einfach zu lang.

Das sieht Martine Ladd, Verkäuferin in einem kleinen Laden, anders. Sie freut sich schon seit Monaten auf dem Umzug nach Schönefeld. Vor zwei Tagen war sie selbst am neuen Großflughafen auf einer Schulung. Viele Läden seien bereits fertig. „Das wird gigantisch“, sagt sie. Dadurch bekomme Berlin internationales Flair. Natürlich sei es für die Unternehmen schwer, jetzt alles umzuplanen. „Die Lager für Schönefeld sind voll, die für Tegel leer“, erklärt sie. Gastronomen müssten bereits gekaufte Lebensmittel wegwerfen.

Unterdessen wächst der Druck auf den Flughafen-Aufsichtsratschef, Berlins Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit. Er will an diesem Donnerstag eine Regierungserklärung abgeben. Zudem gibt es von betroffenen Firmen Forderungen nach Schadensersatz. Flughafenchef Rainer Schwarz hat Rücktrittsforderungen bereits zurückgewiesen.

Wenn es nach Karin Kozany geht, dann könnte das noch ewig dauern mit dem neuen Airport. Die Berlinerin kommt gerne nach Tegel. „Die schönsten Flughäfen wie vor ein paar Jahren schon Tempelhof machen die einfach kaputt“, sagt die ältere Dame. Aber peinlich sei diese Verzögerung schon, fügt sie hinzu: „Typisch für Berlin eben.“

 
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