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FRANKFURT
Die Börse ist nicht zu bremsen
Kursrallye: Ein kleiner Bulle aus Plastik im Handelssaal der Frankfurter Börse. Der Bulle ist das Symbol für den Aufwärtstrend an der Börse, und der dauert nun schon eine ganze Zeit lang.Frank Rumpenhorst, dpa
Foto: Foto: | Kursrallye: Ein kleiner Bulle aus Plastik im Handelssaal der Frankfurter Börse. Der Bulle ist das Symbol für den Aufwärtstrend an der Börse, und der dauert nun schon eine ganze Zeit lang.Frank Rumpenhorst, dpa
reda
 |  aktualisiert: 19.10.2020 09:34 Uhr

Die Anleger reiben sich verwundert die Augen: In nur drei Monaten ist der Dax um weit mehr als zwanzig Prozent gestiegen und hat einen Rekord nach dem nächsten aufgestellt. Damit hat er das beste Quartal seit 2003 hinter sich. Ist das noch normal? Oder droht eine Blase?

Warum sind die Kurse so stark gestiegen?

Das liegt vor allem an der Geldpolitik der Notenbanken. Im Kampf gegen das schwache Wirtschaftswachstum und die zu niedrige Inflation hat die Europäische Zentralbank (EZB) den Geldhahn weit aufgedreht. Anfang März begann sie, im großen Stil Staatsanleihen aus der Eurozone aufzukaufen. Die Währungshüter pumpen so monatlich 60 Milliarden Euro in die Märkte. Im Idealfall sollen die Banken das frische Geld in Form von Krediten an Unternehmen und Verbraucher weitergeben. So soll die Konjunktur angekurbelt werden. Ein großer Teil des Geldes landet allerdings auch an den Aktienmärkten. Zudem schwächelt der Euro, wovon die auf Export ausgerichtete deutsche Wirtschaft in besonderem Maße profitiert, denn Waren werden dadurch im Ausland billiger.

Warum investieren die Anleger ausgerechnet in Aktien?

Weil sie dort noch eine der wenigen Möglichkeiten sehen, eine ordentliche Rendite zu erzielen. Mit Sparkonto und Tagesgeld ist das angesichts der aktuellen Minizinsen kaum möglich - auch das eine Folge der Geldpolitik der Notenbank. Experten sprechen von einem Anlagenotstand.

Kann der Dax noch weiter zulegen?

Nach Meinung einiger Börsianer schon. Denn neben der EZB verfolgen die meisten anderen großen Notenbanken ebenfalls eine extrem lockere Geldpolitik, um ihre wachstumsschwachen Volkswirtschaften zu stützen. Den Anlegern bieten sich deshalb auch im Ausland kaum lohnende Alternativen zum Aktienkauf. Die Analysten der DZ Bank sehen den Dax am Jahresende bei 12 500 Punkten. Das wäre nochmals ein Plus von gut 500 Punkten.

Sind die Anleger zu euphorisch? Droht gar eine Blase?

Experten warnen schon seit längerem vor einer Übertreibung am Aktienmarkt, auch die DZ Bank. „Die Kursrally am Aktienmarkt ist nicht mehr gesund“, erklärte Analyst Christian Kahler schon vor zwei Wochen, hob aber im gleichen Atemzug sein Jahresziel für den Dax an. Denn es gibt weiterhin kaum Anlagealternativen, die ordentlich Gewinn abwerfen.

Welche Aktien sind besonders gut gelaufen? Wer hat verloren?

Zu den Spitzenreitern gehören die Aktien des Pharmakonzerns Merck KGaA, des Chemiekonzerns BASF und des Autobauers Volkswagen, die jeweils ein Drittel an Wert zulegen konnten. Neben dem günstigen Eurokurs half auch der niedrige Ölpreis. Dax-Verlierer sind die Papiere der Versorger RWE und E.ON, die von der Energiewende ausgebremst wurden, sowie die Aktie der Lufthansa.

Welche Anleger profitieren vom Dax-Rekordlauf?

Das sind vor allem die sogenannten institutionellen Investoren, also Fonds und andere Profianleger. Dagegen sind Aktien bei Privatleuten nach den schlechten Erfahrungen der Dotcom-Blase und der Finanzkrise verpönt. Nach Angaben des Deutschen Aktieninstituts hatten im vergangenen Jahr nur noch 8,4 Millionen Menschen in Deutschland Geld in Aktien oder Aktienfonds angelegt – annähernd 4,4 Millionen weniger als beim Höchststand im Jahr 2001.

Wie entwickeln sich ausländische Börsen?

Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 liegt rund 15 Prozent im Plus. Dagegen ist der US-Leitindex Dow Jones Industrial kaum von der Stelle gekommen. Der Grund: Die amerikanische Notenbank bereitet die Finanzmärkte dank der wirtschaftlichen Erholung in den USA behutsam auf die erste Leitzinsanhebung seit der Finanzkrise vor.

 
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